Double Feature: Annabelle (2014) + Annabelle 2 (2017)
Pünktlich zum Kinostart von Annabelle: Creation, wie das Prequel zu Annabelle im Original heißt, habe ich mir beide Teile als Double Feature zu Gemüte geführt. Los geht’s!
Nachdem großen Erfolg von Conjuring war es wohl unvermeidlich, dass dem ein weiterer Teil Folgen wird. Welche Dimensionen das Conjuring-Universum annehmen wird, hätte ich damals allerdings nie erwartet. Mit den zwei Conjuring-Teilen und den Annabelle-Spit-offs hat sich James Wan sogar den Titel der erfolgreichsten Horror-Reihe aller Zeiten noch vor Saw und Paranormal Activity gesichert.
Nachdem ich Conjuring viel Positives abgewinnen konnte, wollen wir mal sehen, ob es ihm die Puppe gleich tun kann.
Annabelle (2014)
Um die Auflösung gleich vorweg zu nehmen: nein, Annabelle erreicht zu keinem Zeitpunkt die Qualität von Conjuring.
Dabei wäre das Setting rund um eine besessene Puppe und eine Familie mit kleinem Baby nicht die schlechteste Ausgangssituation für einen spannenden Horrorfilm. Was Annabelle allerdings daraus macht, ist haarsträubend – und das leider nicht im positiven Sinne.
Ist das Intro noch durchaus gelungen, zerfällt der Film danach in lustlose Beliebigkeit. Dass sich Regisseur Leonetti bei jeder Gelegenheit an Polanskis Rosemaries Baby ankuschelt, so wurde die Protagonistin zum Beispiel nach Mia Farrow benannt, hilft auch nur bedingt. Am schlimmsten an der Schlaftablette sind jedoch die völlig austauschbaren Charaktere, die von Annabelle Wallis (Die Mumie) und Ward Horton passenderweise im Wachkoma gespielt werden. Das Ableben dieser Protagonisten würde mich nicht nur kalt lassen, nein, es würde mir wahrscheinlich nicht einmal auffallen.
Annabelle kann dabei durchaus mit einigen überaus spannenden Szenen dienen, die aber nur selten die Spannung bis zum Schluss halten können. Zum großen Teil wird ohnehin auf abgedroschene Jump-Scares zurückgegriffen.
Eines der Hauptprobleme ist jedoch Annabelle selbst, die ich einfach eher lächerlich als gruselig finde – höchstens noch erschreckend hässlich. Aber daran sind schon viele Horrorfilme gescheitert. Sogar einer der Puppenhorrorfilme schlechthin, Chucky, schafft es in den seltensten Fällen wirklichen Schrecken zu erzeugen und auch einer der jüngsten Versuche The Boy war nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Annabelle ist also zumindest in guter Gesellschaft.
Und wahrscheinlich zog Annabelle auch während der gesamten Zeit mit Chucky um die Häuser, denn im Film kommt sie nicht wirklich oft vor. Der Film hätte auch von jedem x-beliebigen anderen besessenen Gegenstand handeln können, zum Beispiel einer verfluchten Zahnbürste… hmmm, Asylum, ich hätte da eine Idee für euch. Mit James Wans Kameramann John R. Leonetti wäre sicher auch schon der richtige Regisseur dafür parat. Ich bin überzeugt die Warrens haben sogar noch eine schicke Todesbürste in ihrem kleinen Museum – und wenn nicht, kann man es ja schnell mal erfinden.
Annabelle 2 (2017)
Das Prequel zum Puppenhorror hat schon einmal ein wesentlich interessanteres Setting zu bieten als sein Vorgänger. Ein Waisenhaus mit seinen jungen Bewohnerinnen in den Vordergrund zu rücken war auf jeden Fall eine gute Idee.
Nach seinem Erfolg mit Lights Out, welcher schon von Conjuring-Regisseur James Wan produziert wurde, nahm David F. Sandberg dieses Mal auf dem Regiestuhl Platz. Wird Lights Out sicher nie zu meinen Lieblingsfilmen gehören, so hat Sandberg doch ein gutes Gespür für eine spannende Inszenierung bewiesen, was sich zum Teil auch im Prequel zu Annabelle zeigt.
Die Puppe ist hier schon einmal gruseliger als im Vorgänger in Szene gesetzt, auch wenn mich einige Szenen eher belustigten als in Angst und Schrecken versetzen. Nichtsdestotrotz ist Annabelle 2 grundsätzlich um einiges stimmiger geraten als Teil 1.
Wie schon in Conjuring 2 dauert leider auch hier vieles schlichtweg zu lange. Dafür, dass der Film nicht im Stande ist seine Charaktere ordentlich einzuführen, sind zwei Stunden an Spielfilmlänge etwas arg großzügig. Gerade der ersten Stunde hätte etwas Straffung gut getan.
Geht der Spuk jedoch erst einmal so richtig los, zeigt auch Sandberg wieder zu was er fähig ist und lässt die Puppen tanzen. Der eine oder andere Gänsehautmoment ist damit garantiert. Dass darin verwoben auch noch ein Großteil der Vorgeschichte erzählt wird, lässt mich endgültig darüber rätseln, wofür die erste Stunde gut war.
Unterm Strich bleibt ein solider Dämonenhorror, der zwar mit keinerlei Überraschungen aufwarten kann, aber sein Programm ohne größere Patzer runterspielt. Fans der Reihe können auf jeden Fall ohne Bedenken zugreifen, wer sich schon mit den Vorgängern eher schwer getan hat, kann den ohne schlechtes Gewissen auslassen.
Das war’s mit meinem kleinen Double Feature. Vollends bin ich nicht überzeugt vom erfolgreichsten Franchise aller Zeiten, aber mal schauen was The Nun und The Crooked Man noch so bringen.
Bilder: Annabelle und Annabelle 2 © Warner Bros
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