The Hole in the Ground
Kritik

The Hole in the Ground (2019) – Review

Der Horror-Thriller The Hole in the Ground greift das Motiv des Wechselbalgs auf: Im ländlichen Irland durchlebt die alleinerziehende Sarah einen Albtraum aus Paranoia und Misstrauen, als ihr kleiner Sohn sich auf unerklärliche Weise verändert.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

The Hole in the Ground
Irland
90 Minuten
Lee Cronin
Lee Cronin, Stephen Shields
Seána Kerslake, James Quinn Markey, James Cosmo u.a.

Inhalt

Sarah (Seána Kerslake, Thin Air) ist gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn Chris (James Quinn Markey, Vikings) aus einer offenbar gewalttätigen Beziehung geflohen, um in der irischen Provinz ein neues Leben anzufangen. Dort bewohnen beide ein abgeschiedenes altes Haus, das an einen großen Wald angrenzt. Die einzigen Nachbarn sind Des Brady (James Cosmo, Game of Thrones) und dessen verschrobene Frau Noreen, die vor Jahren ihr eigenes Kind getötet haben soll.

Als Sarah und Chris im Wald ein gewaltiges Loch entdecken, das den Erdboden förmlich zu verschlingen scheint, wirkt ihr Sohn anschließend wie ausgetauscht. Sein immer seltsamer werdendes Verhalten setzt Sarah zu und nach einer verhängnisvollen Begegnung mit der alten Noreen muss sie sich fragen, ob der Junge tatsächlich noch ihr Chris ist.

Kritik

In The Hole in the Ground fallen das Vertraute und das Unheimliche zusammen. Daraus erwächst ein psychologisch aufgeladener Horror, der in seinen besten Momenten an Filme wie Hereditary und insbesondere Der Babadook erinnert. Der irische Regisseur Lee Cronin (Minutes Past Midnight) setzt in seinem Spielfilmdebüt auf kraftvolle Bilder und unheimliche Kamerafahrten, die Gewaltszenen hingegen sind wohldosiert. Das Grauen entsteht vor allem über eine sich zuspitzende Atmosphäre des Misstrauens und der Paranoia.

Die rätselhafte Senkgrube tief im Wald, die alles um sich herum verschlingt, ist sicher keine subtile, aber eine wirksame Metapher. Ebenso die Narbe auf Sarahs Stirn, die einfach nicht verheilt und immer wieder zu bluten beginnt. Der Vergangenheit kann man nicht entfliehen, sie verfolgt uns an jeden Ort der Welt, auch ins irische Hinterland. Wie in Der Babadook spielt auch in The Hole in the Ground das Gefühl der Fremdheit gegenüber dem eigenen Kind eine zentrale Rolle. Glaubt Sarah zunächst, dass Chris‘ Veränderungen Produkt ihrer überspannten Psyche seien und lässt sich entsprechende Pillen verschreiben, merkt sie bald, dass ihr Gefühl sie ganz und gar nicht getäuscht hat. Zwischen Zweifel und Gewissheit liegen schmerzvolle Szenen, denn Sarah muss sich ihrem Sohn gegenüber weiterhin normal verhalten, obgleich sie wähnt, einen Fremden im Arm zu halten.

The Hole in the Ground

Die Darstellung dieses Konflikts gelingt Seána Kerslake mühelos. Von Beginn an nimmt die irische Schauspielerin die Kamera mit ihrem ausdrucksstarken Gesicht für sich ein und trägt den Film mit ihrer herausragenden Performance. Auch James Quinn Markeys zurückgenommenes Spiel passt perfekt zu seiner Figur, die abseits der gängigen Klischees vom Satansbraten inszeniert ist. Es sind feine Nuancen, die Sarahs Zweifel nähren, die selben leisen Töne, die auch der Film anschlägt.

Ganz ohne klassische Genremomente kommt aber auch The Hole in the Ground nicht aus, wenngleich diese der Grundstimmung nicht immer zuträglich sind. Eine flackernde Glühbirne im Keller oder eine im Wind auf- und zuschlagende Tür mögen noch charmant sein, ohnehin ist das baufällige Haus der Familie ein immobiliegewordener Albtraum, aber in einigen Momenten übertreibt es Cronin mit den vermeintlichen Zugeständnissen an das Horrorgenre und erweist seinem Film, etwa mit der komplett vorhersehbar inszenierten Darstellung einer kindlichen Besessenheit, einen Bärendienst. Statt sich an solchen Stereotypen abzuarbeiten, hätte The Hole in the Ground besser daran getan, sich auf die verstörende Qualität des Wechselbalg-Motivs zu verlassen und dieses stärker auszuarbeiten.

The Hole in the Ground

Fazit

The Hole in the Ground ist ein ruhiger Film für Fans von psychologischem Horror, wenngleich es dabei nicht immer subtil zugeht. Mit großen Überraschungen wartet Regisseur Lee Cronin nicht auf, doch die Performance von Seána Kerslake rettet den Film auch über einige Längen.

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 1 von 5
Ekel  Rating: 2 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: The Hole in the Ground © Weltkino Verleih

Horrorfilme… sind die Suche nach Erfahrungen, die man im echten Leben nicht machen möchte. Sie bilden individuelle wie kollektive Ängste ab, zwingen uns zur Auseinandersetzung mit Verdrängtem und kulturell Unerwünschtem – und werden dennoch zur Quelle eines unheimlichen Vergnügens.

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