Horrorfilme aus Asien in den 2010ern – Empfehlungen aus der Redaktion
Wir werfen heute einen Blick zurück in die letzte Dekade und haben zehn Horrorfilm-Tipps aus Asien für euch. Viel Spaß!
Im Januar haben wir euch dreizehn Horrorfilme aus den 2010ern empfohlen, die man unserer Meinung nicht verpassen sollte. Bei nur dreizehn Titeln blieb natürlich vieles auf der Strecke, was erwähnenswert gewesen wäre. Daher haben unsere Asia-Horror-Fans Jana und Florian für euch jeweils fünf besondere Empfehlungen aus Asien für euch parat, die definitiv einen Blick wert sind.
Janas Empfehlungen
Miss Zombie (2013, Japan)
Eines Tages erhält Dr. Teramoto (Toru Tezuka) per Post einen großen Käfig mit einem domestizierten Zombie namens Shara (Ayaka Komatsu) und dazugehöriger Bedienungsanleitung. Außerdem enthält das Paket eine Waffe, falls etwas schief geht. Sharas Ankunft in der japanischen Nachbarschaft wird kontrovers diskutiert, ist es doch nicht ganz legal, sich einen Zombie zu halten. Doch Teramotos Ehefrau Shizuko (Makoto Togashi) treibt den scheinbar emotionslosen Zombie sofort zur Arbeit an. Zukünftig besteht Sharas Alltag aus Arbeit, Erniedrigungen, sexueller Ausbeutung und Gewalt. Die Welt der Familie wird jedoch auf den Kopf gestellt, als der kleine Sohn beim Spielen ertrinkt und sich für Shara das Blatt wendet.
Miss Zombie bietet einen einzigartigen Blick auf das Leben aus der Perspektive eines Zombies, der sich mit Vorurteilen und Missverständnissen herumschlagen muss. Shara hat weitaus mehr zu erzählen als der typische Untote und Ayaka Komatsu bringt das mit jedem melancholischen Blick und jeder überlegten Geste zum Ausdruck. Regisseur Sabu inszeniert einen minimalistischen Film; das Tempo ist ruhig und die Ästhetik erinnert nicht selten an einen Arthaus-Streifen. Diese Besonderheit liefert nicht nur einen Beweis für die Vielseitigkeit des Regisseurs, sondern bietet dem überlaufenen Genre auch eine neue Perspektive. Sabu hat hier etwas Besonderes geschaffen – einen verstörend-traurigen, gefühlvollen Blick darauf, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.
Cold Fish (2010, Japan)
Cold Fish ist die Geschichte von Mr. Shamoto, der einen kleinen tropischen Fischladen besitzt und kein besonders glückliches Leben führt. Seine rebellische Teenager-Tochter hasst ihre neue Stiefmutter, sodass es immer wieder zu Konflikten und sogar gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt. Zusätzlich hat sich zwischen ihm und seiner Frau Taeko eine emotionale wie sexuelle Distanz aufgebaut. Sein Leben ändert sich jedoch schlagartig, als er Mr. Murata kennenlernt. Der laute, extrovertierte Mann besitzt ebenfalls einen Fischladen, allerdings ist dieser größer und schicker. Er bietet Shamoto an, dass seine Tochter Mitsuko bei ihm arbeiten und Verantwortung lernen kann. Etwas unsicher willigt Shamoto ein: eine Entscheidung, die ihn und seine Familie an Murata bindet, doch der neue Freund ist nicht so wohlwollend, wie er scheint.
Der Film basiert lose auf dem Fall zweier Serienmörder aus Tokio, aber es wird schnell deutlich, dass Sion Sono die Vergangenheit hinter sich lässt und eine eigene, groteske Wahrheit bereithält. Der Regisseur erfreut sich dabei an den grausamen Details, dem beschwingten schwarzen Humor und den stark sexualisierten Persönlichkeiten von Murata und seiner ebenso mörderischen Ehefrau. Die passiv-aggressive Ruhe, die Cold Fish zu Beginn ausstrahlt, lässt Sono mit den expliziten, realistischen und ausführlich gezeigten Splatter-Szenen in der zweiten Hälfte des Filmes rapide hinter sich und steigert die absurde Grausamkeit von Minute zu Minute. Cold Fish ist keine leichte Kost, denn Sono führt durch eine Welt mit beinahe jeder denkbaren Form physischer und psychischer Gewalt.
Satan’s Slaves (2017, Indonesien/Südkorea)
Es sind die frühen 1980er Jahre. Mawarni Suwono, in ihrer Jugend eine gefeierte Sängerin, ist inzwischen bettlägerig und von einer seltsamen Krankheit befallen, die schon bald ihren Tribut fordert. Daraufhin häufen sich die mysteriösen Vorfälle in ihrem Haus und auf dem benachbarten Friedhof. Während Vater Bahri versucht, die finanziellen Probleme der verbliebenen Familie zu lösen, kümmert sich die erwachsene Tochter Rini um ihre drei jüngeren Brüder. Doch die Geschwister leiden zunehmend unter dem feindlichen Spuk und als die Situation zu eskalieren droht, kommt eine furchtbare Wahrheit ans Licht.
