Ravenous – Friss oder Stirb (1999) – Review
Die USA im Krieg mit Mexiko um 1846. Der Hunger nach mehr Macht und der Erweiterung seines Territoriums treibt das Land voran. Die Menschen haben ebenfalls Hunger. Einige bedienen sich einer ungewöhnlichen Quelle.
Originaltitel: |
Ravenous USA 101 Minuten Antonia Bird Ted Griffin |
Inhalt
Lieutenant John Boyd (Guy Pearce: L.A. Confidental, Alien: Convenant) wird als Kriegsheld gefeiert und zum Captain befördert. Völlig auf sich alleine gestellt, hat er ein feindliches Lager erobert. Trotzdem wird er kurz danach in einen Außenposten der Sierra Nevada in Mexiko strafversetzt.
In diesem Fort, welches mehrere Tagesmärsche von der nächsten Zivilisation entfernt ist, trifft er auf seine skurrilen Wegbegleiter.
Kurz nachdem er sich der Gemeinschaft angeschlossen hat, trifft F.W. Colqhoun (Robert Carlyle: Trainspotting, 28 Weeks Later) völlig entkräftet und unterkühlt in dem Lager ein. Nach längerer Regeneration klärt er die Mannschaft über sich, und was ihm widerfahren ist, auf.
Cloqhoun schloss sich einer reisenden Siedlergruppe an, die sich auf dem Weg Richtung Pazifik verirrte. Eingeschlossen vom Eis, der Nahrungsmittelvorrat schwindend, beschließt die Gruppe, die mitgeführten Nutztiere zu verspeisen. Nachdem alle Ressourcen verbraucht waren, wurde der erste verstorbene Mitreisende gegart und verspeist. Nachdem nicht mehr darauf gewartet wird, dass jemand erfriert oder verhungert, bevor er die nächste Mahlzeit wird, ergreift Colqhoun die Flucht.
Erschrocken und geschockt von der Geschichte bricht die Gemeinschaft dennoch alsbald auf, um nach möglichen Überlebenden zu suchen und missachtet dabei fahrlässig die Warnung des anwesenden Indianers…
Kritik und Exkurs
Antonia Bird bietet in diesem hochklassig besetzten Streifen einen Kannibalen-Film, wie es ihn noch nicht gab. Was man durchaus als Überraschung bezeichnen kann. Denn Bird sprang für den mazedonischen Filmemacher Milcho Manchevski ein, der mitten im Dreh das Team verließ.
Die Location ist wunderschön und vermittelt dem Zuschauer das authentische Bild einer Einöde. Verschneit, knackig kalt und weit entfernt von allem und jedem.
Die Stimmung und Atmosphäre stehen zweifelsohne im Vordergrund. Die wenigen Gore-Szenen haben es aber in sich. Ob diese aber die Indizierung bis ins Jahr 2012 rechtfertigen, sei dahingestellt.
Damon Albarn (von der Band Gorillaz) und Michael Nyman haben hier einen Score gezaubert, den man schon als Highlight des Films bezeichnen kann. Das Timing ist perfekt und verschafft einem mehr als nur einmal eine Gänsehaut. Der schwarze Humor des Films blitzt an einigen Stellen gewaltig auf. Zum Glück befindet man sich nur selten am Rande des Klamauks. Wenn zum Beispiel eine potentielle Mahlzeit flüchtend durch den Wald hetzt und man als Zuschauer dem lustigen Banjo lauscht, das dazu gezupft wird.
Während der Sichtung denke ich an einen Flugzeugabsturz aus den 70er Jahren in den Anden. Die Überlebenden der Katastrophe sahen sich irgendwann gezwungen, um des Überlebens willen Verstorbene zu essen. Ich recherchiere anschließend nach Ereignissen, die inhaltlich mehr zu dem Film passen und stoße immer wieder auf eine Geschichte: „The Donner Party“. 1846 waren Siedler unter der Führung von George Donner auf dem Weg nach Kalifornien. Der Treck kam so sehr in Verzug, dass sie in der Sierra Nevada vom Winter eingeschlossen wurden. Nachdem Vorräte und Nutzvieh verzehrt wurden, aß man Siedler, die im Schneesturm umgekommen sind. Da dies nicht genügte, wurden anschließend gezielt Siedler ausgesucht, erschossen und gegessen. Nach den Ereignissen bildeten sich auch hier die Mythen rund um den Wendigo. Es heißt, dass der erste Siedler, der Menschenfleisch aß, vorher von einem Wendigo heimgesucht wurde. Wie es der Indianer in Ravenous vorhersagt
Doch was genau ist ein Wendigo? Die Mythen um dieses Wesen wurden von amerikanischen Ureinwohnern verbreitet und über Generationen bis heute weiter getragen. Er ist die ausgeprägteste Form der Völlerei; er verzehrt Menschenfleisch. Jeder, der Menschenfleisch ist, wird wiederum zu einem Wendigo und hat einen unstillbaren Hunger auf Menschenfleisch.
Dieser Dämon, so wichtig er auch in der amerikanischen Mythologie ist, nimmt in dem Film eine untergeordnete Rolle ein. Er soll eher als Metapher gesehen werden. Die Ausbreitung der Siedler in Gebiete, die noch von Ureinwohnern beheimatet sind. Die dabei entstehenden Schäden an Natur und Mensch werden gewissenlos in Kauf genommen oder sogar forciert. Die USA setzen zum Sprung an und begraben unter ihren Füßen alles, was im Weg steht.
Ein Film mit Tiefgang, der nicht nur Kannibalen-Freunde ansprechen dürfte. Ravenous punktet mit großartigen Darstellern, dem eindringlichen Score und seinem pechschwarzen Humor.
Bewertung |
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Spannung | |
Atmosphäre | |
Gewalt | |
Ekel | |
Story |
Bildquelle: Ravenous © Twentieth Century Fox of Germany GmbH
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