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Empfehlungen

Horror-Brettspiele – Empfehlungen aus der Redaktion

Heute widmen wir uns fünf Horror-Brettspielen, die ihr wahrscheinlich noch nicht kennt. Zwei unserer Autor*innen haben ihre Sammlungen durchwühlt und präsentieren euch ihre persönlichen Empfehlungen.


Catherins Empfehlungen

Villen des Wahnsinns (2. Edition, 2017)

Hersteller: Fantasy Flight Games

Schaurige Spukhäuser, verschwiegene Kulte und tentakelbewehrtes Grauen: In Villen des Wahnsinns tauchen die Spielenden tief in H. P. Lovecrafts dunkles Universum des Schreckens ein. Als tapfere Ermittler*innen müssen sie in diesem kooperativen Horror- und Krimispiel die verschiedensten Szenarien erforschen, nach und nach die Gebietskarten aufdecken und dabei feststellen, dass die wenigsten Orte so verlassen sind, wie sie zunächst scheinen. Während die Gruppe Hinweise sammelt, sich mit Ausrüstung und Waffen versorgt und versucht, nicht dem Wahnsinn anheimzufallen, kündigt sich bereits das Unaussprechliche an.

Die Erzählungen H. P. Lovecrafts garantieren nicht nur kosmisches Grauen, sondern auch fantastisches Spielvergnügen, wie Fantasy Flight Games mit seinem Arkham-Horror-Franchise seit knapp zwanzig Jahren beweist. Villen des Wahnsinns gehört zu den atmosphärischsten Spielen dieser Reihe, das spannendes Storytelling und immersives Spielerlebnis miteinander verbindet, während die potenziell lästigen Aspekte eines klassischen Brettspiels – das intensive Studium der Regeln und die ausufernde Materialschlacht – deutlich reduziert werden. Das liegt insbesondere an der kostenlosen App, die als Spielleiter fungiert und durch das Abenteuer führt, so dass die Ermittelnden sich ganz auf die sie umgebenden Schrecken konzentrieren können. Gleichzeitig sorgt die automatisierte App dafür, dass der Verlauf des Spiels einige Überraschungen bereithält, da die zugrundeliegenden Mechanismen verschleiert werden – ob der mürrische Hafenarbeiter einen hilfreichen Tipp für die Ermittelnden gehabt hätte, wäre das Würfelergebnis ein besseres gewesen? Ob das Tiefe Wesen durch eine verbarrikadierte Tür hätte aufgehalten werden können?

Vielseitige Interaktionsmöglichkeiten – vom Gespräch mit der Pensionsbesitzerin über das Knacken eines komplizierten Türschlosses bis hin zum Studieren alter Tagebucheinträge – fordern die Ermittelnden heraus und sorgen für einen kommunikativen Spieleabend, da die Gruppe sich häufig untereinander absprechen muss. Auch unerwartet komische Momente gehören dazu, wenn etwa ein*e Spieler*in aufgrund eines schlechten Würfelergebnisses die Öllampe fallen lässt und damit gleich einen Großbrand auslöst. Die wackere Gruppe questet sich so durch allerhand abwechslungsreiche Szenarien mit wechselndem Schwierigkeitsgrad, von denen einige durchaus einen zweiten und dritten Anlauf benötigen, weil die Hälfte der Ermittelnden dem Wahnsinn anheimgefallen ist oder das düstere Ritual nicht rechtzeitig aufgehalten werden konnte. Doch die Spielenden können sich trösten: Was wäre schon eine Lovecraft-Geschichte mit Happy End?

Alone (2020)
Hersteller: Horrible Games

Eine scheinbar verlassene Raumstation. Flackerndes, die stählernen Gänge nur dürftig erhellendes Kunstlicht. Geräusche hallen durch das Labyrinth – ein Tappen? Aber kam es von links oder rechts? Ein einsamer Held greift hastig zur Taschenlampe, entschlossen, seine Mission zu vollenden – doch Munition und Batterie gehen zur Neige. Gott allein weiß, welche Gefahren in der klaustrophobischen Schwärze lauern – und er ist vollkommen allein.

Im asymmetrischen Horror-/SciFi-Brettspiel Alone übernimmt eine Person die Rolle jenes Kosmonauten, der sich einen Weg durch die unübersichtlichen Räume und Korridore bahnen muss, um eine große und bis zu zwei kleinere Missionen zu bestreiten. Doch der anfängliche Schein trügt: Natürlich ist die Basis nicht verlassen, sondern bevölkert von Scharen bestialischer Außerirdischer, schurkischer Kultist*innen und monströser Mutanten. Ein bis drei weitere Spielende übernehmen die Rolle dieser blutrünstigen Antagonist*innen und planen auf einem eigenen Spielplan, hinter einem Pappschirm verborgen, mit Spielkarten ihre Untaten.

