Kosmetik des Bösen (2020) – Review
Wie sieht das wahrhaft Böse aus und wie viel davon schlummert in jedem von uns? Im Psychothriller Kosmetik des Bösen beginnt die perfekte Fassade eines Star-Architekten zu bröckeln, als er auf eine geheimnisvolle Fremde trifft.
Originaltitel: | A Perfect Enemy |
Land: | Spanien/Deutschland/Frankreich |
Laufzeit: | 89 Minuten |
Regie: | Kike Maíllo |
Drehbuch: | Christina Clemente, Kike Maíllo, Fernando Navarro |
Cast: | Tomasz Kot, Marta Nieto, Athena Strates u.a. |
VÖ: | Ab 10.03.2022 digital, ab 24.03. als Blu-ray und DVD |
Inhalt
Nach einem Vortrag in Paris ist Star-Architekt Jeremiasz Angust (Tomasz Kot, Die Spur) auf dem Weg zum Flughafen, als sich bei strömendem Regen eine junge Frau in sein Taxi drängt. Die beiden haben dasselbe Ziel und so nimmt er Texel Textor (Athena Strates, The Good Liar – Das alte Böse) mit. Als beide ihre Flüge verpassen, wird Jeremiasz seine gesprächige Begleiterin jedoch nicht mehr los. Stattdessen bedrängt Texel ihn mit drei Episoden aus ihrer Vergangenheit, die zunehmend verstörender werden und in denen auch Jeremiasz‘ Frau Isabelle (Marta Nieto, Blame – Die Wiege des Todes) eine Rolle spielt – doch die ist vor zwanzig Jahren spurlos verschwunden. Was weiß Texel über seine Vergangenheit? Und was will die junge Frau wirklich von ihm?
Kritik
Ein packender Slow Burner, der zwischen Sein und Schein chargiert, die großen ethischen Fragen aufwirft und dessen rätselhafte Figuren ihr Geheimnis erst im allerletzten Moment preisgeben – das ist, kurz gefasst, das Erfolgsrezept von Amélie Nothombs Thriller „Kosmetik des Bösen“, den der katalanische Regisseur Kike Maíllo für die Leinwand adaptiert hat. Von den Stärken der literarischen Vorlage ist allerdings wenig geblieben.
Erschreckend ist nicht das, was der Abstieg in die Niederungen der menschlichen Seele zutage fördert, sondern die wie ein Damoklesschwert über der gesamten Handlung hängende Banalität. Quälend langsam müht sich die Handlung voran, während Texel die Unterhaltung mit Fragen wie „Haben Sie schon mal einen Menschen getötet?“ verzweifelt anzuheizen versucht. Eine diabolische Grenzgängerin wird sie dadurch ebenso wenig wie durch ihr betont hysterisches Lachen oder das düstere Make-Up – eher ein Springteufel aus der Mottenkiste altgedienter Stereotype.
Ebenso vorhersehbar ist die durch allerlei ethische Grundfragen mäandernde Handlung, von deren Ausgang wohl einzig der Protagonist überrascht sein dürfte. Spannung kommt auch deshalb nicht auf, weil es Kosmetik des Bösen trotz des enorm dialoglastigen Drehbuchs zu keinem Moment gelingt, über die psychologische Tiefe eines Kalenderspruchs hinauszukommen. Um wenigstens für ein bisschen Herzrasen zu sorgen, versucht Maíllo seine Inszenierung mit Horrorelementen zu spicken, die höchstens aufgrund ihrer mangelnden Inspiration ein Schaudern hervorrufen. Geradezu schmerzhaft um Provokation bemüht, bleiben Texels Geschichten, deren Erzählung einen Großteil des Films einnimmt, schlichtweg langweilig.
Zum Ende dreht Kosmetik des Bösen dann nochmal auf und überschlägt sich mit gleich zwei wahnwitzigen Twists, die endlich auch den aalglatten Architekten aus seiner Reserve locken und einen Blick hinter seine Fassade erlauben. Allerdings hält Maíllo sich auch hier an seinen Grundsatz „Tell, don’t show!“ und erstickt abermals jede Spannung mit Endlos-Dialogen, die dem Publikum noch einmal genau vorhalten, was es soeben gesehen hat. „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann,“ lässt Kosmetik des Bösen seinen Protagonisten mit den Worten Antoine de Saint-Éxuperys philosophieren. Für den Film selbst gilt: Hier hätte man besser alles weggelassen.
Fazit
Der katalanische Regisseur Kike Maíllo scheitert grandios an der Adaption von Amélie Nothombs Roman. Kosmetik des Bösen ist ein überraschungs- und spannungsfreier Psychothriller, der pseudo-intellektuelle Banalitäten mit tiefschürfenden moralischen Ambivalenzen verwechselt. Wer hier nicht einschläft, ist selber schuld.
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Ab 24.03.2022 im Handel:
Bildquelle: Kosmetik des Bösen © Koch Films