The Gangster, the Cop, the Devil
Kritik

The Gangster, the Cop, the Devil (2019) – Review

„Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ besagt ein altes Sprichwort und dieser Weisheit folgen auch die Protagonisten in Lee Won-Taes neuestem Film. Nach dem historischen Gefängnisdrama Man of Will wendet sich der südkoreanische Filmemacher nun neuen Ufern zu und liefert mit The Gangster, the Cop, the Devil einen geradlinigen Action-Thriller ab. Wir haben den Film beim diesjährigen /slash Filmfestival für euch unter die Lupe genommen.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:
VÖ:

Aginjeon (악인전)
Südkorea
109 Minuten
Lee Won-tae
Lee Won-tae
Ma Dong-seok, Kim Mu-yeol, Kim Sung-kyu u.a.
Ab 29.11.2019 im Handel

Inhalt

Ein Unbekannter überfällt nachts auf der Straße immer wieder ahnungslose Autofahrer, indem er diese in Auffahrunfälle verwickelt und anschließend auf seine Opfer einsticht. Der junge, hitzköpfige Kommissar Jung Tae-seok vermutet hinter diesen Attacken einen Serienmörder und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Als der gefürchtete Gangsterboss Jang Dong-su zum Opfer des Serientäters wird und dessen Attacke schwer verletzt überlebt, sieht Jung Tae-seok endlich seine Chance gekommen eine Beschreibung des Täters zu erhalten. Weil Jang Dong-su aber einen verfeindeten Clan hinter den Überfall vermutet, schweigt er vehement und der Kommissar muss erst zu unlauteren Mitteln greifen, um ihn zur Kooperation zu bewegen. Schließlich gibt Jang nach und beide einigen sich auf einen Deal. Der Gangster hilft dem Kommissar unter einer Voraussetzung: Wer den Täter zuerst schnappt, kann mit ihm machen was er will.

Kritik

OldboyI Saw the Devil oder The Chaser sind meist die ersten Titel, die fallen, wenn man über Paradebeispiele für erstklassige Thriller aus Südkorea spricht. Unerbittliche, dunkle und meist gewalttätige Filmen, die das Bild des koreanischen Genre-Kinos im Ausland geprägt haben. The Gangster, the Cop, the Devil ist da anders. Es ist ein gewohnt ansehnlicher Action-Thriller, der sich aber über weite Strecken nicht allzu ernst nimmt. Der Film verzichtet auf subtile Andeutungen und wirft diese lieber zugunsten bombastischer Darbietungen über Bord. Zahlreiche testosterongeladene Actionszenen, die stark von den bewährten Action-Tropen des koreanischen Kinos geprägt sind, paart Lee mit den sich stetig abwechselnden Perspektiven der Hauptcharaktere, wodurch es oft schwer zu sagen ist, welchen Weg der Film als nächstes einschlägt. Infolgedessen bleibt The Ganster, the Cop, the Devil über die gesamte Laufzeit durchweg spannend und packend. Für Langeweile ist hier kein Platz – stattdessen erwartet die Zuschauer pure Unterhaltung.

The Gangster, the Cop, the Devil

Ein großer Pluspunkt des Films sind zweifelsohne seine Hauptdarsteller. Insbesondere Ma Dong-Seok (Train to Busan) erwies sich als absoluter Glücksgriff. Sein voluminöser Körperbau und sein beängstigendes Auftreten verleihen den vielen Kämpfen und Verfolgungsjagden ein erhebliches Maß an Glaubwürdigkeit. Man kommt nicht umhin zu glauben, dass dieser Mann jemandem mit bloßen Händen mal eben zwei Vorderzähne herausreißen kann, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Ihm zur Seite steht Kim Mu-yeol (Illang – The Wolf Brigade) als Jung Tae-seok, einer jener unbestechlichen und ebenso brillanten wie zweifelsohne hitzköpfigen Polizisten, die bereits seit Jahrzehnten zum klassischen Genre-Inventar gehören. Vor allem der Kontrast zwischen den beiden Männern und ihren beiden Weltbildern ist es, was diesen Film so unterhaltsam macht und die Story stetig vorantreibt. Einen Verbrecher verhaften oder ihn schlichtweg töten zu wollen, sind nun einmal zwei vollkommen unterschiedliche Ziele. Als Dritten im Bunde gibt es noch Kim Sung-kyu (Kingdom), leider die blasseste Figur in diesem Gespann, was allerdings weniger ihm selbst, sondern dem Drehbuch zuzuschreiben ist. Als motivloser Psychopath mit einer völlig willkürlichen Methode zur Auswahl seiner Opfer, ist er sicherlich unangenehm und erfüllt somit seine Funktion, doch sich von solch einem psychologischen Blindgänger richtig erschrecken zu lassen, ist leider sehr schwer.

The Gangster, the Cop, the Devil

Wo wir auch schon bei dem größten Problem wären. Obwohl The Gangster, the Cop, the Devil zweifellos unterhaltsam ist, hinterlässt er keinen bleibenden Eindruck und macht seine drei Titelcharaktere zu austauschbaren Stereotypen – es gibt nicht viel, was an genau diesem Cop, diesem Gangster oder diesem Serienmörder einzigartig oder besonders gut entwickelt wäre. Jung Tae-seoks und Jang Dong-sus Kampf zwischen Gerechtigkeit und Rachendynamik hätte zu einer eingehenderen Betrachtung ihrer inneren Natur führen können, bei der die Grenzen zwischen Richtig oder Falsch zunehmend verschwimmen. Leider erreicht der Konflikt nie diese Tiefe und so verpasst der Film leider die Chance einer anspruchsvollen Auseinandersetzung mit moralischen Fragen. Bleibt zu hoffen, dass sich Sylvester Stallone eben jener Dimension annimmt, nachdem sich seine Produktionsfirma bereits die Rechte an einem Remake gesichert hat – bis dahin bietet auch das Original zumindest kurzweilige Unterhaltung.

 

Bewertung

Grauen Rating: 0 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  Rating: 2 von 5
Unterhaltung  Rating: 4 von 5
Anspruch  Rating: 3 von 5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5

Bildquelle: The Gangster, the Cop, the Devil © Splendid Film GmbH

Horrorfilme sind wie Essen. Zwischen dem immer gleichschmeckenden Fast Food, gibt es auch mal kulinarische Höhepunkte, die es aber nur zu Erkunden gibt, wenn man sich auch mal traut, etwas Neues auszuprobieren.

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