The Grey – Unter Wölfen (2011) – Review
In The Grey setzt uns Regisseur Joe Carnahan nach einem Flugzeugabsturz in der verschneiten Einöde Alaskas und gleichzeitig einem Überlebenskampf mit Natur und Tier aus. Wir legen uns für euch mit dem Wolfsrudel an!
Originaltitel: | The Grey |
Land: | USA |
Laufzeit: | 117 Minuten |
Regie: | Joe Carnahan |
Drehbuch: | Joe Carnahan, Ian Mackenzie Jeffers |
Cast: | Liam Neeson, Dermot Mulroney u.a. |
Inhalt
John Ottway (Liam Neeson, Das Geisterschloß) ist der Mann fürs Grobe. Als Jäger angestellt, ist es seine Aufgabe die Arbeiter einer Ölfabrik vor den Angriffen streunender Wölfe zu schützen. Nach getanem Job befindet er sich gemeinsam mit einer Gruppe Arbeiter auf dem Rückflug gen Heimat. Als das Flugzeug in einen Schneesturm gerät, stürzt es inmitten der verschneiten Wildnis ab. Von nun an beginnt ein erbarmungsloser Kampf ums Überleben, beim dem sich nicht nur die eisige Kälte als gefährliches Problem erweist…
Kritik
Punkten kann The Grey vor allem mit seiner Inszenierung. Carnahan versteht es ausgesprochen gut die Aussichtslosigkeit der Charaktere zu bebildern. Die Schutzlosigkeit inmitten der eisigen Landschaft, eingefangen in eindrucksvollen Aufnahmen, bildet ein konsequent atmosphärisches Grundgerüst, auf dem sich die Geschichte nahezu perfekt ausarbeiten lässt. Die musikalische Untermalung sorgt für eine intensive Akzentuierung der visuellen Erzählung und fügt sich anstandslos in das audiovisuelle Gesamtwerk ein. Carnahans Bruch mit diversen Genrekonventionen sorgt dafür, dass sich The Grey deutlich freier bewegen kann. Die Spannung eines Survival-Abenteuers trifft auf die affektive Kraft waschechten Horrors. Mitverantwortlich ist hier zweifelsfrei die Inszenierung der Wölfe. Die Tiere fungieren hier effektiv als Angstmacher, besonders dann, wenn sie nicht direkt zu sehen sind und das Publikum lediglich leuchtende Augen in der Dunkelheit oder ihr schallendes Heulen wahrnimmt.
Als überaus gelungen erweisen sich auch die auf Liam Neesons Charakter bezogenen Flashbacks, die der Emotionalisierung Ottways zugute kommen und dafür sorgen, dass die ZuschauerInnen am Schicksal des Protagonisten Anteil nehmen. Mitverantwortlich zeichnet hier auch Oscarpreisträger Neeson selbst, der erneut als hervorragender Charakterschauspieler brilliert und überzeugender denn je an alte Zeiten anknüpft. Dem britisch-irischen Darsteller gelingt eine authentische und expressive Verkörperung der Figur Ottway, die trotz einer traumatischen Vergangenheit Stärke ausstrahlt.
„Einmal noch in die Schlacht. Ein letztes gutes Gefecht. Lebe und stirb heute Nacht“
Obwohl die Handlung von The Grey schnell erzählt ist , erweist sich Joe Carnahans Film als deutlich vielschichtiger, als zunächst angenommen. Dabei lässt es der poetisch angehauchte Wolf-Thriller dem Publikum zumindest offen, welchen Betrachtungsschwerpunkt es ihm einverleibt. Ist The Grey ein einfacher Survival-Thriller, der die Dämonisierung des Wolfes lediglich als Mittel zum Zweck nutzt, um eine spannende und gleichzeitig angsteinflößende Geschichte zu erzählen? Lässt Carnahan hier die Grenzen zwischen Mensch und Tier verschwimmen, um aufzuzeigen, dass der Mensch nicht weniger „Bestie“ ist, als sein vierbeiniger Gegenspieler? Oder handelt es sich um eine Metapher für die Bewältigung schwieriger Lebenssituationen? Anhaltspunkte bietet Carnahans Film genug, ohne sich dabei stichfest einordnen zu lassen.
Die Dämonisierung der Wildtiere wird so manchem Tierfreund sicherlich aufstoßen, auch wenn sich ihr Verhalten – je nach Interpretation einer möglichen Subebene – als durchaus sinnvoll erweisen kann. Die irrational handelnden und zu Killermaschinen stilisierten Wölfe könnten eine metaphorische Verarbeitung Ottways sein, der, nicht fähig mit dem Verlust seiner geliebten Frau umzugehen, keinen Sinn mehr in seinem Leben zu sehen scheint. Die Wölfe als Allegorie eines vermeintlich aussichtslosen Kampfes mit sich und seinen Emotionen wahrzunehmen, scheint dabei nicht nur im Bezug auf die Verhaltensweise der Tiere denkbar. Je gefährlicher die visuelle Darstellung des Tieres, desto intensiver der innere Kampf mit sich selbst. Neesons Charakter würde sich damit im Finale endlich sich selbst stellen und zum Abschluss einer emotionalen Tortur gelangen.
Fazit
Carnahans The Grey erweist sich als spannungsgeladener, emotionaler und furchterregender Survival-Thriller. Mit einem wundervollen Liam Neeson, einer starken Inszenierung und einem breiten Interpretationsspektrum, dürfte der Absturz in der Wildnis Alaskas sowohl Freunde von Survival-Abenteuern, als auch jene des intensiven Animal-Horrors zufriedenstellen.
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Bildquelle: The Grey – Unter Wölfen © Universum Film GmbH