Kritik

Der Exorzist – Bekenntnis (2023) – Review

Seit fast 20 Jahren gab es keinen neuen Eintrag mehr im Exorzist-Franchise und nun soll gleich eine ganze neue Trilogie kommen. Den Anfang macht Der Exorzist – Bekenntnis. Wir waren beim Exorzismus dabei und verraten euch, ob wir unsere Dämonen losgeworden sind.

Originaltitel: The Exorcist: Believer
Land: USA
Laufzeit: 111 Minuten
Regie: David Gordon Green
Drehbuch: Peter Sattler, David Gordon Green, Scott Teems
Cast: Leslie Odom Jr., Ann Dowd, Lidya Jewett, Olivia O’Neill u.a.
VÖ: 04. Januar 2024 auf DVD, Blu-ray und UHD

Inhalt

Nachdem die Schulfreundinnen Angela (Lidya Jewett) und Katherine (Olivia O‘Neill) mitten im Wald eine Séance abhalten, sind sie plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Erst drei Tage später tauchen sie in einem Stall weit weg von ihrem zuhause wieder auf – traumatisiert, ohne jegliche Erinnerung, aber ansonsten körperlich fast unversehrt. Sind die Eltern zunächst heilfroh ihre Kinder endlich wieder zu haben, mehren sich schnell seltsame, beängstigende Vorfälle. Könnte es sein, dass die Kinder von einer bösen Macht besessen sind?

Kritik

Nach der ursprünglichen Trilogie und den zwei holprigen Prequels Mitte der 2000er soll nun also eine neue Trilogie das Franchise bereichern. Verantwortlich dafür zeichnet David Gordon Green, der auch schon bei der neuen Halloween-Trilogie Hand anlegen durfte. Waren schon die drei neuen Halloween-Teile eher unausgegoren, so trifft dies leider noch mehr auf Exorzist: Bekenntnis zu. Die Arbeitsbedingungen dürften wohl wieder nicht die leichtesten gewesen sein, so musste Green auch dieses Mal wieder durch mehrere Test Screenings und Reshoots.

Wo auch immer die Probleme liegen mögen, das Endergebnis ist eine Abfolge von verschenkten Chancen. Dabei fängt Exorzist: Bekenntnis äußerst vielversprechend an. Wir lernen Angelas Eltern, gespielt von Leslie Odom Jr. (Hamilton) und Tracey Graves, bei ihrer Hochzeitsreise auf Haiti kennen, wo auch schon erste Voodoo-Elemente in den Film einfließen dürfen. Das Glück wird jedoch durch ein Erdbeben jäh gestört und wir finden uns 13 Jahre später im Alltag in Georgia wieder. Natürlich hätte man hier die Dynamiken zwischen den Charakteren etwas besser ausarbeiten können und vor allem Katherine und deren Familie hätten ein paar mehr Charaktereigenschaften als nur „Baptist“ verdient, aber dennoch sind die ersten rund 40 Minuten ein guter erster Akt, der den Boden für alles weitere bereitet.

Leider geht es von hieran nur noch bergab. Besonders ärgerlich ist, dass hier teilweise absolut großartige Set Pieces aufgebaut werden, die sich dann einfach in Luft auflösen. Die Séance der zwei Mädchen in einem grandiosen Setting hört einfach mittendrin auf, ohne auch nur annähernd etwas aus dem vorhandenen Potential zu schöpfen, und jene Kirchenszene, die es nicht nur in den Trailer, sondern auch auf das Kinoposter geschafft hat, könnte unbefriedigender nicht sein. Im Grunde ist die Szene quasi ident mit dem Trailer, nur dass der Schnitt im Trailer noch etwas interessanter ist. Allgemein erinnert die Szene an das Original, als Regan auf den Teppich uriniert – nur eben ohne den Teil des Urinierens, denn die Szene hört einfach mittendrin auf.
Eine verschenkte Chance wie auch die zuvor erwähnten Voodoo-Elemente, die zwar hie und da mal wieder aufblitzen, aber denen nie eine wirklich wichtige Rolle im Film zugewiesen wird. Immerhin wird hier Voodoo als religiöse Stütze im Kampf gegen das Böse dargestellt und nicht wie sonst oft üblich als Ursprung dessen.

Zu all den kleinen Ärgernissen kommt noch hinzu, dass es sich bei Exorzist: Bekenntnis wieder einmal um ein Legacy-Sequel handelt, das alle Teile nach dem Original ignoriert und natürlich bekannte Gesichter aus dem Vorgänger auf die Leinwand bringen muss. In diesem Fall betrifft Ellen Burstyn, die in Der Exorzist Regans Mutter Chris verkörpert hatte und diese Rolle auch hier wieder einnimmt. Es tut allerdings schon richtig weh, wie zwanghaft man diesen Charakter hier reingepresst hat, ohne Rücksicht darauf, ob das irgendeinen Sinn ergibt. Sie wären wahrlich besser gefahren, wenn sie es sein gelassen hätten. Linda Blair weiß schon wieso sie dankend abgesagt hat und nur für ein paar Sekunden auf der Leinwand erscheint.

Wirklich verloren ist alles, wenn der seelenlose Exorzismus startet, auch wenn dieser von der bemühten Ann Dowd angeführt wird. Es wird gänzlich verabsäumt, eine bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen, und kaum hat es begonnen, ist der ganze Budenzauber auch schon wieder vorbei. Was dem Film dabei grundsätzlich abgeht, ist die Körperlichkeit, die noch das Original auszeichnete – dafür gibt es zwischendrin vollkommen deplatzierte Gewaltspitzen.

Fazit

Exorzist: Bekenntnis ist kein Totalausfall, sondern leidet zum einen daran, dass er zwanghaft an das große Original anknüpfen will, was ihm zu keiner Zeit auch nur ansatzweise gelingt, und zum anderen an einer Vielzahl an verschenkter Chancen. Es bleibt abzuwarten, ob die weiteren Teile der Trilogie hier noch etwas weiterentwickeln können. Ein stabiles Fundament wurde jedenfalls keines gelegt.

 

Bewertung

Grauen
Spannung
Härte  
Unterhaltung  
Anspruch  
Gesamtwertung

Bildquelle: Der Exorzist – Bekenntnis © Universal Pictures International

Ab 04.01.2024 im Handel erhältlich:

 

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

One Comment

...und was meinst du?