Nomis (2018) – Review
Nomis ist eindeutig von ganz großen Serienkiller-Thrillern inspiriert. Doch gelingt es David Raymond mit seinem Spielfilmdebüt an diese anzuschließen. Wir begeben uns auf Spurensuche.
Originaltitel: |
Night Hunter Kanada/USA 98 Minuten David Raymond David Raymond Alexandra Daddario, Henry Cavill u.a. Ab 26.09.2019 im Handel |
Inhalt
Der Polizist Aaron (Henry Cavill, Blood Creek) und die Profilerin Rachel (Alexandra Daddario, Texas Chainsaw 3D) versuchen einen Serienkiller zu fassen, der ausschließlich jungen Frauen auflauert. Doch dieser verwischt seine Spuren äußerst geschickt und die Beamten tappen im Dunkeln. Währenddessen ist Ex-Richter Cooper (Ben Kingsley, Species) zusammen mit seinem jungen Lockvogel Lara (Eliana Jones, Hemlock Grove) damit beschäftigt, Männer mittleren Alters zu kastrieren, die sich auf Social Media an Minderjährige ranmachen. Doch ein fingiertes Date geht schief und Cooper muss mit der Polizei kooperieren, um Lara retten zu können…
Kritik
Durch die Einführung von zwei autonomen Erzählsträngen beginnt Nomis durchaus vielversprechend und lässt auf einen spannenden Serienkiller-Thriller hoffen. Während die Geschichte rund um Marshall, der mit der kürzlichen Trennung von Frau und Tochter zu kämpfen hat, schon zu Beginn reichlich klischeehaft daherkommt, eröffnet die Geschichte über Selbstjustiz-Richter Cooper dem Streifen vielerlei Möglichkeiten, sich an den Themen Gerechtigkeit und Rache abzuarbeiten.
Doch Regisseur und Drehbuchautor David Raymond, der mit Nomis sein Spielfilmdebüt feiert, sah das offensichtlich gänzlich anders. Denn mit Hilfe eines Peilsenders in Laras Ohrringen kann die Polizei nicht nur in Windeseile die Entführte retten, sondern auch gleich den gesuchten Serienmörder dingfest machen. Das alles spielt sich bereits im ersten Fünftel des Films ab, der vielversprechende Selbstjustiz-Plot bleibt für die restliche Laufzeit wie vom Erdboden verschluckt. Das Drehbuch konzentriert sich nun auf den gefassten Serienkiller Simon (Brendan Fletcher, Freddy vs. Jason) und auf Rachels Versuche, das Rätsel hinter dem mysteriösen Killer zu lüften – der an einer geistigen Behinderung, möglicherweise sogar an einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet. Das Skript degradiert Cooper und Lara zu Zaungästen, die nur noch bei Bedarf aus dem Hut gezaubert werden.
Leider wirkt Daddario als toughe Profilerin etwas verloren, während Fletcher als psychotischer Killer zu sehr die Sau rauslässt. Ihnen steht jedoch ein wahrlich beachtlicher Cast zur Seite. Ben Kingsley macht als verbitterter Ex-Richter einen hervorragenden Job und wird vom Drehbuch geradezu fahrlässig vernachlässigt. Ähnlich geht es dem solide agierenden Stanley Tucci (Der Affe im Menschen) als Commissioner Harper, der hin und wieder mit deprimierter Miene durchs Bild schleichen darf – womöglich denkt er darüber nach, welche Lebensentscheidungen ihn ausgerechnet hierher gebracht haben. In einer kleinen Nebenrolle wird dann auch noch Nathan Fillion (Slither) verheizt. Einen durchaus anständigen Job macht Henry Cavill, der im Gegensatz zu Clark Kent dieses Mal äußerst verwahrlost aussehen darf, ansonsten aber nicht allzu viel zu tun bekommt.
Die starke Besetzung, vor allem in den Nebenrollen, konnte mich zwar durchaus bei Laune halten, aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Drehbuch mit seinen Pappfiguren nichts anzufangen weiß und keine Geschichte zu erzählen hat, die über Genre-Versatzstücke hinausgeht. Die gesamte Welt von Nomis wirkt seltsam fragmentarisch: Nicht nur die Handlungsstränge, sondern auch die Charaktere ziehen aneinander vorbei, werden eingeführt und wieder fallen gelassen, ohne dass dabei ein kohärentes Bild entstehen würde. Leider wird dieses Chaos durch den Schnitt nur noch verschlimmert und zu einem Tohuwabohu gesteigert, in dem partout keine Spannung aufkommen will.
Fazit
David Raymond fiebert mit Nomis Genregrößen wie Das Schweigen der Lämmer oder Sieben nach, ist aber mit dem Zusammenfügen der einzelnen Elemente heillos überfordert, wodurch der Film schlussendlich unter deren Last zusammenbricht. Besonders schade ist es um großartige Schauspieler wie Ben Kingsley und Stanley Tucci, die in Nomis komplett verheizt werden, aber dem Skript zum Trotz dennoch einige überaus starke Szenen liefern können. Wer von Serienkiller-Filmen nicht genug bekommen kann und alles andere schon dutzendfach gesehen hat, kann auch hier problemlos zugreifen, alle anderen sind gut beraten sich einen anderen Serienkiller anzulachen.
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Ab 26. September 2019 im Handel:
Bildquelle: Nomis © Koch Films