KImchi & Kadaver
Abgründe

해피 할로윈! & ハッピーハロウィン! – Kimchi & Kadaver

Happy Halloween – wenn auch eine Woche früher – an euch Untote da draußen. Der Abend vor Allerheiligen steht vor der Tür und natürlich will ich euch auf keinen Fall vorenthalten, wie diese beliebte Gruseligkeit in Japan und Südkorea gefeiert wird.

Halloween ist mittlerweile nicht mehr nur noch ein westliches Phänomen, sondern hat sich seit Ende des 20. Jahrhunderts von den Vereinigten Staaten aus über die ganze Welt ausgebreitet. Amüsant, wenn man bedenkt, dass es sich wahrscheinlich um eine europäische Tradition handelt, die erst durch eingewanderte Ir*innen über den Atlantik kam.

Halloween
Hallloween Bentobox @Bentō Daisuki

Japan

Gruselige Kürbisfratzen, Geistergestalten der japanischen Folklore, schaurige Fabelwesen oder einfach nur Zombies. Halloween genießt in Japan Kultstatus, denn kaum ein westlicher Brauch hat in Japan so gut eingeschlagen. Bereits Wochen vor dem eigentlichen Fest laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Geschäfte und ganze Straßenzüge werden mit Kürbissen geschmückt, Restaurants und Cafés servieren saisonale Köstlichkeiten und außerdem gibt es spektakuläre Gruselparaden. Dabei war das Fest der Monster, Untoten und Gespenster bis Ende der 90er Jahre in Japan kaum bekannt und wurde auch nicht gefeiert. Das änderte sich erst schlagartig, als Tokyo Disneyland 1997 das „Disney Happy Halloween“ veranstaltete und den gesamten Park in ein schaurig-schönes Gruselkabinett verwandelte. Die Veranstaltung war ein Riesenerfolg und auch die 2001 eröffneten Universal Studios Japan in Osaka schlossen sich dem Trend an und veranstalteten das Hollywood Halloween, das ebenso viele Besucher*innen anzog. So waren es überwiegend die beiden größten japanischen Themenparks, die Halloween einer breiten Masse bekannt machten und das Fest in Japan etablierten.

Halloween
Halloween in Disneyland Tokio @Japan Travel

Abgesehen von einigen wenigen Aktivitäten für die Kleinsten ist Halloween in Japan fest in der Hand der Erwachsenen. Dort ist es beispielsweise nicht üblich, von Haus zu Haus zu gehen und um Süßigkeiten zu fragen. Lediglich der Aspekt des Verkleidens wurde von den Japaner*innen übernommen und in Verbindung mit der populären Cosplay-Kultur sind die Kostüme besonders vielfältig. Und um sich zu zeigen, gibt es zahlreiche Paraden und Kostümwettbewerbe, die hunderte Menschen in ihren Bann ziehen. Aber wie in anderen Ländern ist auch in Japan die Kommerzialisierung von Halloween ein Bestandteil der Spooky Season und insbesondere die Spielwarenbranche und die Süßigkeiten-Industrie dürften sich an Halloween über kräftige Umsatzsteigungen freuen. Egal ob Eiscreme-Kette oder Manga-Merch-Shop, niemand lässt sich das saisonale Geschäft entgehen.

Halloween
Gruselige Donuts von Krispy Kreme @KrispyKreme

Übrigens folgt man der ursprünglichen Bedeutung von „All Hallow‘s Eve“, dem Abend vor Allerheiligen, an dem Verstorbene ihre noch lebenden Verwandten besuchen und die Grenze zwischen dem Totenreich und der Welt der Lebenden so dünn ist, dass sich die Menschen und alle möglichen Kreaturen die Klinke in die Hand geben könnten, so wäre das japanische Bon-Fest oder O-Bon im Sommer dieser Tradition noch am ähnlichsten. Auch wenn die beiden Feste in Japan nichts gemeinsam haben. Das Bon-Fest ist eine jahrhundertealte Tradition und eher ein ruhiges, besinnliches Sommerfest, bei dem die Vorfahren geehrt werden.

Halloween
Halloween meets Cosplay @JapanPass

Südkorea

Ähnlich wie in Japan hat Halloween auch in Südkorea in den letzten Jahren stetig an Popularität gewonnen. In den größeren Städten gibt es eine große Auswahl an Veranstaltungen und auch Idols zeigen gerne ihre Liebe zu dieser eigentlich westlichen Tradition. Insbesondere Kostümpartys sind bei jungen Südkoreaner*innen ziemlich angesagt. Am besten kann Halloween in Gegenden wie Itaewon oder Hongdae gefeiert werden. Vor allem Itaewon, der als besonders ausländerfreundlich bekannte Teil von Seoul, schmückt gerne seine Ladenfronten in Vorfreude auf Halloween. Das K-Drama Itaewon Class mit Kim Da-mi (The Witch: Subversion) und Park Seo-joon (The Divine Fury) gibt diesbezüglich einen detaillierten und ziemlich genauen Einblick in Koreas Spooky Season. In Hongdae dagegen werden viele Verkleidete die Nacht damit verbringen, durch Bars und Clubs zu streifen. Einige Meetup-Organisationen wie Seoul Pub Crawl veranstalten auch spezielle Events wie Barhopping, an denen man mit Freund*innen oder alleine teilnehmen kann.

Halloween
Chenle von NCT beim SMTOWN Wonderland 2021 @koreaboo

Anders als in Japan ist Halloween in Südkorea jedoch weniger kommerzialisiert und die Gewinnspanne für Geschäfte und Restaurant ist eher überschaubar. Natürlich gibt es in Geschäften auch spezielle Halloween-Rabatte oder andere Arten von Sonderangeboten, und insbesondere Bäckereien und Cafés haben sich dem Gruseltrend angeschlossen. So finden sich bei Dunkin‘ Donuts oder Krispy Kreme großartig dekorierte Monster-Cupcakes oder Geister-Donuts. Unabhängige Cafés in lokalem Besitz bieten wahrscheinlich auch Kuchen anbieten, die auf das Halloween-Thema ausgerichtet sind.

Halloween
Squid Game Night Walk in Seoul @Seoul Walker

Während einige Schulen den Schülern die Möglichkeit geben, ihre Klassenzimmer zu dekorieren und eine jährliche Party zu veranstalten, feiern die meisten Schulen, Unternehmen und Eltern überhaupt nicht. Abwechslung bieten dann schon eher die vielen Vergnügungsparks wie Everland oder Lotte World, die ihr Gelände gruselig schmücken, sodass sie ein breites Zielpublikum aus Familien, Studierenden und Urlaubsreisende erreichen können. Neben sogenannten Zombie-Run-Festivals und Ghost Walks gibt es auch saisonale Angebote in den koreanischen Folk Villages. Zum Beispiel verkleiden sich im Korean Folk Village Yongin die Angestellten als bekannte Kreaturen aus urbanen Legenden und koreanischer Folklore, um die Besucher*innen auf eine ganz unmittelbare Weise von Halloween zu überzeugen. Nicht gruselig genug? Viele Gruppen erleben den Horror von Halloween, indem sie Spukräume besuchen. Spukhäuser gibt es in Korea nicht wirklich, aber es gibt einige Veranstaltungen, bei denen Mitarbeiter*innen professionelles Make-up, Outfits und Schauspieltraining durchlaufen, um Menschen zu erschrecken, während diese versuchen, den dunklen, beengten Räumen und Hallen zu entkommen.

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?