Stargirl (2017) – Review
Stargirl ist ein langsames und bedächtiges Science-Fiction-Drama. Ob sich unter dieser ruhigen Oberfläche noch mehr verbirgt, erfahrt ihr in unserer Review.
Originaltitel: |
Imitation Girl USA 84 Minuten Natasha Kermani Natasha Kermani Lauren Ashley Carter, Neimah Djourabchi u.a. Ab 02.10.2019 im Handel |
Inhalt
Ein vermeintlich außerirdisches Wesen stürzt über der Wüste der USA ab und nimmt die Gestalt von Pornosternchen Juliana (Lauren Ashley Carter, Jug Face) an. Das Wesen kommt bei einer Migrantenfamilie unter und ist fortan auf Erkundungsreise, um nicht nur seinen neuen Körper, sondern auch die ihm unbekannte Welt kennenzulernen. Dabei ist es über ein unsichtbares Band mit der echten Juliana verbunden und beeinflusst ihr Leben maßgeblich.
Kritik
Natasha Kermanis (Shattered) Sci-Fi-Drama ist ein Arthouse-Projekt und lässt das auch durchblicken. Stargirl ist ein langsamer, überaus melancholischer und nachdenklicher Film über das Fremdsein. Das Fremdsein in einer neuen Umgebung, das sich Fremdfühlen im eigenen Körper oder in einer unbekannten Gesellschaft. Die Idee, ein außerirdisches Wesen in eine Migrantenfamilie zu schicken, die in den USA lebt, ist grandios. Diese Familie muss ihm beibringen, was es heißt, ein Mensch zu sein und ihm das Leben in einem Land näher bringen, das sie selbst gerade erst beginnen zu verstehen. Die Ansätze sind gut gelungen, doch wir begleiten die Familie weder in ihrem Alltag, noch in sozialen Situationen. Es bleibt beim Frühstück, TV gucken oder einfach nur beim Spazieren. Hier hätte sich die Filmemacherin mit aktuellen Themen von Migration und Inklusion auseinandersetzen können, dies ist jedoch nur in Andeutungen passiert. Leider kommt Kermani über diese tolle und überaus aktuelle Grundidee nicht hinaus.
Stargirl hat etliche wirklich gute Ansätze, wie z.B. die Erfahrungen des Wesens mit den natürlichen Reaktionen seines neuen Körpers oder seinen Umgang mit menschlichen Emotionen. Diese Ansätze verlaufen sich allerdings immer dann, wenn es gerade beginnt interessant zu werden. Das ist sehr schade, so sieht der Zuschauer eine Handvoll schöner Szenen und ist auf die Reaktion des Aliens gespannt, bekommt diese aber nie zu sehen, so etwa bei seiner Liebelei mit einem der Familienmitglieder. Als die beiden intim werden, wird weggeschnitten, wobei das Wesen ja gerade in diesem Fall eine der stärksten körperlichen Erfahrungen macht, die es auf Erden haben kann.
Im Gegenzug wird das Leben der echten Juliana nur angekratzt. Wir lernen sie zwar kennen, aber ihre Figur bleibt in ihrem Streben nach Mehr im Leben und dem konsequenten Versagen eher oberflächlich. Dass sie unweigerlich auf ein Treffen mit ihrer außerirdischen Kopie zusteuert, kommt nicht deutlich genug heraus und der Zuschauer wird mit Alltäglichkeiten strapaziert. Dabei macht Lauren Ashley Carter einen guten Job. Die fordernde Doppelrolle – einerseits das Naive und Kindliche des Aliens, andererseits die zerlebte und verbrauchte Figur Julianas – nimmt man ihr ab.
Doch der fehlende Spannungsbogen sorgt dafür, dass beide Sichtweisen weitgehend ohne Highlights bleiben und mehr oder weniger vor sich hin dümpeln. Dadurch wird der Film unnötig in die Länge gezogen und auch einige schöne Naturaufnahmen, mit denen Stargirl besticht, können nicht darüber hinwegtrösten, dass er über weite Strecken eher anstrengend ist. Die lyncheske Pointe des Werkes ist zwar wirklich ästhetisch gefilmt, wirkt aber wie eine unzureichende Kopie des Meisters.
Fazit
Stargirl bietet einen äußerst aktuellen, sozialkritischen Ansatz und punktet mit seiner Hauptdarstellerin, lässt aber über die Laufzeit zu viel Potential liegen und reißt einige interessante Aspekte nur kurz an. Als Kurzfilm würde er möglicherweise funktionieren, so wie er vorliegt, hat er aber überaus viele Längen und einfach uninteressante Szenen zu bieten. Fans von David Lynch oder Filmen wie Under the Skin dürfen einen Blick riskieren, sollten ihre Erwartungen aber herunterschrauben.
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Ab 02.10.2019 im Handel:
Bildquelle: Stargirl © Tiberius Films