Kritik

The Old Ways (2020) – kurz & schmerzhaft

Der Exorzismus-Horror The Old Ways unternimmt eine Reise in die Tiefen des mexikanischen Dschungels, wo Hexerei und Geisterglauben noch lebendig sind. Wir verraten euch, was ihr vom Netflix-Neuzugang erwarten könnt.

Originaltitel: The Old Ways
Land: USA
Laufzeit: 154 Minuten
Regie: Christopher Alender
Drehbuch: Marcos Gabriel
Cast: Brigitte Kali Canales, Andrea Cortés, Sal Lopez u.a.

Inhalt

Die drogenabhängige Journalistin Christina reist für eine Reportage zurück an ihren Geburtsort inmitten des Urwalds. Dort wird sie von Einheimischen entführt, die behaupten, sie sei von dämonischen Mächten besessen – und sich an deren Austreibung machen. Schon bald wird Christina tief in eine fremdartige Welt hineingezogen, die sie längst hinter sich zu haben glaubte.

kurz & schmerzhaft

Grausige Dämonen, die gern in fremder Leute Körper einfahren, gibt es nicht nur in der christlichen Liturgie, wie uns schon Pazuzu in Der Exorzist lehrte. Auch der von mexikanischer Folklore inspirierte Exorzismus-Horror The Old Ways folgt älteren Traditionen und taucht tief in die Welt des Geisterglaubens ein. Der Exotismus hält sich dabei vergleichsweise in Grenzen, wenngleich die Protagonistin – eine in den USA aufgewachsene Mexikanerin – am Ende ihres erfolgreichen Selbstfindungstrips im Dschungel vielleicht ein bisschen weniger so aussehen könnte, als hätte sie gerade einen Ethno-Shop überfallen.

In The Old Ways geht es aber nicht nur um die Suche nach der eigenen kulturellen Identität, sondern vor allem um Drogensucht, für die der Dämon eine (recht offensichtliche) Metapher darstellt. Vieles legt nahe, dass es letztlich ein Kampf mit sich selbst ist, den Christina ausficht; nichtsdestotrotz bietet auch dieser Kampf genug Raum für einige Spezialeffekte mit beachtlichem Ekelfaktor.

Spannung oder Grusel sind aber nicht die Hauptpfeiler dieses kammerspielartigen Besessenheitsfilms, der vor allem von seiner Atmosphäre lebt. Das großartige Sounddesign, die  an Kuriositäten reiche Unterkunft im Dschungel, das perfekt durchorchestrierte Spiel mit Licht und Schatten und nicht zuletzt das Ritualdesign verschmelzen zu einem stimmigen Filmerlebnis, das für so manche Schwäche entschädigt.

 

Gesamteindruck

Rating: 3 von 5

Bildquelle: The Old Ways © Netflix

Horrorfilme… sind die Suche nach Erfahrungen, die man im echten Leben nicht machen möchte. Sie bilden individuelle wie kollektive Ängste ab, zwingen uns zur Auseinandersetzung mit Verdrängtem und kulturell Unerwünschtem – und werden dennoch zur Quelle eines unheimlichen Vergnügens.

...und was meinst du?