Cube (1997) – Review

oder: der Tod in geometrischen Formen.
Originaltitel: |
Cube Kanada 90 min Vincenzo Natali André Bijelic, Graeme Manson |
Inhalt
Sechs Personen finden sich in einem riesigen Würfel wieder, der wiederum aus vielen einzelnen würfelförmigen Räumen besteht. Sie haben keine Erinnerung daran wie sie hier her gekommen sind, merken aber bald, dass einige Räume mit tödlichen Fallen versehen sind.
Hintergründe
Wer Mathe in der Schule immer schon gehasst hat und heilfroh ist, wenn er nie mehr etwas damit zu tun haben muss, sollte die nächsten Absätze besser überspringen, denn wir knöpfen uns die Mathematik von Cube vor. Für alle Mathebegeisterten kann ich „Math Goes to the Movies“ von Burkard Polster und Marty Ross empfehlen, auf welches ich mich für die folgenden Ausführungen stützen werde.
Der Cube wurde vom Mathematik-Professor David W. Pravica entworfen, der dem Team auch während der Dreharbeiten mit Rat und Tat zur Seite stand. Ich werde jetzt nicht komplett ins Detail gehen, wie die Mathematik in Cube funktioniert, sondern nur soweit, damit das Prinzip dahinter verstanden werden kann. Ich werde mir Mühe geben[1]. Selbstverständlich enthalten folgende Ausführungen Spoiler darüber wie der Cube funktioniert.
Und das, meine Damen und Herren, sind die mathematischen Grundprinzipien von Cube.
Das Team vom zweiten Teil hat sich übrigens auch an Professor Pravica gewendet. Diese wollten allerdings nur ein paar Formeln haben, die sie an die Wand schreiben können. Tja, so viel dazu.
[1] Sollte ich irgendwelche Fehler machen, freue ich mich über Korrekturen.
Kritik
Nachdem Ausflug in die Mathematik, der für manche vielleicht ohnehin schon Horror genug war, kommen wir nun zum cineastischen Horror und auch hier hat Cube einiges zu bieten.
Es ist kein Zufall, dass die Mathematik hier eine große Rolle spielt und es mir am Herzen lag darauf einen Fokus zu legen. Denn die Welt von Cube ist komplett durchdesignt. Hier herrschen weder die runden, gewachsenen Formen der Natur, noch vom Menschen funktionalisierte Strukturen. Diese Welt ist rein logisch-mathematisch.
Regisseur Vincenzo Natali und sein Team haben versucht dies auch im Setting und in der Inszenierung spürbar zu machen. So wie ein Würfel sechs Seiten hat, haben wir auch sechs Charaktere und geplante, sechs Farben (das Budget ließ leider nur fünf zu). Leavens Brillengläser brechen im selben Muster, wie dem an der Wand der Räume. Nichts hier soll zufällig oder willkürlich sein und das ist einfach sehr gut gelungen.
Diese Welt hat etwas unfassbar Kaltes, Bedrohliches an sich. Worth sagt im Film:
Nobody is in charge. It, it’s a headless blunder operating under the illusion of a master plan. Can you grasp that? Big Brother is not watching you.
Dazu kommt dann noch eine unheimliche Ästhetik der Fallen, insbesondere des Sounddesigns und wo wir gerade schon bei Klängen sind: der Soundtrack ist göttlich. Dieser ist im Gegensatz zum sehr melodiösen Klang der Fallen, absolut disharmonisch und erzeugt dadurch einen Kontrast, der sehr gut das Verhältnis zwischen Würfel und den Protagonistinnen widerspiegelt.
Abgesehen von den originellen Fallen und der bedrohlichen Atmosphäre sind die Charaktere in so einem Kammerspiel natürlich das um und auf. Hier folgt man ziemlich stark den üblichen Konventionen. Die Charaktere, die alle nach Gefängnissen benannt wurden, sind eindeutig so entworfen, um eine angespannte Gruppendynamik erzeugen zu können. Ihre Charakterentwicklung ist absehbar und die Sympathieträger schnell ausgemacht. Die schauspielerischen Leistungen sind dabei Großteils solide bis auf das Overacting von Maurice Dean Wint, das insbesondere zum Ende hin nur schwer zu ertragen ist. Schwächen des Filmes findet man dementsprechend in erster Linie hier. Nichtsdestotrotz, und das ist sehr wichtig für einen Horrorfilm, sind die Charaktere sympathisch genug, dass man mit ihnen mitfiebert. Dies liegt vor allem auch an den teilweise grandiosen Dialogen.
Unterm Strich ist dem Kanadier Vincenzo Natali hier mit minimalstem Budget ein großartiger Debütfilm gelungen. Eine geniale Idee, ein wunderschönes Setdesign und eine spannende Inszenierung mit ganz viel Mathe machen Cube zu einem der besten Horrorfilme aller Zeiten.
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Story | ![]() |
Bildquelle: Cube © Constantin Film
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