Der narrative Motor von Alone ist die Furcht vor dem Unbekannten, die schon H. P. Lovecraft als die älteste der Menschheit beschrieb. Wer den Helden spielt, weiß selten, wie ihm oder ihr geschieht – der einsame Heros klammert sich an die vagen Hinweise, die Ortungsgerät und Gehör ihm bieten, und zehrt von der stets knappen Ausrüstung, die er aus den Stationsräumen plündert. Die Antagonist*innen schalten derweil das Licht aus, stellen perfide Fallen und hetzen ihm allerlei Feinde auf den Pelz – und die Zeit ist auf ihrer Seite. Da Missionen, Raumaufteilung und Kartendecks stets variieren, kommt auch nach vielen Partien selten eine Routine in den Space-Horror. Alone ist somit kein bloßes Strategie- und/oder Abenteuerspiel mit Monsterthema, sondern integriert Unsicherheit und psychischen Druck als zentrale Bausteine in seine Spielmechanismen.

In bester Tradition von Filmen wie Alien, Event Horizon oder Pandorum ist Alone durch die eleganten Spielmechanismen und die einnehmende Atmosphäre ein rundum stimmiges futuristisches Gruselerlebnis mit hohem Wiederspielwert.

AloneBetrayal at House on the Hill (2004)
Hersteller: Avalon Hill

Ein altes Anwesen auf einem Hügel, um das sich unheimliche Geschichten ranken und eine Gruppe neugieriger Abenteurer*innen, die bereit sind, diesen Geschichten auf den Grund zu gehen – das bietet nicht nur Stoff für schaurige Spukhausfilme, sondern auch für unterhaltsame Brettspielrunden. Gemeinsam erkunden die Spielenden in Betrayal at House on the Hill das große Herrenhaus, entdecken nach und nach neue Räume und die ihnen innewohnenden Schrecken. An einem zufälligen Punkt im Spiel jedoch wird eines von mehr als fünfzig möglichen Spukszenarien ausgelöst, in dessen Verlauf ein Gruppenmitglied zum Verräter wird und sich fortan der Vernichtung seiner ehemaligen Begleiter*innen verschrieben hat.

Die Gruppe trifft nicht nur bei jedem neuen Abenteuer auf ein komplett neu zusammengesetztes Haus, sondern auch auf zahlreiche klassische Haunted-House-Motive und liebgewonnene Horror-Klischees. Dabei kommt die Spannung nicht zu kurz, denn jeder der erkundeten Räume hält neue Überraschungen bereit – und die wenigsten davon sind erfreulich. Gefährlich wird es für die Spielenden aber erst, wenn einer von ihnen die Seiten wechselt und seinen ehemaligen Gefährt*innen fortan als Hexenmeister, Werwolf oder rachsüchtiges Gespenst nach dem Leben trachtet. Jedes Spukszenario funktioniert nach individuellen Regeln, wodurch die Gruppe sich immer wieder neue Strategien zurechtlegen muss, um gegen die wechselnden Fähigkeiten der übernatürlichen Widersacher*innen bestehen zu können.

Betrayal at House on the Hill besticht durch seinen hohen Wiederspielwert und setzt der Kreativität der Spielenden – auch, was die Erfindung eigener Szenarien angeht – keine Grenzen. Mit einer Spielzeit von rund einer Stunde und dem recht simplen Spielprinzip eignet sich der Spukhaus-Horror auch für weniger erfahrene Spielrunden. Insbesondere Horror-Fans werden an der liebevollen Hommage an klassische Gruselstoffe ihre Freude haben – mit Betrayal at House on the Hill haben sie die Gelegenheit, ihren ganz persönlichen Horrorfilm zu erleben.


Mathias‘Matze Empfehlungen

Mysterium (2015)
Hersteller: Asmodee, Libellud

Eine finstere Nacht umgibt das alte Warwick Herrenhaus, während dichter Nebel und unheimliche Schatten die Mauern durchdringen. Willkommen bei Mysterium, ein kooperatives Brettspiel ab zwei Spielern. Der Geist eines ermordeten Angestellten des Hauses bittet die Spieler*innen via Traumbotschaften, die es deuten gilt, seinen Mörder zu stellen.

