The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte (2019) – Review
Mit The Mortuary hielt Ryan Spindell Wort, als er versprach uns einen hochwertigen Horrorfilm mit wenig Budget zu liefern. Wir haben uns in einem Sarg versteckt und in die Leichenhalle von Montgomery Dark begeben, um herauszufinden, ob uns seine Geschichten das Fürchten lehren.
Originaltitel: | The Mortuary Collection |
Land: | USA |
Laufzeit: | 108 Minuten |
Regie: | Ryan Spindell |
Drehbuch: | Ryan Spindell |
Cast: | Tristan Byon, Eden Campbell, Hannah R. Loyd u.a. |
VÖ: | Seit 22.10.2020 im Kino |
Inhalt und Hintergründe
Der kauzige Bestatter des Dörfchens Ravens End sucht eine Aushilfe, da sich langsam das Alter bemerkbar macht. Die junge Sam bewirbt sich auf die vakante Stelle und zeigt sich beeindruckt von seiner Sammlung an Aufzeichnungen zu jedem Todesfall, den er je bearbeitet hat. Nach und nach erzählt er ihr einige Geschichten der skurrilsten, traurigsten und schrecklichsten Schicksale seiner „Kunden“.
The Mortuary entstand unter ungewöhnlichen Umständen. Regisseur Ryan Spindell startete 2014 eine Kickstarter-Kampagne, in der er versprach, für nur 55.000 Dollar eine Horrorfilm-Anthologie auf Hollywood-Niveau zu produzieren. Erstes Ergebnis dieser Kampagne war der rund 20 Minuten lange The Babysitter Murders, der auf diversen Festivals gefeiert wurde. Als kurz danach noch das übrige Geld zusammenkam, konnte die Produktion zu The Mortuary starten. Mit an Bord war auch Sympathieträger Clancy Brown (Die Verurteilten), der in seiner Rolle als Bestatter und düsterer Märchenonkel Montgomery Dark sichtlich Spaß hatte, während der Film ansonsten eher auf unbekanntere Darsteller setzt.
Kritik
Bei The Mortuary handelt es sich um eine klassische Anthologie, also kleine Geschichten, die eingebettet in eine Rahmenhandlung ein großes Ganzes ergeben. Die einzelnen Episoden sind allesamt von hoher Qualität und mit viel Liebe produziert, so wirken Kostüme, Sets und auch die reichlich vorhandenen blutigen Effekte sehr hochwertig und sind von Hand gemacht. Die einzelnen Storys variieren zwar in Laufzeit und Komplexität, das fängt The Mortuary aber geschickt auf, so kommentiert Sam etwa nach der ersten Geschichte „Wie? Das war alles? Etwas mehr hätte es schon sein dürfen“. Die zweite Story namens Unprotected schaltet dann auch direkt einen Gang hoch und ist eine Hommage zum Niederknien an die Serie The Twilight Zone. So steigert sich der Film von Story zu Story, um sich mit der letzten Geschichte The Babysitter Murders in einem saftigen Twist zu entladen.
Der Hauptschauplatz, das Bestattungsinstitut, wirkt über die ganze Laufzeit wie eine Art verwunschener Ort, der – wie sein Besitzer – in der Zeit stehen geblieben zu sein scheint. So liegen überall uralte Instrumente herum und von der Zeit gezeichnete Bücher fristen ihr Dasein in den Regalen. Dadurch gewinnt der Film enorm an Atmosphäre und wird niemals langweilig, da es zahllose Details zu entdecken gibt. Bereits im Hause des Bestatters fällt auf, dass The Mortuary voll von schwarzem und makabrerem Humor ist und selbst im späteren Verlauf vor dem genüsslichen Verzehr gegrillter Kinder nicht Halt macht. Der Film geizt ebenso nicht mit blutigen Splattereinlagen, die sich zu keinem Zeitpunkt vor denen größerer Produktionen zu verstecken brauchen. Explodierende Genitalien, gebrochene Wirbelsäulen oder eine Liebe, die über den Tod hinausgeht: Ryan Spindell bietet das komplette Programm an Ekel und Abscheu an.
Fazit
The Mortuary ist ein abgrundtief finsteres Gruselmärchen, frisch und unverbraucht inszeniert, das seinen eigenen Weg geht. Ryan Spindell biedert sich weder großen Produktionen an, noch setzt er auf genretypische Klischees oder massenhafte Jumpscares, um seinen Film in Gang zu bekommen. Die üblichen Vorurteile gegenüber Anthologien, treffen hier zu keinem Zeitpunkt zu und daher ist der Film eine klare Empfehlung an alle Freunde des Makabren und in jedem Fall ist The Mortuary ein äußerst unterhaltsamer Horrorstreifen.
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Bildquelle: The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte © Capelight