Abgründe

Oh Suzzanna! – Kimchi & Kadaver

Heute dreht sich bei Kimchi & Kadaver alles die indonesische Horrorfilm-Ikone Suzzanna (1942-2008).

Oh Suzzanna!

Das indonesische Kino der späten 1970er- und vor allem 1980er-Jahre wurde von einer Welle von Exploitation-Filmen dominiert, die vollgepackt waren mit Sex, Gewalt und Gore. Eine Frau, die untrennbar mit dem indonesischen Genrekino der 1980er-Jahre verbunden ist, ist die Schauspielerin Suzzanna. Zusammen mit Ruth Pelupessy (Satan‘s Slaves) und Mieke Wijaya (Srigala, ein Freitag der 13.-Ripoff) gehört sie zu den beliebtesten weiblichen Antagonistinnen der indonesischen Filmindustrie. Sie wird oft als „Queen of Indonesian Horror“ bezeichnet. Allerdings trägt sie diesen Titel nicht nur wegen ihrer Rollen, sondern auch aufgrund ihres mystischen Lebensstils. Aber von vorne. 1942 als Suzzanna Martha Frederika van Osch geboren, kam sie Ende der 50er-Jahre zum Film und war seitdem regelmäßig auf der Leinwand zu sehen, bis sie sich in den 1990er-Jahren vom Filmgeschäft zurückzog. Sie begann als preisgekrönte Kinderschauspielerin, bevor sie in den 1970er-Jahren als eine der beliebtesten Schauspielerinnen in ganz (Süd-)Ostasien berühmt wurde. In ihrer Zeit im Horrorkino verkörperte sie stets starke, mitunter übernatürliche Frauenfiguren mit ambivalentem Charakter, die mit Figuren wie Yuki Kashima (Lady Snowblood), Kayako Saeki (Ju-on: The Grudge) oder Lee Geum-ja (Lady Vengeance) vergleichbar sind. Frauen, die nach einer traumatischen Erfahrung auf Rache sinnen.

Suzzanna in Queen of Black Magic @ Rapi Films

Suzzanna verfügte über das Talent, dass man sich schnell in ihre Figuren einfühlen kann, während sich deren Geschichte entfaltet. Das beruht natürlich auf der Komplexität ihrer Charaktere, die oftmals aus den richtigen Motiven schlimme Taten begehen. Sowohl in Sundelbolong (1981) als auch in The Queen of Black Magic (1981) und Malam Satu Suro (1988), übrigens alle von Sisworo Gautama Putra, ist ihr meine Sympathie sicher. Es ist jedes Mal fast eine poetische Gerechtigkeit, wenn ihre Peiniger das bekommen, was sie verdient haben.

Suzzanna in The White Alligator @ Soraya Intercine Film PT

Suzzanna hat etwas an sich, was jedes Mal fasziniert, wenn sie auf der Leinwand erscheint. Aus ihren langen, pechschwarzen Haaren, der blassen Haut und den großen, hypnotisierenden Augen kreiert sie eine schaurige Vision eines weiblichen, rachsüchtigen Phantoms, das die Fähigkeit besitzt, uns in unseren Albträumen heimzusuchen.

Suzzanna in Santet @ Soraya Intercine Film PT

Hinzu kommen die Legenden, die sich um ihren außergewöhnlichen Lebensstil ranken. Diese machen aus ihr mehr als nur eine talentierte Schauspielerin – sie ist ein Konzept. Je tiefer ihr in Suzzannas Leben abtaucht, desto kurioser wird es. Filmemacher*innen die mir ihr zusammenarbeiteten, behaupteten, sie würde sich während der Dreharbeiten entschuldigen, um in einem anderen Raum den Segen der „Lady of the Seas“ zu empfangen. Dadurch sollte eine erfolgreiche Produktion gewährleistet werden. Und auch ihre zeitlose Schönheit soll nicht von ungefähr gekommen sein; sie soll gewohnheitsmäßig Jasmin-Blüten gegessen und in Kecap Manis, einer aromatischen Sojasauce aus Indonesien, gebadet haben, um sich jung zu halten. Welche von diesen Aussagen wahr oder falsch sind, weiß natürlich nur Suzzanna selbst. 2008 starb sie kurz nach der Beendigung ihres letzten Horrorfilms Hantu Ambulance an den Folgen ihrer langjährigen Diabetes-Erkrankung. Manche ihrer Fans vermuten die Ursache eher in ihren spirituellen Praktiken.

Ist sie zu stark, bist du zu schwach

Für viele Fans ist Suzzanna nicht nur „The Queen of Indonesian Horror“, sondern vor allem eine südostasiatische Ikone, die den indonesischen Horrorfilm nachhaltig geprägt hat. Ihre Figuren sind der Inbegriff starker Frauen, die aus der Opferrolle heraustreten und missbräuchlichen Männern nicht das Feld überlassen. Und ihr Vermächtnis lebt weiter, denn sie ist immer noch eine Quelle der Inspiration für viele indonesische Filmschaffende und Schauspielerinnen, die mit ihren außergewöhnlichen unabhängigen Frauenfiguren das heutige Genrekino dominieren.

Luna Maya als Suzzanna in Suzzanna: Buried Alive @ Netflix

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?