Die Spielenden schlüpfen hier in die Rolle von Spiritisten, die sich anhand der Hinweise des Geistes einen Reim auf dessen Ableben machen müssen. Dafür haben sie jedoch nur eine Nacht Zeit, was den Druck sukzessiv per Sanduhr erhöht. Bei den Ermittlungen ist Kreativität gefragt, denn die Träume des Geistes sind teilweise wirklich schwer zu deuten, was oftmals ein um die Ecke denken benötigt, denn die Bildsprache der Visionskarten ist sehr komplex und mit falschen Fährten gespickt, sodass die Spiritisten nur zu leicht eine falsche Prognose den Mörder betreffend abgeben könnten. Pro gespielte Runde wird außerdem die Spieluhr um eine Stunde vorgestellt. Erleichterung verschafft dabei der Geist, sprich der Spielleiter, der versucht, die Spielenden mit seinen Visionen auf die richtige Fährte zu führen und baut den Tathergang so auf, dass zunächst Person, dann Orte und zum Schluss Objekte, die mit der Tat zusammenhängen, erraten werden müssen. Nach und nach erarbeitet sich das Spiritistenteam so den Spielfortschritt und muss am Ende eine Prognose des Täters abgeben, liegen sie richtig, ist das Spiel für alle gewonnen.

Das Spiel ist liebevoll gestaltet, die Illustrationen der Charakterkarten, und Tatortskärtchen sind detailreich designt. Die Spielfiguren sind stilecht Glaskugeln von Hellsehern nachempfunden. Wer also gerne etwas rätselt und dabei die unheimliche Atmosphäre eines alten Herrenhauses, in dem es spukt, genießt, ist mit Mysterium an der richtigen Adresse. Grade mit mehreren Spieler*innen macht das Spiel mit den verschiedenen Interpretationsansätzen seinen Reiz aus.

Cthulhu: Death May Die (2019)
Hersteller: Asmodee

Wer sich schon immer mal den düsteren Bewohner*innen des Lovecraft-Universums stellen möchte, ist bei Cthulhu – Death May Die gut aufgehoben. In sechs verschiedenen und unabhängig voneinander spielbaren Episoden gilt es, düstere Labore und andere finstere Einrichtungen von Kultisten zu zerstören und somit ihr Ritual, um die Erweckung der großen Alten zu verhindern bzw. diese niederzustrecken.

Ob allein oder im Team mit bis zu fünf Mitglieder*innen stehen den Spielenden verschiedene Ermittler*innen zur Verfügung, die über unterschiedliche Fähigkeiten wie z.B. Fernkampf oder Heilkräfte verfügen und sich so gegenseitig ergänzen. Hier zählt es, eine ausgewogene Gruppe zusammenzustellen, um mit einem möglichst effektiven Ensemble zu spielen. Denn nur mit einem kooperativen Spiel, wird es gelingen, dem Wahnsinn Einheit zu gebieten. Dieser ist im Hinblick auf Psychosen während der Missionen relevant: so entscheiden die Würfel bei Aktionen, wie weit diese sich beim jeweiligen Ermittelnden verschlimmert und entweder den endgültigen Wahn auslöst oder positive Effekte freisetzt.

So gilt es jeden Spielzug genauestens zu überlegen, dabei stehen pro Zug vier Aktionen zur Verfügung, die sich um die Bewegung der Figur, den Angriff, Ausruhen oder Sonderaktionen drehen. Ist die Runde gespielt, dürfen auch die Gegner*innen angreifen, diese Aktionen werden durch Charakterkarten der Monster oder den Feldern, auf denen die Ermittelnden stehen, entschieden. Und auch der große Alte darf nach jedem Durchgang neue Untertanen aufs Feld spawnen und der Gruppe auf die Pelle rücken.

Cthulhu –  Death May Die bietet einen ungeheuren hohen Wiederspielwert durch die verschiedenen Möglichkeiten des Teamspiels und der unterschiedlichen Art, wie die einzelnen Figuren gespielt werden. Darüber hinaus kommt das Spiel mit wunderschönen Miniaturen von Cthulhu & Hastur, sowie einzelnen Inkarnationen der Monster und Kultisten daher. Die Charakter- und Monsterkarten sind wunderschön detailliert designt und schaffen zusammen mit dem jeweiligen Spielbrett eine dichte Atmosphäre. Wer dann noch nicht genug hat, kann sich die Erweiterungen rund um Yog-Sothoth oder der schwarzen Ziege ebenso wie eine ganze zweite Staffel des Spiels besorgen. Allzu tief in die Lore geht Cthulhu – Death May Die dabei jedoch nicht. Wer aber Spaß am kurzweiligen Monster schnetzeln hat, ist bei diesem Dungeon Crawler aber genau richtig.


Das waren auch schon die Empfehlungen von unserer Seite. Wir hoffen es ist etwas für euch dabei!

Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?