Kritik

The Witch: Subversion (2018) – Review

In Park Hoon-jungs Action-Horror The Witch: Subversion taucht eine junge Frau in die Tiefen ihrer Vergangenheit hinab.

Originaltitel: Manyeo
Land: Südkorea
Laufzeit: 125 Minuten
Regie: Park Hoon-jung
Drehbuch: Park Hoon-jung
Cast: Kim Da-mi, Cho Min-soo, Go Min-si u.a.
VÖ: ab 20.01.2023 als Double Feature im Mediabook

Inhalt

Auf den ersten Blick ist Koo Ja-yoon (Kim Da-mi, Itaewon Class) ein gewöhnliches Mädchen, das behütet auf der Farm ihrer Adoptiveltern aufwächst, gute Noten mit nachhause bringt und eine unbeschwerte Zeit mit ihrer besten Freundin Do Myung-hee (Go Min-si, Jirisan) erlebt. Diese ist es auch, die Ja-yoon dazu überredet, an einem nationalen Gesangswettbewerb teilzunehmen, denn mit dem hohen Preisgeld könnte sie sowohl die finanziellen als auch die gesundheitlichen Sorgen ihrer Eltern lindern. Ihr Fernsehauftritt erregt allerdings auch die Aufmerksamkeit einer gewissen Dr. Baek (Jo Min-su, Pieta) und ihren Handlangern, die die talentierte Schülerin unbedingt in ihre Gewalt bringen wollen. Langsam, aber sicher beginnt Ja-yoon ihre Vergangenheit zu entwirren und bringt schließlich die beunruhigende Wahrheit ans Licht.

Kritik

Seit seinem Spielfilmdebüt The Showdown (2011) ist der südkoreanische Regisseur und Drehbuchautor Park Hoon-jung in vielen verschiedenen Genres unterwegs. Ähnlich wie bei seinem Kollegen Kim Jee-woon, mit dem er gemeinsam an I Saw The Devil arbeitete, umfasst seine Filmografie Krimis, Historiendramen sowie Action- und Neo-Noir-Filme. Mit The Witch: Subversion bewegt er sich nun zielsicher zwischen den Genres und balanciert zwischen Action, Horror und Coming-of-Age-Drama. Dabei jongliert Park mehrere Nebenhandlungen und obwohl die Dinge zwischendurch etwas durcheinandergeraten, versteht er es, die Spannung aufrecht zu erhalten und auf einen blutigen dritten Akt zuzusteuern. Dieser stellt nicht nur alles noch einmal auf den Kopf, sondern kulminiert in blutiger Gewalt und schließt sozusagen einen Kreis zu der ebenfalls überaus gewalttätigen Exposition.

Mit schnelllebigen Actionszenen, prächtigen Kampfchoreografien, stilisierter Hochglanz-Gewalt sowie einem düsterer Neo-Noir-Look bietet auch The Witch: Subversion die typischen Markenzeichen des modernen südkoreanischen Kinos seit Oldboy. Parks Film ist visuell beeindruckend in seiner Kompromisslosigkeit, fein detailliert und fast schon maßgeschneidert wie die schicken Anzüge von Ja-yoons Gegenspieler*innen.

Unterdessen nimmt sich Park Zeit, um seine Figuren glaubhaft zu entwickeln und die inneren Kämpfe seiner jugendlichen Titelfigur darzustellen. Doch anstatt der üblichen harten männlichen Protagonisten konzentriert sich der Regisseur dieses Mal nicht nur auf eine weibliche Hauptrolle, sondern verleiht insbesondere seinen weiblichen Charakteren eine beträchtliche physische und psychische Macht. Allen voran natürlich Koo Ja-yoon, gespielt von der damals noch als Newcomerin bezeichneten Schauspielerin Kim Da-mi. Ihre großartige Leistung als übernatürlich begabtes Wunderkind ist gleichzeitig auch das Kernstück des Films und es ist unbestreitbar, dass sie trotz prominenter Unterstützung von Jo Min-soo, Park Hee-soon (V.I.P.) und Choi Woo-Sik (Parasite) den Film auf ihren Schultern zutragen weiß.

Zwischen einer traumatischen Vergangenheit und der schmerzvollen Gegenwart gelingt es Kim eine breite Palette an Emotionen aufzurufen. Während Ja-yoons körperlicher und mentaler Transformation bewegt sie sich immer wieder an verschiedenen Enden des emotionalen Spektrums und entfaltet ihre Rolle der schüchternen, unschuldigen Teenagerin, die sich zu einer selbstbewussten jungen Frau entwickelt und gleichzeitig beängstigend sein kann, wenn es die Situation erfordert. The Witch: Subversion ist keine Superhelden-Geschichte, in der sich die Heldin selbst finden muss, sondern die einer Antiheldin, die auf Rache aus ist. Ja-yoon ist keine Heilige, sondern findet Freude in den blutigen Schmerzen, die sie zufügt. Und dennoch, wenn das Blut spritzt und die Knochen ihrer Feinde brechen, ist es ein durchaus kathartischer Ausgang für Ja-yoon, den ich mir insgeheim von Anfang an gewünscht habe.

Fazit

The Witch: Subversion ist eine düstere Mischung aus Comig-of-Age-Geschichte, Actionfilm und südkoreanischem Rache-Thriller, die insbesondere aufgrund greifbarer Charaktere und blutigen sowie großartig choreografierter Actionsequenzen funktioniert. Mittlerweile ist bekannt, dass es sich The Witch: Subversion um den ersten Teil einer Trilogie handelt und Park öffnet mit seinem fulminanten Start eine Tür, zu weiteren spannenden Geschichten aus einer überaus düsteren Welt, in der jede*r Gott spielen kann.

Bewertung

Grauen Rating: 3 von 5
Spannung rating4_5
Härte Rating: 3 von 5
Unterhaltung Rating5_5
Anspruch  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung rating4_5

ab 20.01.2023 im Handel:

Bildquelle: The Witch: Subversion © Alpha Film

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?