Kritik

Final Cut of the Dead (2022) – Review

Zombie-Komödien gibt es wie Mohn auf Brötchen. Solche, die schlau unterhalten und für ausgesucht übermütige Party-Stimmung sorgen, sind allerdings rar gesät. Michel Hazanavicius, der hierzulande vor allem durch seine Agentenparodien OSS 117 bekannt wurde, gelingt mit Final Cut of the Dead, der vielschichtigen wie kulturell aufgeladenen Coverversion des japanischen Indie-Juwels One Cut of the Dead (2017), ein kongenial köstliches Spektakel.

Originaltitel: Coupez!
Land: Großbritannien, Frankreich, Japan
Laufzeit: 112 Minuten
Regie: Michel Hazanavicius
Drehbuch: Michel Hazanavicius
Cast: Romain Duris, Bérénice Bejo u.a.
VÖ: Ab 16.02.2023 im Kino

Inhalt

Billigfutter für den Massenmarkt zu produzieren, kann zarten Künstlerseelen schon zu schaffen machen, doch Regisseur Rémi (Romain Duris, Dobermann) filmt unverdrossen in einer verlassenen Fabrikanlage. Seine wild zusammen gewürfelte Mannschaft besteht aus wenig vielversprechenden Starletts, Trinkbolden sowie schrecklichen Nervensägen. Da ist zum einen der anstrengend divenhafte Raphaël (Finnegan Oldfield, Nocturama), der mit seiner Zombierolle heillos überfordert scheint. Ferner wirken die Techniker schlapp und das Skript recht fragwürdig, auch weil es einigermaßen seltsam anmutet, dass sich die französische Darstellerriege mit japanischen Namen anreden soll. Maskenbildnerin Nadia (Bérénice Bejo) verdient sich immerhin Respekt, indem sie die Rasselbande bei Laune hält. Als echte Untote die Dreharbeiten empfindlich zu stören beginnen, ist das Geschrei groß, Rémi aber keineswegs gewillt klein beizugeben. Und auch seine Crew wächst jählings über sich hinaus … Hauptsache, die Kamera läuft.

Hintergründe

Final Cut of the Dead umgibt ein intimes Flair, da während der Pandemie realisiert. Hazanavicius tüftelte während eines Lockdowns an einer Komödie über Filmarbeiten, als ein Produzent den Low-Budget-Schlager aus Japan ins Spiel brachte. Statt einem genauen Remake schwebte dem Franzosen von Anfang an eine sehr freie Interpretation des Zomedy-Stoffes vor. Im Grunde handelt es sich um ein waschechtes Familienprojekt von Hazanavicius mit Gattin Bérénice Bejo in der Hauptrolle sowie Tochter Simone nebst vertrauten Künstlern wie Quentin Dupieux. Die Proben verliefen unter den besonderen Umständen übrigens derart speziell, dass sie das Team nach Art einer Theatergruppe zusammen schweißten. Im Kino vermag man diese Energie mit jeder Faser zu spüren.

Die Information, dass es sich um eine Neuauflage des Crowdfunding-Hits von Shin’ichirô Ueda handelt, verrät, in welche Richtung die irre Reise geht – vorausgesetzt, man ist über das für umgerechnet circa 27.000 US-Dollar gedrehte Original samt Plansequenz und Twist de luxe im Bilde. Dieses basiert im Übrigen selbst auf einem Bühnenstück von Ryoichi Wada und wurde von den Japanern 2019 im vergnüglichen Einstünder One Cut Of The Dead Spin Off: In Hollywood bereits weiter gedacht.

Kritik

Mit welchem Vorwissen man auch immer startet, Final Cut of the Dead funktioniert als Stand-alone bestens, wenngleich dem Publikum so mancher Hommage-Gag entgehen mag oder etwa die Wiedersehensfreude beim Anblick der aberwitzig kichernden Madame Matsuda. Selbstverständlich stiehlt Yoshiko Takehara ihren französischen Kolleginnen die Show. Jedenfalls ist Regie-Oscar-Preisträger Hazanavicius mit seinem achten Kinospielfilm eine bissige, hochalberne Komödie geglückt, die sich selbst zu keinem Zeitpunkt ernst zu nehmen droht. Anstatt geistlos zu kopieren, sattelt Final Cut of the Dead als Coverversion lustvoll eine weitere Metaebene drauf und trällert ausgelassen bis es am Ende „Coupez!“ heißt: Schnitt. Wer sich nur einen Funken fürs Filmemachen interessiert, wird mit Insider-Schnipseln samt Name-Dropping verwöhnt. Besonders schön landet beispielsweise ein Lars-von-Trier-Gag, ferner besitzt diese Sorte von Pearl-Harbor-Witz respektlose Klasse. Wie immer könnte die deutsche Komödie viel lernen: zuvorderst Nonchalance.

Fazit

Als nach dem grundsoliden Score von Alexandre Desplat beim Abspann „Chelsea Dagger“ der schottischen Folk-Punk-Formation The Fratellis durch die Kino-Boxen schepperte, wippte ich vergnügt im Takt. Etwas ungläubig außerdem, denn vom angeblichen Remake des weltweit heftig abgefeierten japanischen Senkrechtstarters hatte ich mir ursprünglich wenig bis nichts erwartet. Unsere vorsichtige Haltung dürfen wir uns fürs US-amerikanische Remake aufsparen.

 

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 4 von 5
Härte  Rating: 2 von 5
Unterhaltung  Rating: 5 von 5
Anspruch  Rating: 4 von 5
Gesamtwertung Rating: 4 von 5

Bildquelle: Final Cut of the Dead © Weltkino Filmverleih

Horrorfilme… haben oftmals diesen avantgardistischen Ansatz, sie eilen ihrer Zeit gesellschaftspolitisch voraus. Ferner funktioniert Humor vor dem Hintergrund des Schrecklichen anders… garstiger? Am liebsten sind mir paranormale Geschichten, in denen über Gut & Böse philosophiert wird. Seit jeher hege ich eine Schwäche für Horror-Scores, nur Porno-Musik ist unterschätzter.

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