Coma (2019) – Review
Das russische Genre-Kino hat in den vergangenen Jahren mit Filmen wie dem Fantasy-Blockbuster Wächter der Nacht oder dem Science-Fiction-Spektakel Attraction den Sprung aufs internationale Parkett geschafft und bewiesen, dass es sich nicht hinter ungleich teureren Hollywood-Produktionen zu verstecken braucht. Den Mainstream haben die russischen Exportschlager hierzulande zwar noch nicht erreicht, dennoch wächst ihr Publikum kontinuierlich. Mit Coma bringt Capelight nun das nächste Sci-Fi-Epos auf die heimischen Bildschirme.
Originaltitel: | Koma |
Land: | Russland |
Laufzeit: | 111 Minuten |
Regie: | Nikita Argunov |
Drehbuch: | Nikita Argunov, Timofei Dekin, Aleksey Gravitskiy |
Cast: | Rinal Mukhametov, Lyubov Aksyonova, Anton Pampushnyy u.a. |
VÖ: | Ab 03.04.2020 im limitierten SteelBook (Blu-ray), als Standard-Blu-ray und -DVD sowie digital erhältlich |
Inhalt
Nach einem schweren Autounfall erwacht der Architekt Viktor (Rinal Mukhametov, Attraction) in einer mysteriösen Parallelwelt, die sich aus den Erinnerungen von Komapatienten zusammensetzt. Er kann sich nur noch an Bruchstücke seines vorherigen Lebens erinnern, ebenso wie die anderen Bewohner der fantastischen Welt, die sich zu einer Gruppe aus Untergrundkämpfern zusammengeschlossen haben. Gemeinsam sind sie auf der Suche nach einer sagenumwobenen Insel, die Schutz vor den Reapern – Monstern, die an zerfließende Schatten erinnern – bieten soll. Denn wer hier stirbt, der stirbt auch in der realen Welt. Während Viktor sich neuen Gefahren stellen muss und ungeahnte Talente entdeckt, stellt er sich nur eine Frage: Wird er je wieder aufwachen?
Kritik
Coma besticht vor allem durch seine imposante Optik. Die geltenden physikalischen Gesetze sind an diesem fantastischen Ort außer Kraft gesetzt – ein Umstand, den sich Regisseur Nikita Argunov bildgewaltig zunutze macht, um ein geradezu überwältigendes visuelles Feuerwerk abzubrennen. Als Special-Effects-Designer hat er ein Auge für spektakuläre Bilder, die über den Zuschauer hereinbrechen und ihn in die fremdartige Welt hineinziehen.
Das verhältnismäßig geringe Budget von umgerechnet gerade einmal vier Millionen Dollar ist den Schauplätzen nicht anzusehen. Stattdessen nimmt Argunov sein Publikum mit auf eine fantastische CGI-Reise um den gesamten Globus, denn die Erinnerungen der Komapatienten verzweigen sich in Coma zu einem neuronalen Netzwerk, in dem die Golden Gate Bridge über venezianische Kanäle führt und chinesische Straßenmärkte neben dem Gelände einer stillgelegten russischen Fabrik liegen. Mitten in den Wolken hängt, wie in einer Bühnenkulisse, ein erstarrtes Flugzeug, während an anderer Stelle ein U-Boot wie ein vergessenes Requisit in einem verlassenen Dock liegt. Detailverliebt und fantasievoll sind die einzelnen Orte gestaltet, stülpen sich ineinander und drohen sich aufzulösen, wo die Erinnerung an sie langsam verblasst.
Unabdingbar für den Genuss von Coma ist allerdings ein Geist, der sich damit zufriedengibt, den Dingen nicht allzu sehr auf den Grund gehen zu wollen. Die eindimensionalen Figuren brechen unter der Last der Bildgewalt nämlich ebenso leicht zusammen wie die vergleichsweise dünne Story. Die Gruppe der Untergrundkämpfer bleibt recht blass, erinnert vielmehr an Gestalten aus einem Videospiel, mit jeweils einem markanten One-Liner auf den Lippen und wenig Gefühl seitens des Regisseurs dafür, wie man aus diesen statischen Flächen lebendige Charaktere formen könnte.
Die spannungsarme Liebesgeschichte zwischen Viktor und einer der Partisaninnen ist folglich alles andere als mitreißend, ebenso wie die Selbstfindung des Architekten ihre berührende Wirkung verfehlt. Auch eine politische oder sozialkritische Lesart des Geschehens eröffnet der Film trotz seiner dystopischen Motivik letztlich nicht. Entgegen ihrer verzweigten Struktur bleibt die Welt von Coma eindimensional. Die visuellen Qualitäten überragen die inhaltlichen, so dass der Film am stärksten ist, wo er nicht versucht das eigene Worldbuilding durch zu viel theoretischen Unterbau zu mystifizieren.
Fazit
Mit geringem Budget entwirft Regisseur und Co-Drehbuchautor Nikita Argunov gewaltige CGI-Bildwelten, deren Sogkraft hinter vergleichbaren Hollywood-Produktionen nicht zurückstehen muss. Dass das russische Sci-Fi-Spektakel an filmische Vorbilder wie Inception oder Matrix dennoch nicht heranreicht, ist vor allem ein Problem des Drehbuchs, nicht der Inszenierung. Über die Coma zugrundeliegenden Gesetzmäßigkeiten sollte man sich besser keine tieferen Gedanken machen, sondern einfach mit den Protagonisten auf Erkundungstour gehen und den visuellen Rausch genießen.
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Ab 03.04.2020 im Handel:
Bildquelle: Coma © Capelight Pictures