Synchronic (2019) – Review
Wie schon bei ihren Vorgängern Spring – Love is a Monster und The Endless versucht sich das Regie-Duo Moorhead und Benson auch mit ihrem neuen Film Synchronic an einer unverbrauchten Geschichte. Wir haben uns für euch dem Rausch von Synchronic hingegeben und getestet, ob die beiden Sterne am Indie-Film-Himmel mit ihrem neusten Film an ihre Vorgänger anknüpfen können.
Originaltitel: | Synchronic |
Land: | USA |
Laufzeit: | 102 Minuten |
Regie: | Aaron Moorhead, Justin Benson |
Drehbuch: | Aaron Moorhead, Justin Benson |
Cast: | James Dornan, Anthony Mackie u.a. |
VÖ: | Seit 08.04.2021 im Handel |
Inhalt
Die beiden Notfallsanitäter Steve (Anthony Mackie, Runner Runner) und Dennis (James Dornan, Robin Hood) verbindet neben einer langen beruflichen Kollegialität auch eine enge Freundschaft. Während sich Steve seine Zeit mit immer wechselnden One-Night-Stands und exzessiven Alkoholeskapaden vertreibt, steht Dennis mit beiden Beinen fest im Familienleben. Seine Ehefrau ist mit dem zweiten gemeinsamen Kind schwanger und ihre Tochter Brianna befindet sich gerade in der Hochphase pubertärer Teenager-Rebellion.
Seit Kurzem häufen sich in der Stadt merkwürdige Notfälle, zu denen die beiden Paramedics beordert werden: Ein Mann wird mit einem altertümlichen Schwert erstochen aufgefunden, ein weiterer wird völlig verbrannt in einem alten Vergnügungsparkt geborgen und eine junge Frau verstirbt nach dem Biss einer giftigen Schlange in einem abgeschlossenen Hotelzimmer. Zwischen den wirren Fällen zeigt sich schnell eine Gemeinsamkeit: Alle Toten haben vor ihrem Ableben scheinbar die neue Designerdroge Synchronic konsumiert. Bevor sich die alten Freunde einen Reim auf die merkwürdigen Todesfälle machen können, verschwindet jedoch Dennis‘ Tochter Brianna plötzlich spurlos…
Kritik
Spätestens seit ihren letzten zwei gemeinsamen Filmen Spring – Love is a Monster und The Endless sind die beiden Filmemacher Aaron Moorhead und Justin Benson aus dem Independent-Sektor des phantastischen Kinos nicht mehr wegzudenken. Mit geringsten Budgets gelang es ihnen, clever konstruierte und emotionale Genre-Zwitter zu kreieren, die oftmals im Geiste der Geschichten H.P. Lovecrafts stehen und für frischen Wind außerhalb von Genrekonventionen sorgten. Auch ihr erstes gemeinsames Projekt Resolution – Cabin of Death konnte bereits einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenngleich er noch eher einer aufwärmenden Fingerübung gleicht, lässt er doch die vielen Stärken des Duos bereits deutlich erkennen. Für Synchronic hatten die beiden nun ein deutlich höheres – aber vergleichsweise noch immer geringes – Budget zur Verfügung, was dem Film sehr zugute kommt, da er zur Bebilderung seiner Prämisse vielfältiger Spezialeffekte bedarf. Was Synchronic nämlich in erster Linie auszeichnet ist, ohne zu viel über die genaue Wirkung der namensgebenden Droge zu verraten, die Idee einer gleichzeitigen Koexistenz von unterschiedlichen Zeit- und Raumebenen.
Eine ganz ähnliche Ausgangssituation hat auch der von Stuart Gordon gedrehte From Beyond, der seines Zeichens eine direkte Adaption einer Lovecraft-Geschichte ist. Obwohl sich sonst kaum welche seiner Motive in Synchronic finden, stellt der Film dennoch eine weitere Installation in der Filmografie der beiden Regisseure dar, die mit grundsätzlichen Überlegungen Lovecrafts über das Unheimliche spielt. Der bedeutende Unterschied ist, dass nach Spring und The Endless auch Synchronic seine zwischenmenschlichen Konflikte und Mitleid erregende Einzelschicksale in den Vordergrund seiner Beobachtungen rückt. Ist dies in den Vorgängern durch die liebevoll und differenziert gestalteten Figuren noch hervorragend gelungen, erreicht Synchronic trotz einigen aufwühlenden Entwicklungen zu keinem Zeitpunkt die emotionale Tragweite, die er offenbar angestrebt hat. Die beiden Protagonisten wirken nicht mehr wie vielschichtige Charaktere, sondern nur wie Figuren, deren Probleme wie universale Abziehbildchen anmuten.
Dies sorgt in Konsequenz dafür, dass der Drahtseilakt zwischen echtem Gefühl und Kitsch nicht immer gelingt und bisweilen leider auch ungeahnt pathetische Züge annimmt. Deswegen begleitet Synchronic spätestens ab der Hälfte das Gefühl, dass Moorhead und Benson sich in diesem Fall mehr Gedanken um einen wirkungsvollen Einsatz ihres erhöhten Budgets durch bessere Effekte gesorgt haben. Das müsste im Grunde kein Problem sein, immerhin bietet das Wirkungsfeld der Droge genügend Futter für philosophische und existenzielle Denkanstöße. Wenn der Fokus des Films aber auf die emotionale Wirkung der zwischenmenschlichen Interaktionen gerichtet ist, fällt die Nachlässigkeit bei der Ausgestaltung dieser eben noch stärker ins Auge.
Nichtsdestotrotz hat Synchronic mit seiner spürbaren Liebe für seine Grundidee und der visuellen Umsetzung derselben genügend liebenswürdige Attribute an Bord, um nicht völlig abzusinken. Faszination und Schrecken liegen dicht beieinander bei der Vorstellung, welche Möglichkeiten und Gefahren ein solcher Trip wie der auf Synchronic mit sich bringen könnte. Die Science-Fiction-Anteile des Films überzeugen durch ihre ideenreiche Konzeptionalisierung, während die Geschichte durch ein Gespür für ein Mindestmaß an realistischer Einschätzung der Situation durch die Figuren dennoch geerdet bleibt. Dabei schwankt der Film tonal oftmals zwischen pathetischer Melancholie und ernsten Emotionen, wobei die Momente überkonstruierten Pathos zwar für sich stehend die meiste Zeit negativ wiegen, ein homogenes Gleichgewicht aber dennoch erhalten bleibt.
Fazit
Synchronic ist ein Film, der zwischen budgetbedingten erhöhten Ambitionen seiner Macher und dem Drang, ihre Charaktere mit Leben zu füllen, festgefahren wirkt. Der Anspruch von Moorhead und Benson an die emotionale Tragweite der lebensnahen Probleme ihrer Protagonisten schien sich nicht ganz mit dem erhöhten Druck nach Massentauglichkeit durch spendablere Geldgeber vereinbaren zu lassen, sodass es Synchronic an dem geeichten emotionalen Kompass mangelt, der in Spring und The Endless so treffsicher die Richtung vorgegeben hat. Mit seinen Vorgängern kann Synchronic sich zwar nicht messen, weiß aber dennoch mit seiner manchmal zu konstruiert wirkenden Idee die Synapsen zum Nachdenken anzuregen und mit seiner Liebe zur Geschichte solide zu unterhalten.
Bewertung |
|
Grauen | |
Spannung | |
Härte | |
Unterhaltung | |
Anspruch | |
Gesamtwertung |
Seit 08.04.2021 im Handel:
Bildquelle: Synchronic © Universal Pictures Germany GmbH