Why Don't You Just Die
Kritik

Why Don’t You Just Die (2019) – Review

Why Don’t You Just Die erzählt die Geschichte von einem der auszog, den Vater seiner Freundin zu töten. Wir haben den Film für euch genauer unter die Lupe genommen.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:
VÖ:

Papa, sdokhni
Russland
98 Minuten
Kirill Sokolow
Kirill Sokolow
Aleksandr Kuznetsov, Vitaliy Khaev, Evgeniya Kregzhde, u.a.
Ab 27.03. im Handel

Inhalt

Matvei, in einen Batman-Pullover gekleidet und mit einem Hammer bewaffnet, klingelt an der Tür einer kleinen Moskauer Hochhauswohnung. Trotz der Schweißperlen auf seiner Stirn hält er an seinem Plan fest, den Mann zu töten, der dort lebt. Es ist der Vater seiner Freundin Olya, der diese als Kind angeblich sexuell missbraucht haben soll. Doch Andrei ist ein stämmiger, erfahrener Polizist, der Matveis Angst und sein Vorhaben durchschaut, sobald er die Tür geöffnet hat. Nach einer Tasse Tee beginnt schon bald eine blutige Auseinandersetzung, in der nicht nur jeder versucht, die eigenen schmutzigen Geheimnisse zu bewahren, sondern auch, den anderen mit jedem erdenklichen Hilfsmittel auszuschalten.

Hintergrund & Kritik

Kirill Solokovs Debütfilm beginnt mit einem Zitat des irischen Schriftstellers Flann O’Brien: „He did not live to know who the winner was.“ Eine Referenz, die man nicht unbedingt in einem russischen Film erwartet, aber eine gute Wahl, um den Zuschauer zu suggerieren, was ihn in den nächsten 1 ½ Stunden bevorsteht. Vor allem der bizarre Humor von O’Briens Literatur spiegelt sich im Film wider.

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Why Don’t You Just Die? ist eine chaotische Mischung aus Splatter, brutaler Action und schwarzem, russischen Humor. Solokov trägt seine Einflüsse mit Stolz nach außen, es gibt viele Anspielungen auf seine kreativen Vorbilder wie den frühen Quentin Tarantino oder Sam Peckinpah. Die Einflüsse aus westlicher und ostasiatischer Filmkultur sind nicht zu übersehen, so lassen sich in den nihilistischen Ansätzen Parallelen zu den Werken Sion Sonos erkennen oder auch die knappen Schießszenen eines Spaghetti-Western. Jedoch verlässt sich Sokolov niemals auf die cineastische Kraft seiner makabren Hommage, sondern erschafft auch einen spannenden Film um witzige, gut gezeichnete Figuren.

Vor allem Matvei fungiert als eine Art liebenswerter Anti-Held mit guten Absichten. Aber genauso wie der Zuschauer weiß er noch nicht, was auf ihn zukommt und irgendwann ist es zu spät, aus der Situation ohne Schrammen wieder herauszukommen. Trotz der unterschiedlichen Charaktere, die auf jede erdenkliche Weise unmoralisch agieren, sind diese nie unsympathisch. Zusätzliches Wissen erhält man durch die Rückblenden, in denen die einzelnen Hintergrundgeschichten thematisiert werden. Diese Ablenkung hält die Erzählung kurvig und die Handlung wird von Figur zu Figur dichter.

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Aber nicht nur das Drehbuch, auch die Kameraarbeit, das Setting und der Soundtrack machen den Film zu einem absurd-fröhlichen Erlebnis. Kameramann Dmitriy Ulyukaev fängt die Spannung und Action mit seiner Kamera ein und erinnert dabei oftmals an den indonesischen Actionkracher The Raid oder auch an die brutale Action The Night Comes for Us von Timo Tjahjanto. Durch die schnellen Schnitte wirkt alles noch exzessiver, selbst die stilvollen, aufregenden Kameratricks und das grelle Retro-Setting. Vor allem das Apartment besitzt ein kräftiges Farbdesign, was der Atmosphäre einen comichaften Charakter verleiht.

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Allgemein ist Andreis Wohnung das Zentrum des Films, denn die Handlung spielt sich größtenteils in einem Raum ab. Es ist nicht leicht, Filme mit einem Handlungsort zu drehen, denn es besteht immer das Risiko von Wiederholungen und Langeweile. Es ist wie ein Kammerspiel auf einer Theaterbühne, die verschiedenen Figuren betreten die Bühne, verlassen diese wieder, sodass man den Eindruck bekommt, als stände viel mehr Platz zur Verfügung. Es entsteht das Gefühl, als würde sich die Handlung nicht nur auf einen einzigen Ort erstrecken, da alle Schicksale miteinander verwoben sind.

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Die kleine Wohnung hindert den Regisseur bzw. die Figuren jedoch nicht daran, sich alle möglichen Formen der Gewalt anzutun. Das überdrehte Brutalitätslevel ist schließlich auch die große Stärke des Films, denn selbst während Folterszenen und Schlägereien bleibt der komödiantische Ton erhalten. Die Gewalt ist blutig und chaotisch – Knochen brechen, es wird geschossen, gebohrt, verstümmelt und Blut und Eingeweide überfluten die Wohnung. Es gibt immer wieder eine neue Runde mit einer größtmöglichen Bestrafung der Protagonisten, die an die beliebte Kinderserie Tom & Jerry erinnert. Es bleibt bei einem gewissen Comiccharakter, wodurch der Film unheimlich Spaß macht.

Fazit

Es wäre falsch, Why Don’t You Just Die? als eine tiefgreifende Predigt auf die aktuellen Zustände in Russland zu interpretieren, auch wenn der soziale Diskurs möglicherweise durch Matvei und Andrei zum Ausdruck gebracht wird. Denn Sokolov will nicht aufklären, sondern seinen schwarzen, absurden Humor in blutigen Kämpfen zum Ausdruck bringen. Es ist nicht relevant, wer von beiden Männern am Ende die Oberhand besitzt oder wessen vereinfachter Gerechtigkeitssinn triumphiert, denn am Ende fliegen den Figuren die Konsequenzen um die Ohren.

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 4 von 5
Härte  rating4_5
Unterhaltung  Rating: 5 von 5
Anspruch  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 4 von 5

Ab 27.03.2020 im Handel:

Why Don't You Just Die Why Don't You Just Die

Bildquelle: Why Don’t You Just Die © Pierrot Le Fou

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?