Das Tier
Kritik

Das Tier (1981) – Review

Mit Das Tier schufen Joe Dante und Rob Bottin einen Meilenstein des Werwolf-Horrors und schickten Dee Wallace auf einen haarigen Horror-Trip.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Vorlage:

The Howling
USA
91 Minuten
Joe Dante
John Sayles
„The Howling“ von Gary Brandner (Roman)

Die Fernsehjournalistin Karen White (Dee Wallace, Cujo) trifft sich für ein Interview mit einem Serienmörder (Robert Picardo, Star Trek Voyager), der sie seit einiger Zeit stalked. Die Situation eskaliert, Polizisten greifen ein und erschießen den Mann. Karen wird dabei traumatisiert und sie verdrängt die Momente. Als sie wenig später vor den laufenden TV-Kameras ihrer Arbeit nachgehen will, erlebt sie ebenso verstörende wie psychisch zermürbende Flashbacks, die sie zu diesen Momenten zurückführen. Der Psychiater Dr. Waggner (Patrick MacNee, Mit Schirm, Charme und Melone) lädt sie daraufhin ein, sich in seiner abgeschieden gelegenen Kolonie therapieren zu lassen. Die Bewohner dieser idyllischen Kolonie sind auffällig bemüht, Karen und ihrem Verlobten (Christopher Stone, Cujo) das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Und allmählich beginnt Karen auch, sich zu erholen. Doch hinter der schönen Fassade dieser Kolonie lauert das Grauen, denn ihre Bewohner entpuppen sich als mordlüsterne Werwölfe…

Zwei Drehbuchautoren versuchten sich erfolglos an dem Roman The Howling von Gary Brandner. Dann engagierte der Regisseur Joe Dante den Drehbuchautor John Sayles, dieser hatte zuvor bereits das Skript zu dem ebenfalls von Joe Dante inszenierten Piranha verfasst. Er lieferte ein psychologisch vertieftes und satirisch überspitztes Drehbuch, das zwar nur noch eine entfernte Ähnlichkeit mit der Vorlage aufwies, bei Dante aber auf Gefallen stieß. Sayles baute darin einige Referenzen an andere Werwolf-Filme wie Der Wolfsmensch ein. Zudem benannte er etliche Charaktere nach anderen Regisseuren, wie den legendären Terence Fisher (Dracula, 1958) und Freddie Francis (Die Todeskarten des Dr. Schreck). Auch sonst versteckten Sayles und Dante nebenbei viele Insider-Gags und Informationen. Horrorfilm-Guru Roger Corman und Sci-Fi-Ikone Forrest J. Ackerman haben Gastauftritte, wobei Ackerman sogar sein eigenes Film-Magazin in den Händen hält. Karens White Verlobter liest nach einem folgenschweren Ereignis Thomas Wolfes Es führt kein Weg zurück, während über seinem Bett ein Bild hängt, auf dem zu sehen ist, wie ein Wolf eine Schafsherde angreift.

Ein Highlight des Films sind die schauspielerischen Leistungen. In Dee Wallace (Critters) verfügte man über eine Hauptdarstellerin, die sich derart in ihre Rolle hineinsteigerte, dass ihre Emotionen – Angst, Abscheu, Frustration – nicht gespielt waren, sondern sie diese spürbar tatsächlich erlebte. In einem späteren Interview bezeichnete sie dies als „Method Acting on Energy“. Die Rolle ihres Verlobten wurde von ihrem damaligen tatsächlichen Verlobten Christopher Stone gespielt, der die Rolle auf ihr Betreiben hin erhielt – ohne dass die Produzenten von ihrer Beziehung wussten. Neben den genannten Darstellern verpflichtete man eine ganze Reihe von weiteren, etablierten Schauspielern, die ihre Charaktere lebendig werden ließen. So spielten unter anderem Kevin McCarthy (Die Dämonischen), John Carradine (Hexensabbat), Slim Pickens (Pat Garrett jagt Billy the Kid) und Noble Willingham (Blinde Wut) ihre Rollen gekonnt. Joe Dante, der die Arbeit mit Schauspielern als die wahre Freude seiner Tätigkeit beschreibt, arbeitete mit einigen der Darsteller schon bei Piranha und auch in späteren Filmen zusammen. Dick Miller (Ritter der Dämonen) beispielsweise ist in jedem seiner Filme zu sehen und Belinda Balaski agierte unter anderem in Gremlins, Explorers und Matinee.

