Final Destination
Kritik

Final Destination (2000) – Review

Mitten im Slasher-Revival, welches Mitte der 90er einsetzte, brachte Final Destination ordentlich frischen Wind ins Genre und präsentierte uns den ultimativen Killer: der Tod selbst.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

Final Destination
USA
98 Minuten
James Wong
Jeffrey Reddick, Glen Morgan, James Wong
Devon Sawa, Ali Larter, Kerr Smith u.a.

Die nie gedrehte Akte-X-Folge

Die Grundidee hinter Final Destination beruht auf einem Drehbuch, das Jeffrey Reddick für Akte X geschrieben hatte. Die Idee dazu kam ihm, als er eine Geschichte von einer Mutter las, die ihre Tochter überredete, einen bestimmten Flug nicht zu nehmen, weil sie ein schlechtes Gefühl habe. Die Tochter änderte den Flug und tatsächlich stürzte besagte Maschine ab. Was wäre, so Reddicks Überlegung, wenn es das Schicksal der Tochter war, in diesem Flugzeug zu sterben?
Das Skript dazu landete jedoch nie bei Akte X, sondern schlussendlich bei New Line Cinema, wo ausgerechnet James Wong und Glen Morgan, die beide schon an etlichen Folgen von Akte X mitgearbeitet hatten, dieses überarbeiteten.
Final Destination entstand zu einer Zeit, als die neue Slasher-Welle, losgetreten von Wes Cravens Scream, gerade voll im Gange war. Das Letzte, was das Team rund um Wong, welcher auch die Regie übernahm, wollte, war ein weiterer Teenie-Slasher rund um einen maskierten Killer. Somit wurde der Tod selbst zum Killer, jedoch abseits alberner Klischees rund um Skelette mit schwarzer Kutte und Sense, sondern als unsichtbare Naturgewalt, als unausweichliches Schicksal.

Dem Tod von der Schippe gesprungen

Die Geschichte von Final Destination folgt Alex Browning, der gerade dabei ist mit seinen Klassenkameraden einen Trip nach Paris zu machen. Doch schon am Flughafen kommen ihm viele Sachen seltsam vor – irgendwas stimmt hier nicht. Nervös und angespannt begibt er sich auf seinen Sitz im Flugzeug, doch schon kurz nach dem Abflug explodiert die Maschine… Nur ein Alptraum: Alex schreckt schweißgebadet im Flugzeug auf, gerät in Panik und löst ein Gerangel mit seinen Mitschülern aus. Zusammen mit einer Lehrerin und ein paar wütenden MitschülerInnen wird der aufgelöste Alex des Flugzeugs verwiesen. Die Lehrerin versucht noch die Situation zu beruhigen, während wenige Minuten später das Flugzeug wirklich in Flammen aufgeht und den dunklen Nachthimmel erleuchtet. Die Gruppe konnte dem Tod von der Schippe springen, für diese Nacht zumindest. Denn der Tod hat schon einen neuen Plan für jeden und jede einzelne…

Der Tod findet einen Weg

Gerade, dass es keinen maskierten Killer gibt, sondern der Tod in alltäglichen Gegenständen lauert, macht den Appeal des gesamten Franchises aus. Die frische Idee ist es schlussendlich auch, die Final Destination aus dem Einheitsbrei hervorhebt. Schon in den ersten Szenen am Flughafen gelingt es Wong hervorragend eine ominöse Bedrohung heraufzubeschwören, insbesondere indem er sich oft auf Detailaufnahmen von Alltagsgegenständen konzentriert und mit unserer Erwartungshaltung spielt. Sobald die Spielregeln einmal klar sind, entfaltet der Film seine volle Kraft. Wir wissen, dass alle sterben werden – stellt sich nur noch die Frage, wann und wie. Geschickt gelenkt, wandert unser Blick von einem Alltagsgegenstand zum nächsten, die sich allesamt vor unserem geistigen Auge in tödliche Mordwerkzeuge verwandeln. Dies erzeugt eine außergewöhnlich bedrohliche Grundstimmung und zieht die Spannungsschrauben mächtig an.

Final Destination

Leider gelingt es dem Streifen nicht, diese Spannung über den gesamten Film hoch zu halten. Das liegt zu einem großen Teil an der Figurenzeichnung, die zu uninteressant und klischeehaft ist, um dem zwischenmenschlichen Drama ein ausreichendes Fundament zu liefern. Wirklich spannend ist allein Protagonist Alex, welcher von Devon Sawa (Casper, Die Killerhand) toll nuanciert gespielt wird und der Alex‘ Verzweiflung greifbar macht. Sein Love Interest Clear Rivers fällt dagegen reichlich blass aus und auch Ali Larter wirkt in ihrer Darstellung von Clear oft etwas verloren. Die anderen Charaktere sind zum größten Teil leider nicht mehr als stereotypes Schlachtvieh, was den SchauspielerInnen entsprechend nicht sonderlich viel abverlangt und so ist auch ein Seann William Scott als Klassendepp eher verschenkt. Dafür bekommen wir Tony Todd in der Rolle des Leichenbestatters als kleinen Bonus, der in seinen wenigen Szenen die Leinwand spielend dominiert und als Todes-Philosoph in der kurzen Gastrolle glänzen darf. Im Film ist er nicht viel mehr als ein Vehikel, um uns die Spielregeln zu erklären: Der Tod hat einen Plan und wenn deine Zeit gekommen bist, kannst du ihn zwar kurzfristig austricksen, aber er wird unaufhörlich wieder kommen.

Aufgrund dieser dramaturgischen Schwächen ist Final Destination immer dann am besten, wenn der Tod bei der Arbeit ist und kleine Alltäglichkeiten präpariert, die schlussendlich zum Ableben der Protagonisten führen könnten. Es macht ungeheuer viel Spaß mitzufiebern, ob die Charaktere dem Tod nochmal entkommen können – oder zu erraten, auf welchem Wege sie ihr Ende finden werden. Denn Final Destination legt immer mehrere Fährten aus, wodurch sich die Tode durchweg unerwartet und auf höchst kreative Weise ereignen. Sie werden aber in ihrer Inszenierung nie ausgeschlachtet, wie es ab Mitte der 2000er in Horrorfilmen immer häufiger der Fall war. Hier sind schließlich auch keine Dilettanten oder gar Sadisten am Werk – der Tod arbeitet sauber und effizient!

Final Destination
Nicht nur das Leben findet einen Weg, sondern auch der Tod

Fazit

Unterm Strich gehört Final Destination trotz der etwas eindimensionalen Charaktere und dadurch entstehenden Längen zu den erfrischendsten Horrorfilmen rund um die Jahrtausendwende. Insbesondere die Figur des Todes und seine kreativen Pläne für das Ableben der Protagonisten funktionieren hervorragend und wurden spannungsreich in Szene gesetzt. Bislang folgten dem Film vier weitere Sequels, die die Idee weiterspinnen und von denen zumindest Teil zwei und fünf überaus sehenswert sind.

 

Bewertung

Grauen Rating: 1 von 5
Spannung Rating: 4 von 5
Härte  Rating: 2 von 5
Unterhaltung  Rating: 4 von 5
Anspruch  Rating: 3 von 5
Gesamtwertung Rating: 4 von 5

Bildquelle: Final Destination © Kinowelt Home Entertainment

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?