Brahms: The Boy II (2020) – Review
2016 erschien mit The Boy ein auf den ersten Blick klassischer Puppenhorrorfilm, der durch einen Twist und Lauren Cohan (The Walking Dead) einige Herzen des Genres erobern konnte. Dieses Jahr steht mit Brahms: The Boy II die Fortsetzung an. Ob der Film punkten kann oder die eroberten Herzen bricht, erfahrt ihr hier.
Originaltitel: |
Brahms: The Boy II USA 86 Minuten William Brent Bell Stacey Menear Katie Holmes, Owain Yeoman, Christopher Convery u.a. Seit 20.02.2020 im Kino |
Inhalt
Nach einem Überfall auf Mutter Liza (Katie Holmes, Don’t be afraid of the Dark) und Sohn Jude (Christopher Convery, Stranger Things) suchen die beiden zusammen mit Vater Sean (Owain Yeoman, Das Belko Experiment) ein neues Zuhause. Tief verstört von der Tat, spricht der Kleine seither kein Wort mehr. Die perfekte Umgebung für einen Neustart scheint schnell im Heelshire Anwesen gefunden zu sein, das weit abseits der Großstadthölle eher ländlich und umgeben von einem Waldabschnitt liegt. Dort findet Jude eine erstaunlich gut erhaltene viktorianische Puppe, die fortan sein Begleiter wird, während seine Eltern das zunächst nur als eine Phase abtun. Eines Abends fängt Jude wieder mit dem Sprechen an, allerdings mit Brahms, so der Name der Puppe, der fortschreitend die Kontrolle über den Jungen zu erlangen scheint und immer düsterere Gedanken in ihm auslöst…
Kritik
Die größte Schwäche von William Brent Bells (Devil Inside) Sequel ist seine Vorhersehbarkeit. Konnte der Vorgänger noch mit einem spannenden Twist überzeugen, ist das Drehbuch zu Brahms: The Boy II leider weder sonderlich kreativ, noch mitreißend, was vor allem an den sehr klischeehaften Figuren liegt. So ist zum Beispiel beim zwielichtigen Grundstücksverwalter Joseph (Ralph Ineson, The Witch) von vornherein klar, dass er nichts Gutes im Schilde führt.
Darüber hinaus ist Holmes Rolle als penetrante und überfürsorgliche Mutter derart nervig geschrieben, dass es mir nicht möglich war eine Bindung zu der Figur oder ihrem Schicksal aufzubauen. Das ist sehr enttäuschend, bietet doch die Ausgangssituation genug emotionale Fallhöhe, um mit der Familie mitfiebern zu können.
Doch abgesehen von der äußerst oberflächlichen und stereotypen Figurenzeichnung sowie dem platten Plot gibt es durchaus auch positive Aspekte zu entdecken. Das verschlungene und verwinkelte Herrenhaus ist, wie schon im Vorgänger, toll designt und bietet einiges an Schauwerten. Dabei wirkt es nicht direkt bedrohlich, sondern in seinem verwucherten und verfallenen Zustand eher wie ein verwunschener Ort, eine Art Lost Place. Dies erzeugt zwar einerseits ein gewisses Unwohlsein, aber gleichzeitig auch den Wunsch, die alten Räume und Flure zu erkunden, um zu erfahren, welche Geheimnisse das Haus hütet. Hier warten viele Holzvertäfelungen und knarzende Dielen auf das Publikum, die dieses Gefühl bestärken und eine schauerliche Atmosphäre erschaffen. Alles scheint seit Jahrhunderten hier zu sein und nur auf neugierige Besucher zu warten. Brahms selbst ist ebenfalls eine wirklich unheimliche Erscheinung und reiht sich gut in die Riege der Horrorpuppen ein. Ich hatte stets das Gefühl, dass er mich direkt ansieht und ich habe nur auf ein Blinzeln gewartet, um eine Bestätigung dafür zu bekommen, dass Brahms lebendig ist. Die wenigen blutigen Effekte sind ebenfalls sehenswert und glaubhaft umgesetzt und auch die Kamera versucht sich hie und da an innovativen Perspektiven, ist aber in den meisten Fällen zu statisch.
Fazit
Brahms: The Boy II hat bis auf einige optische Höhepunkte kaum etwas zu bieten, was nicht Filme wie Child’s Play oder auch Annabelle und sogar der eigene Vorgänger durch seine unverbrauchte Story und die sympathischeren Figuren deutlich besser machten. Ein außergewöhnlich hoher Gruselfaktor ist quasi nicht vorhanden und auch der psychische Horror hält sich aufgrund der platten Figuren im Rahmen. Leider dürfte der Film deshalb Puppenhorrorfans kaum etwas Neues bieten und Einsteiger sind mit den Klassikern des Subgenres besser aufgehoben.
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Bildquelle: Brahms: The Boy II © Capelight Pictures