Kritik

Project Wolf Hunting (2022) – Review

Nach The Sadness veröffentlicht Capelight mit Project Wolf Hunting einen weiteren Splatter-Action-Kracher aus Ostasien und konnte nach einigem Hin und Her sogar eine Altersfreigabe ab 18 Jahren für dieses großartige Gore-Fest erhalten.

Originaltitel: Neukdaesanyang
Land: Südkorea
Laufzeit: 112 Minuten
Regie: Kim Hong-seon
Drehbuch: Kim Hong-seon
Cast: Seo In-guk, Jang Dong-yoon, Choi Gwi-hwa u.a.
VÖ: ab 02.03.2023 im Kino

Inhalt

Während einer Geheimoperation sollen einige der gefährlichsten Kriminellen Südkoreas von Manila an ihr Heimatland ausgeliefert werden. Der erste Auslieferung geht höllisch schief und um weitere zivile Opfer zu vermeiden, wird für den Transport ein großes Frachtschiff gechartert. Neben mehreren Dutzend Sicherheitskräften befinden sich auch ein Arzt und dessen Assistentin an Bord. Aber auch hier läuft nichts so wie geplant, da sich unter der Mannschaft eine ganze Menge Saboteure befinden, die Waffen auf das Schiff geschmuggelt haben und schon nach wenigen Stunden entbrennt ein erbitterter Kampf auf Leben und Tod. Denn das, was im Frachtraum des Schiffes lauert, ist tödlicher als alle kriminellen Südkoreas zusammen.

Kritik

Was sich daraus ergibt, ist eine Parade brutaler Gewalt, bei der Polizei und Kriminelle gleichermaßen von einem mysteriösen „Monster“ mit wolfähnlichen Sinnen und übernatürlicher Stärke verfolgt werden. Dabei holt Kim wahrlich alles aus der recht dünnen, vertrauten Story heraus und fährt gut damit, sich vor allem auf die Dynamik zwischen den einzelnen Figuren, die praktischen Effekte und die Atmosphäre zu konzentrieren. Diese wirkt insbesondere durch die beengte Kulisse äußerst klaustrophobisch und isoliert die Charaktere in dieser tödlichen Umgebung. Es gibt absolut keine sicheren Rückzugsorte und bald ist das Publikum dem Grauen genauso schutzlos ausgesetzt wie die Protagonist*innen selbst. Bereits in seinem Film Traffickers (2012) nutzte er die Isolation eines Schiffes und die Grenzenlosigkeit des offenen Meeres, um ein unbehagliches Ambiente zu inszenieren.

Unterdessen rast der Film durch seine – für südkoreanische Verhältnisse – schlanke Laufzeit von knapp zwei Stunden und Regisseur und Drehbuchautor Kim Hong-seon (The Chase) gibt sich alle Mühe, um einen wahrlich bombastischen Action-Horror abzuliefern, der Blut und Gewalt an jeder Ecke bereit hält. Das Schiff wird zu einem Schlachtfeld und insbesondere in der ersten Stunde steigt der Bodycount von Minute zu Minute. Mit den Opfern selbst wird nicht gerade zimperlich umgegangen, denn die wenigsten sterben im Kugelhagel, sondern werden erstochen, erschlagen, zerquetscht oder zerhackt, bis das Blut nur so fontänenartig aus allen (unnatürlichen) Körperöffnungen spritzt. Zudem fliegen einige Gliedmaßen durch die Gegend, die kurzerhand ebenfalls als Waffen benutzt werden. Kim orientiert sich dabei weitestgehend an indonesischen Actionkrachern von Gareth Evans (The Raid) oder Timo Tjahjanto (The Night Comes for Us) bis die Action in der zweiten Hälfte schließlich einigen Science-Fiction-Versatzstücken weicht. Diese verbindet er mit einem interessanten Verschwörungsplot rund um verschiedene Organisationen, die bereits seit der japanischen Besatzung der koreanischen Halbinsel im Schatten operieren. Das erinnert natürlich stark an die legendenbehaftete geheime Einheit 731 der kaiserlich-japanischen Armee in der besetzten Mandschurei, die einerseits biologische und chemische Waffen erforschte und einsetze, andererseits waren sie mit ihren Experimenten an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt.

Trotz der wiederholenden Action- und Gewaltszenen wird Project Wolf Hunting jedoch niemals langweilig, sondern bleibt durchweg unberechenbar. Das bezieht sich nicht nur auf die eskalierenden Splatter-Szenen, auch das Schicksal der Figuren verläuft nicht so wie es anfangs scheint. Wer es schlussendlich bis zum Finale schafft, ist irgendwann nicht mehr zu durchschauen. Niemand aus dem prächtigen Charakterensemble scheint sicher zu sein, das von einer engagierten Besetzung mit unglaublicher Energie dargestellt wird. Insbesondere Schauspielveteran Sung Dong-il (Metamorphosis) und K-Drama-Schönling Seo In-guk (Pipeline) überzeugen mit ihren rauen Darstellungen, die weit von dem entfernt sind, was ihre liebenswerten und heldenhaften Rollen sonst so hergeben.

Fazit

Project Wolf Hunting beginnt langsam, unangenehm und explodiert buchstäblich zu einem martialischen Genre-Mix, in dem ein Overkill den nächsten jagt. Das bedeutet, dass der Film dem Publikum innerhalb von circa zwei Stunden sowohl wenig Füllmaterial als auch Pausen zum Atmen gönnt. Gleichzeitig setzt Project Wolf Hunting definitiv neue (Gore-)Maßstäbe im südkoreanischen Genrefilm und zeigt, dass es sich lohnt, Genres zu mischen und festgefahrene Erwartungen zu untergraben.

Bewertung

Grauen rating4_5
Spannung rating4_5
Härte  rating4_5
Unterhaltung rating4_5
Anspruch  Rating: 1 von 5
Gesamtwertung rating4_5

Bildquelle: Project Wolf Hunting © Capelight Pictures

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?