Lore (2017-) – Serienreview
Lore zeigt uns die dunklen Seiten der Menschheit. Das ist spannend und lehrreich zugleich. Wir empfehlen einen Blick zu wagen.
Originaltitel: |
Lore USA 40 Minuten |
Lore ist die Kurzform für Folklore und beschreibt somit die Gesamtheit an kulturellen Bräuchen und Traditionen einer Gemeinschaft. Bei Lore liegt der Fokus jetzt jedoch nicht auf einer kulturhistorischen Ethnologiestudie, sondern auf den düsteren Seiten der menschlichen Geschichte.
Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Podcast, der seit 2015 sein Publikum mit echten Lagerfeuer-Geschichten unterhält. Dabei widmete sich jede Episode einem bestimmten Thema, welche dann mehrere Geschichten enthält. Amazon Video hat nun genau dieses Konzept zusammen mit dem Macher des Podcasts, Aaron Mahnke, auf den Bildschirm gebracht.
Für die erste Staffel haben sie sich sechs Episoden des Podcasts herausgepickt. Diese wurden mittels Nachstellungen und Archivmaterial zum Leben erweckt, begleitet von Aaron Mahnkes überaus angenehmer Erzählstimme. Thematisch wird dabei ein ziemlich weiter Bogen gespannt von Werwölfen und Irrenanstalten, über Geisterbeschwörungen und Wechselbälgern bis zu unheimlichen Puppen.
Der Stil der Serie ist dabei zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig. Mahnke beginnt uns in ein Thema einzuführen, gibt uns ein paar Fakten unterlegt mit Archivmaterial und dann startet meist die Hauptgeschichte der Episode in Form eines Spielfilms. Diese wird mittendrin immer wieder unterbrochen für weitere Fakten und kleinere dazu passende nachgespielte Geschichten, bevor es mit der Hauptstory wieder weiter geht. Diese unübliche, fragmentierte Erzählweise hatte mich zu Beginn etwas vor den Kopf gestoßen. Was mitunter auch daran lag, dass die erste Episode noch zu den Schwächeren gehört. Es lohnt sich allerdings am Ball zu bleiben, dann spätestens mit der zweiten Episoden hatte mich Lore voll in seinem Bann. Die Geschichte rund um Dr. Walter Freeman, die Lobotomie und das Grauen von damaligen Irrenanstalten fesselte mich von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Schlussendlich ist es auch die außergewöhnliche Machart, die Lore von anderen Serienformaten abhebt. Die Verknüpfung mit realen historischen Hintergründen und die spannende Erzählweise bieten mir mehr Anknüpfungspunkte als die Geschichten allein für sich es tun würden. Zudem macht es mir als Horrorfan irrsinnigen Spaß die gerade behandelten Themen in Verbindung mit diversen Horrorfilmen zu bringen, denn schlussendlich fußen doch fast alle Horrorfilme irgendwie in der Realität. So durfte ich mich hier an Bedlam, Einer flog über das Kuckucksnest, American Horror Story: Asylum, The Hallow, Die Dämonischen und vieles mehr erinnert fühlen.
Bei der Inszenierung wird Lore den TV-Look oft nicht ganz los. Nichtsdestotrotz gelingt es den abwechselnden Regisseuren einige wundervolle Bilder einzufangen. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Schauspiel, welches sicherlich nie oscarreif ist, aber auch weit weg von Fremdschammomenten. Der Serie kommt dabei sehr zu Gute, dass oft auch unterschiedliche Stile verwendet werden. So werden neben Live-Action-Szenen auch Animationen und Zeichnungen verwendet, was für Abwechslung sorgt und dem allgemeinen Unterhaltungswert sehr zuträglich ist.
In diesem Sinne kann ich allen, die sich gerne mit der dunkleren Geschichte der Menschheit beschäftigen nur empfehlen reinzuschauen und vielleicht auch dankbar sein, dass wir schon einiges an Aberglauben und Barbarei hinter uns lassen konnten. Denn gewissermaßen ist Lore auch ein Plädoyer für die Vernunft und den Fortschritt, dem ich mich doch gerne anschließe!
Die Serie ist derzeit auf Amazon Prime verfügbar und wurde Anfang 2018 auch schon um eine zweite Staffel verlängert.
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Ekel | |
Story |
Bildquelle: Filmtitel © deutscher Verleih