Der Schacht
Kritik

Der Schacht (2019) – kurz & schmerzhaft

Netflix‘ Der Schacht bietet eine grimmige Parabel über die menschliche Gier und den Wohlstand auf Kosten anderer. Wir haben uns für euch in den Schacht begeben.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:
VÖ:

El Hoyo
Spanien
94 Minuten
Galder Gaztelu-Urrutia
David Desola, Pedro Rivero
Ivan Massagué, Zorion Eguileor u.a.
Seit 20.03.2020 auf Netflix

Inhalt

Goreng erwacht in einem fensterlosen, großen Raum aus Beton; mit zwei Betten, einer Waschgelegenheit – und zwei großen Öffnung an der Decke sowie im Boden. Er befindet sich auf der 48. Ebene. Der Blick nach unten offenbart kein Ende. Ein älterer Mann, sein Zimmergenosse, erklärt ihm, dass sich auf jeder Ebene immer zwei Personen befinden und ihnen das Essen mittels einer Plattform serviert wird. Während jene zwei Personen auf Ebene eins noch eine üppig bestückte Tafel genießen können, bleibt allen unter ihnen nur das, was die jeweils oberen Ebenen noch übrig lassen. Doch jeden Monat wechseln die Personen die Ebenen und haben keine Ahnung, wo sie aufwachen werden…

kurz & schmerzhaft

Der spanische Horrorfilme Der Schacht erinnert einen mit seinem Konzept unweigerlich an Cube. Auf die Fallen muss man zwar verzichten, aber dafür weicht der Hochglanz-Würfel einem richtig räudigen, hunderte Geschosse tiefen Schacht. Allein schon dieses dreckige, triste Setting macht einiges der Atmosphäre des Films aus.

Regisseur Galder Gaztelu-Urrutia kombiniert seinen High-Concept-Horror mit einer wenig subtilen Kritik an der Klassengesellschaft und fehlender Solidarität. Doch auch wenn angeprangerte Missstände mit dem Vorschlaghammer in die Köpfe des Publikums gehämmert werden, tut das der Wirkung keinen Abbruch. Der Schacht ist ein Gedankenexperiment zur Conditio humana und das Ergebnis ist wie zu erwarten erschütternd. Gerade in Zeiten von Corona komme ich nicht umhin, bei der nach nur wenigen Ebenen leergeräumten Tafel an eben solche Supermarktregale zu denken. Es fällt dementsprechend nicht schwer dem pessimistischen Menschenbild von Der Schacht resigniert zuzustimmen.

Fesselnd, grimmig und mit einer starken Message.

 

Gesamteindruck

Rating: 4 von 5

Bildquelle: Der Schacht © Netflix

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?