Hitcher, der Highway Killer (1986) – Review
Mit seinem Regiedebüt Hitcher, der Highway Killer hat Robert Harmon ein Serienkiller-Roadmovie geschaffen, das die endlosen Weiten eines namenlosen Highways zum Schauplatz eines surrealen Alptraums macht. Wir sind für euch per Anhalter mitgefahren, um dem Mythos des unheimlichen Anhalters auf den Grund zu gehen.
Originaltitel: | The Hitcher |
Land: | USA |
Laufzeit: | 97 Minuten |
Regie: | Robert Harmon |
Drehbuch: | Eric Red |
Cast: | Rutger Hauer, C. Thomas Howell, Jennifer Jason Leigh u.a. |
Inhalt
Als Jim Halsey (C. Thomas Howell, Die Outsider) eines Nachts in strömendem Regen mit dem Auto auf dem Highway unterwegs ist, kommt ihm ein einsamer Anhalter wie gerufen: Kurz vorm Einschlafen erhofft er sich, durch seinen Gesprächspartner wach gehalten zu werden. Der Anhalter, der sich Jim als John Ryder (Rutger Hauer, Blade Runner) vorstellt, entpuppt sich allerdings schnell als kaltblütiger Irrer. Obwohl es Jim gelingt, den unheimlichen Beifahrer aus dem fahrenden Auto zu stoßen, hat sich der Anhalter fest an seine Fersen geheftet. Als die Polizei anfängt, Jim für die grässlichen Taten des Hitchers zu verdächtigen, beginnt ein blutiges Katz-und-Maus-Spiel…
Kritik
Inspiriert wurde Hitcher, der Highway Killer von dem Lied „Riders on the Storm“ der US-amerikanischen Band The Doors. Dies gilt nicht nur für die grobe Handlung oder die Textzeile „If you give this man a ride, sweet family will die“, die eins zu eins in den Film übernommen wurde, sondern auch für die verträumte Atmosphäre, die sich in beiden Werken wiederfindet. Wenn man den Protagonisten Jim zu Beginn in tiefschwarzer Nacht über den verregneten Highway fahren sieht und er kurz darauf mit dem Hitcher zusammentrifft, entfaltet sich bereits jene seltsam weltentrückte Stimmung, die sich durch den gesamten Film ziehen wird. Harmon geht bei seinem Worldbuilding ähnlich vor wie Richard Stanley in seinem einige Jahre später erschienenem esoterischen Kultstreifen Dust Devil: Auch hier sind es die surrealen Momente zwischen angestrengter Konzentration und dämmerigem Halbschlaf, in denen sich eine Pforte für außerweltliche Gefahren öffnet und einem weltfremden Bösen Eintritt in die uns bekannte Realität gewährt.
Hitcher, der Highway Killer wird dadurch zu einer alptraumhaft anmutenden Grenzerfahrung zwischen übersinnlicher Bedrohung durch den Hitcher und realer Hetzjagd durch die Polizei. Man könnte dem Film an dieser Stelle vorwerfen, Jim würde sich in den Momenten, in denen es um die Beteuerung seiner Unschuld geht, zu unkooperativ und aufmüpfig verhalten. Durch die kurze atmosphärische Exposition funktioniert das aber den gesamten Film über ausgezeichnet: Auf dem leergefegten, todbringenden Highway gibt es kein „richtiges“ Handeln, keinen rationalen Ausweg und die naive Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang scheint sich von selbst zu verbieten. Der asphaltierte Weg in die Hölle gehört dem Hitcher und unterliegt einzig und allein seinen Regeln. Die Figuren sind allesamt seine Gefangenen in der räumlichen Endlosigkeit der Peripherie, die nicht nur die Aussicht auf eine erfolgreiche Flucht, sondern auch die auf kompetente Hilfe von außen im Keim erstickt. Egal wie weit Jim auch fährt, egal, an wen er sich in seiner Verzweiflung wenden mag – ein Entkommen vor dem Hitcher gibt es nicht.
Die Topografie spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die Ereignisse selbst. Die geografische Endlosigkeit des Herrschaftsgebiets des Hitchers beginnt in dem Übergangszustand zwischen Jims Wachen und Schlafen und wird dadurch auf ein Plateau der Traumlogik enthoben. Der Komponist Mark Isham untermalt diesen Eindruck durch einen mystisch anmutenden Klangteppich, der vereinzelt mit Synthie-Klängen kopuliert, die schon den Alptraum-Szenen in Wes Cravens zwei Jahre zuvor erschienenem Nightmare – Mörderische Träume eine weltentfremdete Atmosphäre beschert haben. Weltentfremdet ist auch der Hitcher selbst, beängstigend gut verkörpert von Rutger Hauer. Er besitzt zwar eine menschliche Gestalt aus Fleisch und Blut, bleibt aber gleichzeitig bis zum Ende gesichtslos. Hitcher, der Highway Killer begeht glücklicherweise nicht den Fehler, seinen Antagonisten durch irgendeine Hintergrundgeschichte oder ein Motiv einordbar werden zu lassen. Obwohl wir seinen Namen erfahren, bleibt er dennoch eine anonyme Gestalt, einem Phantom gleich, das sich jeglichen natürlichen Regeln und jeder rationalen Logik entzieht.
Fazit
Hitcher, der Highway Killer ist wie ein flüchtiger Alptraum aus einem gefährlichen Sekundenschlaf auf der nächtlichen Straße. Er variiert die Legende des „unheimlichen Anhalters“, den zu fassen unmöglich ist, aber dessen Taten eine blutige Reifenspur hinter sich herziehen. Der Hitcher wird beschworen als eine dämonenähnliche Gestalt. Jims unerklärliche und nie ausformulierte Verbundenheit mit dem Hitcher wird für ihn zu einer surrealen Grenzerfahrung, deren Grenzen jedoch keiner geografischen Natur sind. Wie sich im Mittelteil des The-Doors-Songs ein endlos scheinendes Solo entfaltet, so ist auch die Peripherie in Hitcher, der Highway Killer von schier ewiger Ausdehnung. Eine Erlösung kann es für Jim konsequenterweise erst geben, wenn er sich dem Willen des Hitchers beugt und dadurch doch noch aus dem nächtlichen, todbringenden Sekundenschlaf hinterm Steuer gerissen wird.
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Ab 03. Juli im Handel:
Bildquelle: Hitcher, der Highway Killer © Nameless Media