Es Kapitel 2
Kritik

Es Kapitel 2 (2019) – Review

Die Fortsetzung des Megahits von 2017 schließt nahtlos an ihren Vorgänger an. Ob uns Pennywise auch in Es Kapitel 2 in Angst und Schrecken versetzt hat, erfahrt ihr hier.

Originaltitel:
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Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Vorlage:
Cast:
VÖ:

It Chapter Two
USA/Kanada
169 Minuten
Andy Muschietti
Gary Dauberman
Roman „Es“ von Stephen King
Jessica Chastain, James McAvoy u.a.
Seit 05.09.2019 im Kino

Inhalt

27 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils ruft Mike den Club der Verlierer erneut zusammen, um den Schwur einzulösen, Es endgültig zu vernichten, sollte die Kreatur noch einmal auftauchen. Aus allen Ecken des Landes kehren Bill, Richie, Ben, Eddie, Stan und Beverly zurück, um erneut den Kampf gegen Pennywise aufzunehmen, denn in Derry finden wieder allerhand mysteriöse Grausamkeiten statt. Verstümmelte Leichen und verschwundene Kinder – alles lässt darauf schließen, dass Es zurück ist. Aber auch das ganz normale Leben hat bei den Helden seine Spuren hinterlassen. Die Erinnerungen an die Geschehnisse vor 27 Jahren sind stark verblasst und der Mut, noch einmal ins Angesicht des Bösen zu blicken, fehlt ihnen. Sind sie dennoch stark genug, um erneut gegen den dämonischen Clown bestehen zu können?

Kritik

Als Andy Muschietti (Mama) 2017 Es zurück in die Kinos brachte, war die Aufmerksamkeit riesig. Der von Bill Skarsgård (Hemlock Grove) gespielte Pennywise wurde mit Lob überschüttet. Seine sehr markante Darstellung war in der Tat sehenswert, wirkte erschreckend glaubwürdig und greifbar. Er brauchte sich nicht hinter Tim Currys Auftritt zu verstecken. Die TV-Adaption aus den 90ern hatte eine Spieldauer von insgesamt rund drei Stunden, während schon Kapitel 2 allein mit der gleichen Laufzeit zu Buche schlägt. Alles in allem kommt die Neuverfilmung sogar auf satte fünf Stunden. Genug Spielzeit also, um eine epische und mitreißende Geschichte zu erzählen.

Es Kapitel 2

Der Film beginnt mit einer enorm starken Szene, in der wir ein homosexuelles Paar beim Besuch des alljährlichen Stadtfestes in Derry kennenlernen. Die Beiden treffen dann im Verlauf auf die äußerst intoleranten Schläger der Stadt und später auf Pennywise, welcher seine erneute Ankunft zelebriert. Dieses Szenario ist intensiv und ruft allerlei Emotionen hervor. Erzeugt wird diese Intensität beim Übergriff der Schläger vor allem durch die virtuose Kameraführung, die das Geschehen aus verschiedensten Winkeln filmt und der es trotz ihrer Dynamik gelingt stets ganz nah an den Figuren zu bleiben. Zu vergleichen ist diese visuelle Arbeit am ehesten mit Kriegsfilmen wie Hacksaw Ridge oder Der Soldat James Ryan, bei denen der Zuschauer in den Schlachtszenen ebenso stark eingebunden wurde. Auch wenn die Kameraarbeit über die ganze Laufzeit erstklassig ist, so bleiben vor allem diese ersten 15 Minuten sicher jedem im Gedächtnis.

Ebenso bemerkenswert ist auch der Soundtrack aus bedrohlichen, wilden Streichern und einem sich aufbäumenden Klavier, der sich perfekt in den Film einfügt und zusammen mit dem übrigen Sounddesign ein akustisches Horror-Erlebnis schafft. Auch der Cast ist klasse gewählt. James McAvoy (Split) ist über jeden Zweifel erhaben und auch die Darbietung der anderen Schauspieler ist solide bis überdurchschnittlich. Bill Skarsgård schafft es, durch seine eigenen optischen Besonderheiten Pennywise gekonnt in Szene zu setzen. Sein sich „wegdrehendes“ Auge und sein durch eine Zahnlücke verursachtes Sabbern verleihen Skarsgårds Horrorclown das gewisse Etwas, welches sich tief in die Hirnwindungen des Zuschauers gräbt. Ebenso gut gefallen hat mir das Design einzelner Kreaturen, die stellenweise albtraumhaft und bisweilen sehr abgedreht aussehen. Dies sorgt, trotz der überlangen Laufzeit, für einen gewissen Unterhaltungswert.

Es Kapitel 2

Doch ist Es Kapitel 2 wirklich gruselig? Ich für meinen Teil kann sagen: nicht zu hundert Prozent. Die epische Erzählweise gibt zwar jeder Figur genügend Raum, so dass man über die einzelnen Charaktere recht viel erfährt, aber im Grunde endet jede der Szenen mit einem Jumpscare. Über beinahe zwei Stunden hinweg wird die Gruppe immer wieder getrennt und wir begleiten nacheinander jede Figur auf ihren Recherchen, wobei Pennywise jeden von ihnen terrorisiert. Spätestens nach der dritten Wiederholung dieses Prozederes wirkt das sehr vorhersehbar. Sicher funktioniert die Aufteilung der Gruppe im Buch, aber als Film hätte man durchaus Änderungen für den besseren Filmfluss vornehmen können.

So verbringen wir einen großen Teil der Laufzeit mit absolut durchschnittlichen Schreckmomenten, während die Story nur minimal vorangetrieben wird. Das Ganze wirkt sehr gestreckt und die immer gleichen Abläufe wirken schnell ermüdend. Die Atmosphäre bleibt zwar über den gesamten Film hinweg dicht, kann aber letztlich nicht über diese uninspirierten Szenen hinwegtäuschen. Selbst Pennywise wirkt kurz vor Schluss nicht mehr gruselig. Ich hatte das Gefühl, mich an ihm satt gesehen zu haben, was wohl auch an der starken Präsenz des Clowns in den sozialen Medien liegen könnte. Kapitel 2 bewegt sich stets zwischen durchschnittlichem Horrorfilm und starker Charakterstudie, ist dabei aber meist nicht wirklich kreativ.

Es Kapitel 2

Fazit

Für Liebhaber des ersten Teils ist Es Kapitel 2 natürlich ein Muss. Horrorfans, die sich jedoch eine mutige und kompromisslose Version von Kings Werk wünschen, werden enttäuscht. Zwar liefert der Film intensive Momente und besticht durch seine Figurentiefe, dennoch wirkt er über seine lange Laufzeit zerstückelt und kommt einige Male nicht über die Qualität von Horrorstangenware hinaus.

 

Bewertung

Grauen Rating: 3 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  Rating: 3 von 5
Unterhaltung  Rating: 4 von 5
Anspruch  Rating: 3 von 5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5

Bildquelle: Es Kapitel 2 © Warner Bros.

Horrorfilme… sind für mich ein Ventil. Ich schaue Horrorfilme, um mich kurz in eine andere Welt zu flüchten. Ich kann mich sehr gut in Situationen hinein versetzen. Deshalb stehen bei mir Geschichte, Atmosphäre und Charaktere im Vordergrund. Mit Jumpscares kann ich meistens nichts anfangen. Meine Favoriten kommen meist aus den 70ern oder 80ern. Natürlich ist es auch möglich über Subgenres Grenzen abzuchecken. Genau diese Vielfalt ist es, was ich am Horror mag. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

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