Ride (2018) – Review
„Steig nie zu einem Fremden ins Auto“ bringen Eltern ihren Kindern zu Recht schon früh bei. Dass der Spieß aber auch umgedreht zur Gefahr werden kann, hat 2004 der amerikanische Thriller Collateral bereits außerordentlich eindrucksvoll bewiesen. Mit Ride versucht sich Regisseur und Drehbuchautor Jeremy Ungar bei seinem Spielfilmdebüt an einem ähnlichen Szenario.
Originaltitel: |
Ride USA 79 Minuten Jeremy Ungar Jeremy Ungar Bella Thorne, Will Brill, Jessie T. Usher u.a. 29. März 2019 auf Bluray und DVD |
Ein ganz normaler Abend in Los Angeles, der Stadt der Engel. Der Uber-Fahrer James (Jessie T. Usher, Independence Day: Wiederkehr) beginnt seinen Dienst und hat als ersten Fahrgast der noch jungen Nacht die hübsche Jessica (Bella Thorne, Assassination Nation) an Bord. Die beiden verstehen sich auf Anhieb gut und sie lädt ihren Fahrer ein, mit ihr und ihren Freundinnen doch noch was trinken zu gehen. Dankend sichert er ihr zu, dass er später nach seiner Schicht noch einmal vorbeischauen würde. Sein nächster Fahrgast ist der charismatische und sehr redselige Bruno (Will Brill), der James überredet, direkt zu Jessica zurückzufahren und den Abend mit ihr zusammen zu dritt zu verbringen. Doch Bruno hat ganz eigene Pläne mit den beiden Fremden…
Die Grundidee von Ride ist also prinzipiell erst einmal nichts wirklich Neues, allerdings auch kein Szenario, das man schon etliche Male gesehen hat. Dementsprechend neugierig war ich, mit welchen Ideen Regiedebütant Ungar seine Geschichte präsentieren wird.
Der Film beginnt in einem sehr langsamen Tempo. Die erste gute halbe Stunde verbringen wir damit, James dabei zu beobachten, wie er mit seinen Fahrgästen kommuniziert; immer darauf aus, eine möglichst positive Kritik von seinen Kunden in der Uber-App zu erhalten. So versucht er auch die Ruhe zu behalten, als sein mit fünf Sternen bewerteter Fahrgast Bruno ihm einige Umstände macht und er sichtlich genervt von ihm ist. Hier wird früh deutlich gemacht, dass in Ride nicht etwa unser Fahrer, sondern der Antagonist Bruno die Zügel in der Hand hält. Sobald er seine Maske nämlich fallen lässt, werden seine beiden Mitfahrer direkt in die unumkehrbare Rolle der Opfer gerückt.
Spätestens hier zeichnen sich leider ganz deutlich die Schwächen von Ride ab. Wenn es zu Beginn der Fahrt mit Bruno zu einem Zwischenfall kommt, der wirklich 1:1 aus dem oben bereits erwähnten Collateral entlehnt wurde, dann kann man dieses offensichtliche Kopieren vielleicht noch bereitwillig verkraften. Selbst darüber, dass diese Szene im späteren Verlauf überhaupt gar keine Rolle mehr spielt und somit vollkommen sinn- und belanglos in die Handlung eingestreut scheint, könnte man mit gutem Willen noch hinwegsehen. Allerdings häufen sich im weiteren Verlauf immer mehr wirklich offensichtliche und unschöne Logiklöcher, die die Geduld der Zuschauer ordentlich strapazieren. Beispielsweise soll Jessica unter Androhung von Gewalt bestimmte Sachen aus einem Laden klauen und dabei mit Bruno telefonieren, sodass er sicher gehen kann, dass sie keine Hilfe alarmiert. Eine einfache Nachricht über WhatsApp zu schreiben oder vielleicht einen waffenähnlichen Gegenstand mitgehen zu lassen, kommt Jess aber hier natürlich nicht in den Sinn, welch ein Pech aber auch. Schade, dass das Drehbuch die Gefangenen zu solch widerstandslosen und ängstlichen Spielbällen verkommen lässt. Ebenso sind die halbherzigen Fluchtversuche so antriebslos und das Timing dermaßen dämlich, dass sich das Gefühl breit macht, die beiden würden sich in ihren Opferrollen eigentlich doch ganz wohlfühlen.
Einzig die schauspielerischen Darbietungen von Brill als Bruno und Thorne als Jessica überzeugen hier und werten das unterdurchschnittliche Gesamtbild etwas auf. Die Undurchschaubarkeit des Bösewichts sorgt immerhin für etwas Spaß beim Zuschauen; ein unsympathischer Protagonist und eine allein mit Dialogszenen gefüllte erste halbe Stunde sorgen aber eben bereits am Anfang dafür, dass mögliche Spannung gar nicht erst aufkommen will. Im ernüchternden Finale findet diese Spannungsarmut dann ihren peinlichen Höhepunkt. Das Drehbuch lässt nämlich die Motivation Brunos für sein Handeln komplett außen vor und liefert keinerlei Erklärungen oder Ansätze dafür, warum er denn nun tut, was er tut. So stellt man sich am Ende unweigerlich die Frage, was das Ganze denn jetzt eigentlich genau sollte und warum und wieso und überhaupt. Ein öder Twist im letzten Drittel ist dabei noch zusätzlich ebenso wirkungslos wie er unkreativ ist.
So bleibt Ride leider weit hinter seinen Möglichkeiten zurück und verkommt zu einem antriebslosen und spannungsarmen 08/15-Thriller, der lediglich mit seinen Darstellern und seiner Kulisse immerhin ein wenig punkten kann.
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Gewalt | |
Ekel | |
Story |
Bildquelle: Ride © Weltkino