Das Haus der geheimnisvollen Uhren (2018) – Review
Eli Roth und Steven Spielbergs Amblin Entertainment schicken uns in Das Haus der geheimnisvollen Uhren nach Michigan ins Jahr 1955. Dort begegnen wir einem jungen Vollwaisen auf der Suche nach einer Familie und den Magiern Jack Black und Cate Blanchett.
Originaltitel: |
The House with a Clock in Its Walls USA 105 Minuten Eli Roth Eric Kripke Owen Vaccaro, Jack Black, Cate Blanchett u.a. |
Inhalt
1955, New Zebedee, Michigan: Hierhin verschlägt es den zehnjährigen Lewis Barnavelt (Owen Vaccaro, Daddy’s Home), nachdem seine Eltern bei einem tragischen Unfall ums Leben kamen. Er soll bei seinem Onkel Jonathan (Jack Black, Gänsehaut) leben. Der ebenso freundlich wie verschroben wirkende Mann bewohnt zusammen mit seiner platonischen Freundin Florence (Cate Blanchett, The Gift – Die dunkle Gabe) eine alte, geheimnisvolle Stadtvilla.
Lewis fällt es schwer, sich einzugewöhnen; die Mitschüler mögen ihn nicht und auch, wenn Jonathan und Florence nett erscheinen, ist das Haus selbst alt und unheimlich. So scheint sich zum Beispiel das Mosaikfenster auf dem Treppenabsatz selbstständig zu verändern. Tarby (Sunny Suljic, The Killing of a Sacred Deer), der einzige Mitschüler, zu dem Lewis rasch einen Kontakt aufbauen kann, erzählt ihm, was über dieses Mörderhaus so geflüstert wird. Als er in der darauffolgenden Nacht lauten Krach aus dem Haus vernimmt, stiehlt er sich aus dem Zimmer, um den Geräuschen auf den Grund zu gehen. Er sieht Jonathan, der in einem der Zimmer mit einem schweren Hammer auf eine Wand einschlägt. Panisch will Lewis aus dem Haus fliehen – dessen Inventar plötzlich zum Leben erwacht.
Jonathan kann ihn jedoch beruhigen: Er ist ein Warlock, Florence eine Hexe, aber beide sind gute Zauberer und meinen es gut mit ihm. Lewis‘ Neugierde ist sofort geweckt und er beschließt, nicht nur zu bleiben, sondern auch bei den beiden in die Lehre zu gehen. Vorbesitzer Isaac (Kyle MacLachlan, Twin Peaks) und dessen Gattin Selena (Renée Elise Goldsberry, Altered Carbon) waren jedoch böse Magier – und irgendwo in den Wänden des Hauses haben sie eine rätselhafte Uhr versteckt, deren Schläge allmählich auf ein unbekanntes Ereignis hinunter zu zählen scheinen…
Kritik
Das Drehbuch zu Das Haus der geheimnisvollen Uhren basiert auf dem Roman „Das Geheimnis der Zauberuhr“ von John Bellairs. Der 1973 geschriebene Roman bildet den Auftakt der zwölfteiligen Reihe um den jungen Zauberer Lewis Barnavelt. Lewis mutet dabei ein wenig wie eine amerikanische Version von „Harry Potter“ an, ist aber 24 Jahre älter. Es handelt sich also nicht um eine Harry-Potter-Imitation, auch wenn es im Film eine Referenz an „Harry Potter“ gibt. Da ich die Barnevelt-Romane nicht gelesen habe, kann ich den Film nicht mit den Romanen vergleichen, allerdings sind Film und Roman zwei verschiedene Medien. Beide funktionieren auf ihre Weise, und oftmals kann das eine Medium eben nicht ins andere übertragen werden, schon gar nicht 1:1. Sofern die Atmosphäre und Botschaft des Originals beibehalten werden, spricht nichts gegen eine freie Adaption. Dafür sorgt vor allem der Drehbuchautor.
Dies schrieb Eric Kripke, der neben der TV-Serie Supernatural auch die beiden Serien Timeless und Revolution erfand. Ganz im Stile der Serien bietet der Film einiges an Schauwerten: Lebendige Mosaikfenster, Gartenfiguren, Stühle und Ritterrüstungen sowie ein riesiges Uhrwerk sind dabei nur ein kleiner Teil der visuellen Magie, die von der Effekte-Abteilung gezaubert wurde. Die Effekte sind dabei zwar vielleicht nicht optimal gelungen, verfehlen dennoch nicht ihre Wirkung. An den VFX war u.a. das Team von „Rodeo FX“ beteiligt, das auch für etliche Filme aus den Universen von Marvel, DC und Star Wars die visuellen Effekte produzierte. Sie wurden durchaus gekonnt in die Handlung integriert, wirken dabei allerdings gelegentlich selbstzweckhaft.