The Howling
Ein kleiner Einblick in die tolle Arbeit der Makeup-Künstler

Das I-Tüpfelchen des Films aber sind die zur damaligen Zeit bahnbrechenden Masken und Special Effects. Eigentlich hatten die Produzenten Rick Baker (Planet der Affen, Ring) für die Effekte verpflichtet. Dieser musste jedoch seine Arbeit abbrechen, da er aufgrund einer zuvor getätigten Zusage an American Werewolf weiterarbeiten musste. Er empfahl dafür seinen Schüler Rob Bottin, der zuvor gleichfalls schon an Piranha gearbeitet hatte, aber selbst zumeist als Assistent erst seit knapp drei Jahren in der Filmbranche tätig war. Bottin wurde engagiert und sorgte für einige Neuerungen wie auch Kuriositäten. Nie zuvor und selten danach war die Verwandlung eines Menschen in einen Werwolf so detailliert und fühlbar schmerzhaft in Szene gesetzt wie in der meisterhaften Szene, in der sich Eddie Quist verwandelt. Man sieht förmlich, wie sich die Haut verformt, Bottin bewerkstelligte dies unter anderem durch an der Haut von Robert Picardo befestigten Kondomen, die aufgeblasen wurden.

Leider war das Budget so knapp bemessen, dass es nur ein Werwolf-Kostüm gab, das von Szene zu Szene modifiziert wurde. Ebenfalls existiert budgetbedingt nur eine komplette Transformationsszene, sämtliche anderen Verwandlungs- und Werwolf-Shots sind Close-ups einzelner Körperteile. David Allen (Puppetmaster, Ghostbusters II) besorgte die gelungenen „Stop Motion“-Effekte, Doug Beswick (Terminator, Aliens) die mechanischen Effekte. Das Tier wurde selbst mehrfach zitiert, unter anderem von Robert Picardo, der in einer Folge von Star Trek Voyager seine Maske aus diesem Film trägt.

Überhaupt hatten die Filmemacher mit dem knappen Budget von lediglich einer Million US-Dollar Budget zu kämpfen. Diesem fielen weitere Verwandlungsszenen und ein größeres Finale zum Opfer, da diese zu kostspielig waren. Aufgrund dessen wurde auch die letzte Szene im Office der Produzenten gedreht. Die Aufnahmen eines im Wald gelegenen Hauses stellen eines der vielen Besonderheiten des Films dar, denn diese geschahen spontan und ohne vorherige Erlaubnis der Eigentümer. Man muss dem gesamten Stab attestieren, dass sie das Budget absolut effektiv ausreizten.

Das Tier war einer von drei Werwolf-Filmen, die 1981 erschienen. Neben American Werewolf war dies der ebenfalls empfehlenswerte Wolfen.

Einer der begehrtesten Preise im fantastischen Film ist der von der Academy of Science Fiction, Fantasy & Horror Films verliehene Saturn Award. Das Jahr 1980 war eines der besten Jahre für den Horrorfilm. In der Periode, die für die Preisverleihung infrage kam, wurden unter anderem die für den Saturn Award nominierten Shining, The Fog – Nebel des Grauens, Dressed to Kill und der leider in Vergessenheit geratene Die schönen Morde des Eric Binford veröffentlicht, dazu Filme wie Der Höllentrip, Freitag der 13. und Der Horror-Alligator, für den John Sayles ebenfalls das Drehbuch schrieb. Obwohl Joe Dantes Film erst kurz vor der Preisverleihung veröffentlicht wurde, konnte er den begehrten Saturn-Award als bester Horrorfilm für sich verzeichnen. Dank der schauspielerischen Leistungen, des einfallsreichen Drehbuchs und der wunderbaren Effekte ist Das Tier bis heute einer der besten Werwolf-Filme.

 

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 2 von 5
Ekel  Rating: 1 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: Das Tier © Kinowelt Home Entertainment

Horrorfilme sind eines der Genres des Films, den ich in seiner Gesamtheit seit meiner frühesten Kindheit und der ersten Begegnung mit den Kreaturen des Ray Harryhausen fast schon abgöttisch liebe. Im Horrorfilm taucht der Zuschauer nicht nur bis zu den Abgründen der menschlichen Seele, sondern häufig weitaus tiefer.

...und was meinst du?