La dama del bosque maldito
Kritik

Lady of the Damned Forest (2017) – Review

Der spanische Low-Budget-Genre-Mix Lady of the Damned Forest rankt sich um eine alte Legende, unsterbliche Liebe und eine rachsüchtige Tote. Regisseur George Karja nimmt sich Großes vor und stolpert dabei über die eigenen Ambitionen.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

La dama del bosque maldito
Spanien
90 Minuten
George Karja
George Karja
Bea Urzaiz, Giselle Carrera, George Karja u.a.

Inhalt

Drei befreundete Paare unternehmen einen Ausflug in die Wildnis, um gemeinsam neue Abenteuer zu erleben. Als die Gruppe am ersten Abend ums Lagerfeuer sitzt, erzählt eine der Frauen die alte Legende von der „Lady of the Damned Forest“. Auch heute noch soll sie im Wald umgehen, begleitet von grausamen Bestien und getrieben von Rache. Als daraufhin einer der Männer mitten in der Nacht spurlos verschwindet und seine Freundin blutverschmiert umherirrt, hoffen die Freunde zunächst auf einen schlechten Scherz. Doch schon bald merken sie, dass die Geschichte vom verfluchten Wald weit mehr ist als nur eine Legende.

Kritik

Man muss schon ein gewisses Herz für Low-Budget-Produktionen mitbringen, um Lady of the Damned Forest etwas abgewinnen zu können. Der rumänische Regisseur George Karja und seine spanischen Mitstreiter haben keinerlei Subventionen erhalten und mussten das Projekt daher mit wenig finanziellen Mitteln und umso mehr Herzblut stemmen. Dennoch ist Lady of the Damned Forest zweifellos bemüht, dem Publikum etwas zu bieten. Die Legende etwa wird in Form einer Rückblende erzählt, so dass der Zuschauer sich unvermittelt in einem stimmungsvollen historischen Setting wiederfindet. Nötig gewesen wäre das sicher nicht, aber es spricht sehr für den Selbstanspruch der Filmemacher. Und fehlende Ambitionen kann man Karja wirklich nicht vorwerfen, so trumpft der Multi-Genre-Film gleich mit mehreren Liebesgeschichten, Creature-Horror sowie Versatzstücken aus dem Fantasy-, Action- und Abenteuer-Genre auf.

Man möchte Karja also wirklich glauben, wenn er seinen Film als düsteres Fantasy-Epos beschreibt, das zahlreiche Motive aus klassischen Genre-Filmen aufgreift und ihnen nostalgisch Tribut zollt. Wobei ein kleines bisschen Understatement manchmal auch nicht verkehrt ist. Ein Protagonist, der sich bevorzugt im Kunstledermantel und mit Klingonendolch durch den Wald bewegt, und eine Antagonistin, die aussieht wie die Sängerin einer drittklassigen Gothic-Band, sind nicht nostalgisch, sondern bestenfalls amüsant. Und wenn man schon beginnt, jede Geschmacksverirrung als Hommage an alte Genrefilme zu entschuldigen, dann sollte man diesem Erbe wenigstens gerecht werden.

La dama del bosque maldito

Dabei hat Lady of the Damned Forest durchaus seine Momente. Die Handlung wirkt erst vorhersehbar, erhält durch den ungewohnten Genre-Mix aber einige unerwartete Wendungen. Der Wald als Schauplatz der Handlung wird von Karja mittels geschickter Handgriffe als Bedrohung inszeniert. Schon bei ihrer Ankunft scheinen die Freunde von jemandem beobachtet zu werden: Die Kamera kriecht geradezu über den von Blättern bedeckten Boden, drückt sich an Baumstämmen entlang und belauert die Gruppe aus dem Dickicht heraus. Gleichzeitig wirkt der Wald jedoch auch seltsam unbelebt, denn statt herbstlicher Akzente wählt Lady of the Damned Forest kühle Farben, während seltsame Zeichen und unheimliche Lichter das Übrige tun. Ein Garant für Gänsehautstimmung also. Wo aber selbst seine Figuren feststellen, dass sie noch keinen Vogel gehört haben und sich angesichts dieser Totenstille fürchten, verspürt der Regisseur das unerklärliche Bedürfnis zur musikalischen Dauerbeschallung. Manchmal passen Handlung und Score ganz gut zusammen, meistens aber fühlt man sich – in Verbindung mit den hektischen Schnitten – eher unangenehm an ein schlechtes Musikvideo erinnert.

Karja lässt seinen Bildern zudem kaum Zeit, um zu wirken, und beweist mit seinen Schnitten leider wenig Gefühl für Timing. Häufige Kamerafahrten und Perspektivwechsel sind ein Stilmittel, das sich konsequent durch den gesamten Film zieht. Handwerklich lässt sich daran nichts aussetzen, die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellt sich aber dennoch. Was fieberhaft wirken soll, erscheint eher unkoordiniert. Lady of the Damned Forest findet so zu keiner Grundstimmung und auch Spannung kommt nur selten auf, weil der Zuschauer durch die unpassenden Szenenwechsel schlichtweg aus der Handlung gerissen wird.

La dama del bosque maldito

Abhilfe könnten da vielleicht die Monster schaffen, denn die rachsüchtige Lady befehligt gleich eine ganze Reihe von „Boskols“, Kreaturen irgendwo zwischen Troll und Werwolf, die den Protagonisten das Leben schwer machen. Lady of the Damned Forest arbeitet hier auch mit CGI, vor allem aber mit Practical Effects. Und tatsächlich sehen die Gummimasken-Monster vollkommen solide aus, könnten glatt funktionieren – würde die Kamera nicht im Tageslicht voll draufhalten. Das ist nicht erschreckend, sondern erheiternd. In der zweiten Monsterszene macht Karja das plötzlich um Welten besser. Stimmige Kulisse, die Ausleuchtung passt und über dem Monster liegt ein Schatten, der gerade so viel verhüllt, wie nötig ist. Aber vielleicht lenkt die halbnackte Frau, auf der die Bestie sich wälzt, auch einfach nur besser von ihr ab.

Fazit

Lady of the Damned Forest möchte ein dunkles Fantasy-Epos mit Horror- und Abenteuer-Elementen sein. Aber der ambitionierte Genre-Mix will zu viel und bleibt dabei unentschlossen, findet seinen Grundton nicht und hat obendrein ein riesiges Timingproblem. Ohnehin bekommt man ständig das Gefühl, dass Karja vollkommen an der eigentlichen Handlung vorbei inszeniert. Am kleinen Budget liegt das alles mitnichten; andere Indiefilmer haben gezeigt, was man mit viel Kreativität zuwege bringen kann. Und auch in Lady of the Damned Forest mangelt es nicht an Einfallsreichtum – aber an der richtigen Umsetzung.

Bewertung

Spannung Rating: 2 von 5
Atmosphäre rating1_5
Gewalt  Rating: 2 von 5
Ekel  Rating: 1 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: Lady of the Damned Forest © La Katana Films

Horrorfilme… sind die Suche nach Erfahrungen, die man im echten Leben nicht machen möchte. Sie bilden individuelle wie kollektive Ängste ab, zwingen uns zur Auseinandersetzung mit Verdrängtem und kulturell Unerwünschtem – und werden dennoch zur Quelle eines unheimlichen Vergnügens.

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