Inszeniert wurde der Film von Eli Roth, der seit Cabin Fever (2002) ein verkaufsträchtiger Name im Horrorgenre ist und so kontrovers diskutierte Filme wie Hostel und The Green Inferno drehte. Tatsächlich muss man Roth bescheinigen, dass er hiermit definitiv den atmosphärisch dichtesten seiner Filme geschaffen hat. Roth sieht den Film als Horrorfilm für Kinder und als „gateway movie“ für Eltern, die gruselige Filme lieben und ihren Kindern diese Welt zugänglich machen möchten. Wenn man die rein visuelle Ebene betrachtet, erfüllt dieses Eingangstor in die Welt des Horrors die Erwartungen, die man an das moderne Effekte-Kino setzt, denn der Film sieht visuell prächtig aus! Neben dem Set tragen auch die Kamera und Beleuchtung ihren Teil dazu bei, dass man sich direkt in ein viktorianisches Geisterhaus versetzt fühlt. Dabei werden auch Erinnerungen an den Animationsfilm Monster House geweckt, der vom selben Studio, Amblin Entertainment, produziert wurde.
Das 1981 u.a. von Steven Spielberg gegründete Studio präsentierte in der Vergangenheit immer wieder Filme für ein junges Publikum, darunter E.T., Die Goonies und Hook, an die der Film anknüpft. Steven Spielberg riet Eli Roth auch, den Film gruselig zu machen, den Kinder mögen es, erschreckt zu werden. (“Make it scary. … Kids want to be scared. You gotta make it scary.”) Wie auch in so vielen anderen Filmen des Studios, verpflichtete man beliebte Hollywood-Stars, hier sind es Cate Blanchett und Jack Black.
Cate Blanchett ist seit ihrem Durchbruch mit Elizabeth eine der „Leading Ladies“ in Hollywood. Sie ist eine der begnadetsten Schauspielerinnen nicht nur ihrer Generation, und gehört nicht umsonst zu den meist nominierten und ausgezeichneten Aktricen der letzten 20 Jahre. Sie spielt ihre Rolle ebenso beherrscht wie routiniert und ist jederzeit Herrin der Lage.
Etwas schwerer hat es da Jack Black, dem die Rolle nicht völlig zu liegen scheint. Er hat zwar ein paar sehr gute Szenen mit Blanchett, verlässt sich aber zu oft auf seine Gestik und Energie; seine Mimik wird manchmal etwas starr. Black wird in seinen Filmen meist auf sein komisches Talent und seine überbordende Energie beschränkt, auch wenn der zweifach für den Golden Globe nominierte Schauspieler es besser kann. Hier zeigt er leider nicht viel mehr als diese Routine. Das reicht in vielen Szenen allerdings immer noch für energiegeladene Highlights, wozu auch eine kleine Musiknummer des Musikers (Tenacious D) zählt, und Black ist einfach ein extrem sympathischer Schauspieler. Dabei spielt er die Rolle mit allem, was sie bietet.
Denn leider stehen in Das Haus der geheimnisvollen Uhren dem visuellen Aufwand und Können eine etwas klischeehafte Handlung und Charaktere entgegen, die über wenige Szenen hinaus nicht weiter ausgebaut wurden. Den anfänglichen, erfrischenden Wortduellen zwischen Blanchett und Black folgen leider kaum weitere, dafür bekommt man viele altvertraute Szenen vorgesetzt. Selbst der Bösewicht wirkt blass und ist dabei nicht mehr als eine funktionserfüllende Figur. Auch wenn der Roman bereits 1973 geschrieben wurde, so wirkt der Film dennoch, als wäre er aus Versatzstücken anderer Filme zusammengesetzt; dabei hätte die Geschichte dringend ein Update benötigt. Allerdings bleibt der Film durchaus spannend und man darf nicht vergessen, dass die Zielgruppe nicht die Erwachsenen sind, die so einen Film naturgemäß aus einer anderen, erfahreneren Perspektive betrachten.
Fazit
Der Film richtet sich direkt an ein junges Publikum. Wenn man ihn als reines Entertainment betrachtet, bringt er zwar keine tiefgründige, aber doch spannende, gruselige, komische, visuell überaus ansprechende und atmosphärische Unterhaltung. Er passt mit seiner bunten, lauten Bilderpracht bestens zu einem kalten, düsteren Sonntagnachmittag.
Bewertung |
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Spannung | |
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Gewalt | |
Ekel | |
Story |
Bildquelle: Das Haus der geheimnisvollen Uhren © Universal