Kritik

The Possession of Hannah Grace (2018) – Review

The Possession of Hannah Grace konfrontiert uns mit den Folgen eines gescheiterten Exorzismus und lässt den von einem Dämon besessenen Körper einer jungen Frau auf die Jagd nach unschuldigen Seelen gehen. Ob das funktioniert? Wir haben reingeschaut!

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

The Possession of Hannah Grace
USA
86 Minuten
Diederik Van Rooijen
Brian Sieve
Shay Mitchell, Kirby Johnson u.a.

Ein gescheiterter Exorzismus fordert das Leben der jungen Hannah Grace. Als ihr Leichnam Monate später auf dem Tisch von Megan Reed in der Leichenhalle landet, wird schnell klar, dass etwas nicht stimmt.

Nachdem Der Exorzist im Jahre 1973 die Tür zu einem neuen Subgenre öffnete, versuchten sich viele Regisseure an der Teufelsaustreibung auf der großen Leinwand. Leider schafften es nur wenige Vertreter sich vom üblichen 08/15-Prozedere abzuheben und den Zuschauer so in Angst und Schrecken zu versetzen, wie es Friedkins Werk aus den frühen 70ern tat. Mit der Tatsache, dass The Possession of Hannah Grace erst nach dem eigentlichen Exorzismus ansetzt, ist der Grundstein für eine kreative Entwicklung im sonst so drögen Austreibungsdilemma gelegt – könnte man zumindest denken.

Dass wir es mit den Folgen eines gescheiterten Exorzismus zu tun haben, verriet uns schon der erste Trailer zu Van Rooijens Horrorfilm. Der Streifen bräuchte diese Exorzismus-Vorgeschichte jedoch überhaupt nicht und ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass der Film ohne die Eröffnungsszene, in der wir Zeugen des tragisch missglückten Austreibungsversuchs werden, deutlich besser funktioniert hätte. Denn grundsätzlich dient dieser nur als Erklärung dafür, warum Hannah plötzlich in der Leichenhalle randaliert, obwohl sie eigentlich schon tot zu sein scheint.  Eine beiläufige Aufdröselung der Vorgeschichte hätte den weiteren Verlauf spannender gestaltet und zusätzlich diesen überflüssigen Exorzismus-Klotz vom Bein gebunden, den The Possession of Hannah Grace mühsam mit sich herschleppt.

Dass sich Van Rooijens für seinen Film einiges von Autopsy of Jane Doe abgeschaut hat, wird uns schnell klar. Doch im Gegensatz zu Ovredals Werk, das in der Tat sehr subtil vorgeht, macht The Possession of Hannah Grace in der Hinsicht keine Gefangenen. Auch wenn nicht jeder Schockmoment so sitzt, wie es sich der Regisseur wohl gewünscht hätte, profitiert der Film von seiner Offensivität. Für eine zeitweise wirklich schaurige Atmosphäre sorgt auch die effektive Lichtdramaturgie. Flackernde Lampen, Backflashs, Visionen: Van Rooijens spielt gekonnt mit der Dunkelheit und lässt uns nur gelegentlich ins helle Licht blicken. Leider stolpert der Film über einige Längen in der Laufzeit und schafft es nicht, sein ab der zweiten Hälfte einsetzendes, hohes Tempo durchgängig zu halten. Dazu kommen Schwächen in der Charakterzeichnung und einige befremdliche Situationen, die so aufgesetzt wirken, dass ich mir ein gelegentliches „WIRKLICH?“ manchmal einfach nicht verkneifen konnte.

Die Darstellerleistungen sind trotz des verbesserungswürdigen Drehbuchs durchweg in Ordnung. Shay Mitchell absolviert ihre Rolle als traumatisierte Ex-Polizistin, die jetzt in der Aufnahme der Leichenhalle arbeitet, absolut zufriedenstellend. Auch Kirby Johnson, die in die Rolle der besessenen Hannah Grace schlüpft, macht ihre Sache wirklich ordentlich. Obwohl sie gerade die erste Hälfte hauptsächlich auf einem Metalltisch liegend verbringt, erzielt Kirby eine durchweg beängstigende Wirkung.

Fazit

The Possession of Hannah Grace ist definitiv kein neuer Stern am Horrorhimmel und auch sonst tut der Gruselschocker nichts dafür, in den Köpfen seiner Zuschauer hängen zu bleiben. Positiv anzumerken ist, dass Van Rooijens Werk nicht auf die altbekannte Exorzismus-Leier setzt, religiöses Geschwafel nahezu komplett außer Acht lässt und genau da ansetzt, wo die meisten Genrevertreter doch eigentlich aufhören. Wer mit der Thematik grundsätzlich etwas anfangen kann und sich knappe 90 Minuten von einer besessenen Wandkrabblerin durch die sterilen Räume einer Leichenhalle jagen lassen möchte, der wird bei The Possession of Hannah Grace durchaus fündig. Anspruchslose Unterhaltung für gemütliche Abende auf der Couch. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

Bewertung

Grauen Rating: 3 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte Rating: 2 von 5
Unterhaltung  rating3_5
Anspruch Rating: 1 von 5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5

Im Handel:

Bildquelle: The Possession of Hannah Grace © Sony Pictures Releasing GmbH

Als großer Fan des Horror-Kinos, insbesondere der alten Schule, diskutiere ich immer gerne mit meinen Mitmenschen über das, was mir ein Film mitgibt. Ich freue mich darauf, mich mit euch über die unendlichen Weiten des Horror-Genres auszutauschen! :)

One Comment

  • Steffen

    Ich fand den gut. Nicht total super, aber gut. Besser als „Pope’s Exorcism“, der die ganze Zeit über auch gut war, aber zum Ende hin völlig albern wurde, mit dem ganzen CGI und so.

...und was meinst du?