The Eyes of My Mother
Kritik

The Eyes of My Mother (2016) – Kritik

oder:  Torture Porn als Arthaus-Film

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

The Eyes of My Mother
USA
76 Minuten
Nicolas Pesce
Nicolas Pesce

Inhalt

Francisca ist die Tochter eines US-amerikanischen Bauern und einer portugiesischen Chirurgin. Auf einem abgeschiedenen Bauernhof lernt sie von ihrer Mutter schon früh sich mit Anatomie und dem Tod auseinander zu setzen und so werden auf dem Küchentisch auch gerne mal Kuhköpfe seziert.

Als ein fremder Eindringling das Familienidyll jäh zerstört, traumatisiert dies Francisca zutiefst, aber bildet zugleich den Anstoß für eine Entwicklung ganz eigener Art.

 

Kritik

Nicolas Pesce ist hier ein außergewöhnliches Debütwerk gelungen, das es auch in meine 13 Top-Horrorfilme 2016 geschafft hat. Die Einflüsse auf das Werk lassen sich dabei nur schwer festmachen, weil es einfach so viele sind, an die es mich erinnert, aber nichts davon so richtig passt. Das reicht von Polanskis Mietertrilogie und David Lynchs Eraserhead und Lost Highway über Val Lewton, Alfred Hitchcock und William Castle bis hin zu Jonathan Demmes Das Schweigen der Lämmer. Von allem lässt sich ein Funken erkennen, aber dennoch bleibt The Eyes of My Mother immer durch und durch eigenständig.

Der Film wirft in seinen knackigen 76 Minuten ein spannendes Bild auf eine einsame Frau, die versucht damit klar zu kommen. Dabei geht Pesce angenehm fokussiert vor und versucht nicht fünf Geschichten auf einmal zu erzählen.

Wirklich herausragend macht den Film jedoch nicht was erzählt wird, sondern wie. Vollkommen in Schwarzweiß gehalten offenbart sich eine lyrisch-abgründige Ästhetik, die mit sphärischen Klängen und bedrohlich wummerndem Bass leise im Hintergrund äußerst passend untermalt wird. Der Schnitt von Pesce und Connor Sullivan schafft es dabei schon viel vom Storytelling zu übernehmen. Unterstützt mit einer sehr starken Bildsprache kommt der Film daher auch mit äußerst wenig Dialog aus.

Es erweist sich auch als kluger Schachzug, dass der Film mit nur sehr wenigen Gewaltspitzen versehen ist und den Großteil nur impliziert, um das Kopfkino beim Publikum möglichst gut zu füttern.

The Eyes of My Mother ist in seiner betont künstlerischen Art und dem verstörenden Inhalt keine leichte Kost. Wem It Follows oder The Witch schon zu künstlerisch, zähflüssig und dementsprechend zu langweilig waren, wird hier vollends w.o. geben. Dabei ist The Eyes of My Mother ein wirklich toller Film, dem man eine Chance geben sollte. Aber natürlich wird der Schwarzweiß-Arthaus-Horror viele vor den Kopf stoßen, daher meine Empfehlung wirklich nur an jene, die dieser Art von Filmen etwas abgewinnen können.

 

Bewertung

Spannung Rating: 4 von 5
Atmosphäre Rating: 5 von 5
Gewalt Rating: 2 von 5
Ekel Rating: 1 von 5
Story Rating: 4 von 5

Bildquelle: The Eyes of My Mother © Bildstörung

 

[amazon_link asins=’B071X8GT1W,B01MS9PMFA‘ template=’ProductCarousel‘ store=’100yeaofter-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’9d06daea-9348-11e7-9d50-9b16b77ab1a1′]

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?