Kritik

The Witch: The Other One (2022) – Review

Nach dem Krimidrama Night in Paradies ist Regisseur Park Hoon-jung zurück in seiner Welt der genmanipulierten Kinder und präsentiert mit The Witch: The Other One die Geschichte einer Frau, die sich ihren Weg in die Freiheit kämpft.

Originaltitel: Manyeo2
Land: Südkorea
Laufzeit: 125 Minuten
Regie: Park Hoon-jung
Drehbuch: Park Hoon-jung
Cast: Shin Si-ah, Park Eun-bin, Seo Eun-soo u.a.
VÖ: ab 20.01.2023 als Double Feature im Mediabook

Inhalt

Eine namenlose junge Frau (Shin Si-ah) entkommt aus einem geheimen Labor auf Jeju-do, nachdem sie alle dort arbeitenden Soldat*innen und Wissenschaftler*innen getötet hat. Durch einen dummen Zufall begegnet sie auf ihrer Flucht dem Gangster Yong-doo (Jin Goo, Straßen der Gewalt) und der toughen Kyung-hee (Park Eun-bin, Death Bell 2: Bloody Camp), die die junge Frau kurzerhand mit nach Hause nimmt. Dort trifft sie auch auf Kyung-hees Bruder Dae-gil (Sung Yoo-bin, Hide and Seek – Kein Entkommen). Während sich die junge Frau langsam, aber sicher an ein Leben außerhalb ihres tristen Laborkäfigs gewöhnt, haben ihre Verfolger*innen nicht aufgehört, nach ihr zu suchen und machen sich zum finalen Schlag bereit.

Kritik

Nach dem verheißungsvollen Schlussakt in The Witch: Subversion war es nur eine Frage der Zeit, bis Regisseur Park Hoon-jung seine Geschichte über genmanipulierte Kinder fortsetzen würde. Doch anstatt direkt am Ende des ersten Teils anzuknüpfen, folgt The Witch: The Other One nun dieser namenlosen jungen Frau, die genauso wie die Protagonistin aus dem ersten Teil vor einer Gruppe skrupelloser Menschen flieht, die unaussprechliche Experimente an Kindern vollziehen.

Was erst einmal stark nach einer schnöden Wiederholung der Handlung des ersten Teils klingt, entwickelt sich trotz einiger narrativer Parallelen wie beispielsweise der Flucht vor der geheimnisvollen Organisation, dem Versuch eines gewöhnlichen Alltagslebens oder auch der Konfrontation mit den Verfolgern zu einem eigenständigen Beitrag in das noch sehr junge Franchise. Während sich The Witch: Subversion eher auf die  emotionale Reise seiner Protagonistin konzentrierte, präsentiert Park nun ein viel strafferes Worldbuilding und erschafft mit The Witch: The Other One eine noch düstere Version menschlicher Allmachtsfantasien.

Einerseits erhält das Publikum durch gewisse Nebenhandlungen einen recht anschaulichen Eindruck dieser Welt, der etwaige Lücken schließt, andererseits gibt es genau an diesen Punkten Defizite im Drehbuch. Denn einige dieser Handlungsstränge wollen sich leider nur bedingt in die narrative Struktur der Erzählung einfügen und wirken oftmals eher, als würden sie einfach parallel verlaufen. Zudem kostet das auch Zeit und kürzt die zentrale Geschichte von der namenlosen jungen Frau drastisch herunter.

Was schade ist, denn auch wenn Shin Si-ah nicht ganz an die schauspielerische Qualität von Kim Da-mi anknüpfen kann, erschafft sie mit ihrer Protagonistin einen ganz eigenen Charakter, der überaus gut in das Franchise passt. Denn im Gegensatz zu Kims unabhängiger Ja-yoon spielt Shin eine junge Frau, die sich wie ein kleines Kind verhält, das zum ersten Mal allein das Haus verlassen darf. Einerseits voller Neugier, andererseits ängstlich vor dem, was die Welt für sie bereithält. Ihr bisheriges Leben hat sie innerhalb der Grenzen dieses fürchterlichen Labors verbracht, weswegen sie nicht ansatzweise so sozialisiert wie Ja-yoon ist, sodass ihr Kontakt zur Außenwelt einem regelrechten Kultur-Clash gleichkommt. Ihre Faszination für das Autofahren, YouTube-Videos oder koreanisches Essen fügen aber auch eine gewisse Leichtigkeit hinzu, die der Gewalt, wenn sie dann ausbricht, zusätzliche Schärfe verleiht. Es ist großartig beunruhigend, wenn diese leise, kontaktscheue Person schließlich aus sich heraus kommt, und sich in eine unbarmherzige Tötungsmaschine verwandelt.

Und wie The Witch: Subversion geizt auch der zweite Teil nicht mit exzessiver Gewalt, innovativen Kampfchoreografien und brachialer Action, die sogar noch etwas besser sitzt als beim Vorgänger. Über die Effekte kann man nicht meckern, die Kameraarbeit von Kim Young-ho ist auf den Punkt gebracht und bannt insbesondere die blutigen Konfrontationen tadellos auf Zelluloid. Es ist einfach ein Genuss zu sehen, wie Shin Si-ah sich durch eine Reihe von Verfolger*innen kämpft und zum finalen Schlag ausholt.

Fazit

Wie The Witch: Subversion ist auch The Witch: The Other One eine wilde, viszerale Reise an der Seite einer liebevollen und lebhaften weiblichen Hauptrolle, die trotz weniger gesprochener Zeilen alles aus ihrer Figur herauszuholen weiß. Zudem sind die Gast- und Nebendarsteller*innen alle hochkarätig besetzt und fügen sich gut in die Welt von Ja-yoon und ihrer Mitstreiterin. Über kleinere Schwächen im Drehbuch trösten sowohl die großartig choreografierte Action und die ausladenden Gewaltszenen, die keine Wünsche offenlassen. The Witch: The Other One ist eine wirklich sehenswerte Fortsetzung und legt den Grundstein für einen heiß erwarteten dritten Teil.

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte Rating: 3 von 5
Unterhaltung rating4_5
Anspruch  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5 

ab 20.01.2023 im Handel:

Bildquelle: The Witch: The Other One © Alpha Film

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?