Georges Méliès
Toplisten

Phantastisches von Filmpionier Georges Méliès – Empfehlungen aus der Redaktion

Florians Empfehlungen

The Devil in Convent (1899)
(O: Le diable au couvent)

In dem dreiminütigen Kurzfilm des französischen Illusionisten von 1899 versucht der Teufel eine Kirche einzunehmen. Nachdem er sich zunächst in einen Priester verwandelt und von der Kanzel predigt, fliehen sämtliche Nonnen sofort aus der Kirche, nachdem er sich zurückverwandelte. Der Beginn eines entrückten Kampfes des Teufels und seiner Lakaien gegen das irdische Kirchenpersonal, der erst doch höheren Beistand beendet werden kann.

Nachdem es nicht denkbar war mit solchen Blasphemien ein Gotteshaus zu entweihen, wurde aus Pappe eine wundervoll verspielte Kirchenkulisse entworfen, die dem Teufel als infernalische Spielwiese zur Verfügung steht. Méliès geht hier schon über die bloße Darstellung von filmischen Zaubertricks hinaus und erzählt eine zwar kurze, aber äußerst flott inszenierte Geschichte. Tricktechnisch kommt weiterhin in erster Linie der Stopptrick zum Zuge, den Méliès weiter perfektioniert hat.

The Devil in Convent ist ein diabolisch-vergnüglicher Kampf Himmel gegen Hölle, der mit seiner flotten Inszenierung in Verknüpfung mit den Special Effects für mich zu den unterhaltsamsten seiner kurzen Clips gehört – und mal ganz ehrlich: Wer will nicht sehen, wie der Teufel auf einem riesigen Frosch durch eine Kirche reitet?

The Damnation of Faust (1903)
(O: Faust aux enfers)

„Faust in der Hölle“, so die deutsche Übersetzung des französischen Originaltitels, ist Méliès‘ dritte Adaption des Faust-Legende nach Faust and Marguerite von 1897 und Damnation of Faust von 1898, dem noch weitere folgen sollten. Inspiriert wurde der Franzose vom vierten Teil von Hector Berlioz‘ Komposition „La damnation de Faust“.

Wie zur damaligen Zeit üblich erzählt Georges Méliès nicht die gesamte Faust-Legende, sondern visualisiert einzelne Sequenzen, unter der Annahme, dass das Publikum mit dem Stoff vertraut ist und keiner Erklärungen bedarf. The Damnation of Faust zeigt den Abstieg von Faust in die Hölle, nachdem er Mephistopheles seine Seele übereignet hat. Der Film zeigt den beschwerlichen Abstieg in die Unterwelt, wobei Faust Zeuge einiger Absonderlichkeiten wird, wie zum Beispiel eines infernalischen Balletts oder eines faszinierenden Tentakelmonsters.

Der Höllenabstieg bietet für Méliès den perfekten Rahmen, um seine Tricktechnik in vollem Umfang auszupacken. Natürlich kommt der allseits bekannte Stopptrick zur Anwendung, aber darüber hinaus arbeitet der Franzose auch mit Überblendungen und allerhand Pyrotechnik. Am spannendsten für mich an den Special Effects von The Damnation of Faust ist allerdings die Arbeit mit diverser Bühnenmaschinerie wie man sie aus dem Theater kennt, die es Méliès erlaubten die unterschiedlichen Ebenen der wunderschön gemalten Kulissen horizontal und vertikal zu bewegen. Dies verleiht dem Bild mehr Tiefe und generiert sogar die Illusion einer Kamerabewegung, was mit der viel zu schweren Kamera sonst nicht möglich gewesen wäre. Gerade ein anfänglicher Establishing Shot, der uns in die Tiefen der Hölle führt, ist wahrlich virtuos inszeniert.

Es sind gerade diese Aspekte im Zusammenspiel mit Méliès‘ Hang zu diabolischem Schabernack, die The Damnation of Faust so dynamisch machen. Zudem kann der Höllenritt mit einem famosen Finale aufwarten, das zu meinen liebsten Szenen im gesamten Œuvre des französischen Visionärs gehört.

The Impossible Voyage (1904)
(O: Voyage à travers l’impossible)

The Impossible Voyage wurde von Jules Vernes Theaterstück “Reise durch das Unmögliche“ inspiriert und schließt stilistisch, thematisch wie auch in seinem satirischen Ton an Die Reise zum Mond an. Ähnlich dem früheren Werk nimmt sich auch The Impossible Voyage dem wissenschaftlichen Forschungsdrang an und zeigt wie das „Institute of Incoherent Geography“ mit seiner geplanten Weltreise alles bisher Gekannte in den Schatten stellen will. Beginnend bei den Schweizer Alpen, bereist die Expedition mittels Auto, Zug, Luftschiff und U-Boot die Welt und dringt dabei trotz einiger Schwierigkeiten bis zur Sonne und in die Tiefen des Ozeans vor.

Mit einer Länge von 20 Minuten war The Impossible Voyage der zu diesem Zeitpunkt längste Film des Franzosen und bietet Eskapismus auf höchstem Niveau. Gedreht wurde dieses Mal nicht nur im Studio, sondern auch in Méliès‘ eigenem Garten. Auch der Einsatz von Tricktechnik ist weniger selbstzweckhaft als in manch anderem Film des Kinopioniers, sondern wird in den Dienst der Geschichte gestellt. Aber wir bekommen natürlich auch hier wieder das volle Arsenal an Méliès’scher Zauberkunst geboten: von Stopptrick über Überblendungen und Pyrotechnik bis zu pittoresken Modellbauten.
Zu den größten Stärken des Films zählen zweifellos die besonders detailverliebten und wunderschönen Kulissen sowie die facettenreiche Szenerie, welche die unmögliche Reise zu einem abwechslungsreichen Abenteuer machen.

Angereichert mit allerlei Slapstick-Momenten wird The Impossible Voyage damit zu einem der herausragendsten Werke in Méliès‘ Schaffen und einem Meilenstein des Science-Fiction-Films.


Das waren auch schon die Empfehlungen von unserer Seite. Habt ihr Lieblingsfilme von Georges Méliès oder allgemein aus der Anfangszeit des Kinos?

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

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