Das Remake des indonesischen Klassikers von 1980 ist eine spannende Geschichte über Geheimnisse und den tragischen Zerfall familiärer Verbundenheit. Regisseur Joko Anwar kombiniert klassische Bilder des Geisterhorrors mit Motiven lokaler Folklore und Landschaft zu einer alptraumhaften Erfahrung, ohne dabei altbekannte Konventionen zu reproduzieren. Im indonesischen Hinterland ist es wohl auch der okkulte Aspekt des Films, der nicht nur einen dramatischen Blick auf den Glauben und Zusammenhalt der Familie wirft. Denn das ist schließlich das stärkste Instrument, welches die Familie gegen Geister und Untote schützen kann. Anwars Drehbuch ist deutlich besser gelungen als das Original, denn es verleiht den Figuren einen größeren Handlungsspielraum und der frischt die Geschichte deutlich auf. Das Ergebnis ist eine spannende und emotionale Achterbahnfahrt mit einer gut abgestimmten Kameraarbeit, packendem Schauspiel und einem eingängigen Soundtrack.
As the Gods Will (2014, Japan)
Der Oberschüler Shun bittet Gott darum, ihn aus seinem langweiligen Leben zu retten. Sein Wunsch wird erfüllt, allerding anders, als er es sich vorgestellt hat. Nach dem grausamen Tod eines Lehrers, werden er und seine Mitschüler von einer göttlichen Macht dazu gezwungen, an einigen grausamen Kinderspielen teilzunehmen. Wer verliert, stirbt. Bald geht es für Shun nicht mehr nur um das eigene Überleben, sondern auch um das seiner Freundin Ichika. Ohne zu wissen, wer oder was dahintersteckt, nimmt Shun den Kampf gegen die bizarren Figuren auf.
Takashi Miikes derbe Adaption des beliebten Mangas von Kaneshiro Muneyuki und Fujimura Akeji ist sicherlich eine der abgefahrensten, die es auf dem Markt zu bestaunen gibt. Unumstritten ist zwar die Ähnlichkeit zu Fukasaku Kinjis Kultfilm Battle Royale, aber Miike treibt den Wahnsinn auf die nächste Stufe, sodass man unwillkürlich an seine kreative Zeit von Ichi – The Killer und Gozu erinnert wird.
As the Gods will ist schrill, blutig und voller bizarrer Monster wie einer sprechenden Daruma, einer riesigen Maneki-neko und einem rätselhaften Polarbären. Fans von Miike können sich auf einige kuriose Szenarien voller Irrungen freuen, die für fantastische Unterhaltung sorgen. Wer ein Faible für extreme, verrückte und blutige Filme aus Japan hat, kommt an As the Gods will nicht vorbei.
Killers (2014, Indonesien/Japan)
Nomura Shuhei, ein erfolgreicher japanischen Geschäftsmann, hütet ein dunkles Geheimnis: Vor laufender Kamera tötet er unschuldige Frauen und verbreitet die bearbeiteten Videos im Internet, damit ein Publikum seine „Kunstwerke“ bewundern kann. Damit erregt er auch die Aufmerksamkeit des indonesischen Journalisten Bayu Aditya, der sich von den Snuff-Videos zwar angeekelt, aber zugleich fasziniert zeigt. Aditya, der durch seine berufliche Besessenheit Familie und Karriere ruiniert hat, kann schon bald seine eigenen mörderischen Triebe nicht mehr unterdrücken und zwischen den beiden Männern entsteht eine eigenwillige Beziehung.
Killers ist die indonesisch-japanische Regiekooperation von Timo Tjahjanto und Kimo Stamboel, die unter den Namen „The Mo Brothers“ bereits Erfahrung im Horrorgenre gesammelt haben und mit ihrem Slasher Macabre für Aufsehen sorgten. Killers ist ein brillantes Gebilde über die Neigung der Menschen zur Gewalt – und ihre Faszination für diese dunklen Triebe. Trotz der Thematik um Snuff-Filme und Voyeurismus, verlieren sich die kaltblütigen Tötungsszenen niemals im Selbstzweck. Vor allem die Performance von Kitamura schwebt zwischen brutaler Grausamkeit und kühler Eleganz, sogar ein paar einfühlsame Momente gesteht er seinem Charakter zu. Mit Killers haben Tjahjanto und Stamboel einen bedrückenden, düsteren und gewalttätigen Film geschaffen, der überzeugend und glaubhaft die Geschichte zweier Mörder erzählt.
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