Day Zero
Kritik

Day Zero (2022) – Review

In Joey De Guzmans philippinischem Zombiehorror Day Zero kämpft sich ein entflohener Häftling und ehemaliger Elitesoldat durch eine Horde Infizierte, um seine Familie vor dem sicheren Tod zu retten.

Originaltitel: Day Zero
Land: Philippinen
Laufzeit: 82 Minuten
Regie: Joey De Guzman
Drehbuch: Ays De Guzman
Cast: Brandon Vera, Pepe Herrera, Mary Jean Lastimosa
VÖ: 22.10.2022 Obscura Filmfestival

Inhalt

Seit acht Jahren sitzt der ehemalige Elitesoldat Emon (Brandon Vera, BuyBust) im Gefängnis und steht mittlerweile kurz vor der Entlassung. Denn trotz seiner einschüchternden Präsenz und den anhaltenden Rivalitäten zwischen Mitgliedern verschiedener Gangs konnte er lange Zeit Ärger aus dem Weg gehen. Nebenher lernt er von seinem Freund und Mitgefangenen Timoy (Pepe Herrera, Izla) Gebärdensprache, um mit seiner gehörlosen Tochter Jane (Freya Fury Montierro) kommunizieren zu können, die von ihrer Mutter Sheryl (MJ Lastimosa, Santigwar) großgezogen wird. Diese glaubt weniger an eine gemeinsame Zukunft mit Emon, der tatsächlich mit einigen Punks in Streit gerät und doch noch seine Bewährung verliert. Aber unverhofft kommt oft, als plötzlich die Gefängnistüren offenstehen und sich die Gelegenheit zur Flucht bietet. Allerdings haben die Wärter die Zellen nicht aus reiner Nächstenliebe aufgeschlossen, denn viele von ihnen sind bereits mit einer tödlichen Mutation des Dengue-Virus infiziert und stürzen sich hungrig auf die fliehenden Insassen. Emon und Timoy können entkommen und machen sich schnurstracks auf den Weg in die Stadt, um Emons Familie vor den Infizierten zu retten.

Kritik

Nach dem eher enttäuschenden Zombiehorror Block Z des philippinischen Regisseurs Mikhail Red (Eerie) versucht sein Landsmann Joey De Guzman (The Ghosting) es besser zu machen, was ihm tatsächlich auch gelingt, auch wenn für den philippinischen Zombiehorrorfilm noch deutlich Luft nach oben besteht. Day Zero startet zwar ungemein stark, kann das Niveau allerdings nicht bis zum Ende aufrechterhalten. Ohne detaillierte Informationen über die Ursache der landesweiten Epidemiepreiszugeben, fackelt der Film nicht lange und entfesselt ein wahres Chaos innerhalb der der beengten Schauplätze von Gefängnis und Gebäudekomplex, in dem Sheryl und Jane leben.

Allgemein weiß Joey De Guzman mit seinen begrenzten Möglichkeiten umzugehen. Insbesondere das Wohngebäude ist mit seinen engen, labyrinthartigen Fluren ein dankbares Setting, um sowohl die Angst vor den Infizierten als auch die klaustrophobische Atmosphäre zu transportieren. Jeder Gang ist nur bis zu einem gewissen Punkt einsehbar und hinter jeder Ecke kann der Tod lauern. Denn die Gebissenen sind schnell erbarmungslos, reagieren auf Geräusche und haben ihre Vorbilder in den jüngsten ostasiatischen Zombie-Produktionen sowie Actionfilmen aus Indonesien und den Philippinen. Darauf schließt insbesondere die Physiognomie der Infizierten, mit schnellen scharfen Schnitten werden nicht nur die Attacken der Zombies inszeniert, sondern auch viele der Nahkampfszenen und Schießereien der Überlebenden.

Der philippinisch-amerikanischer Mixed Martial Artist Brandon Vera, auch bekannt unter seinem Stagename „The Truth“, der seit 20 Jahren als professioneller Fighter aktiv ist, erweist sich also passende Wahl für die männliche Hauptrolle. Denn trotz seiner manchmal etwas steifen Art überzeugt er als ehemaliger Elitesoldat mit seiner körperlichen Präsenz und mit einigen großartig choreografierten Nahkampfszenen, in denen er seine Fähigkeiten unter Beweis stellen kann. Allgemein sorgt das natürlich für eine gewisse Glaubwürdigkeit, dass ausgerechnet dieser Kerl sich fast ohne Hilfe durch die große Menge Zombies kämpfen kann. Und auch in ruhigeren Szenen mit seinen Schauspielkolleginnen überzeugt er als großer Teddybär, der nichts weiter will, als seine Familie zu beschützen. Unterstützt wird er dabei von einem großartigen Pepe Herrera, der ein gutes Gefühl für humoristisches Timing besitzt und die zeitweilige Blutrünstigkeit etwas aufzusprengen vermag.

Die größte Schwäche des Films liegt jedoch in seinem mitunter vorhersehbaren Drehbuch, das zwar straff geschrieben ist, sich aber zu sehr an altbewährten Genretropen entlang hangelt, auch wenn zwischendurch einige kreative Ideen aufflackern, die aber mitunter im Keim erstickt werden. Schlussendlich stützt sich Ays De Guzman auf heroische Selbstopferungen, anschwellende Konflikte zwischen den Überlebenden und die fragwürdige Entscheidung, eine Infektion zu verheimlichen. Das ist alles nicht neu und sorgt dafür, dass gegen Ende das Interesse verloren gehen könnte.

Fazit

Der Zombie-Horrorfilm von den Philippinnen steckt gerade noch in den Kinderschuhen, aber bedenkt man den allgemeinen Trend in (Süd-)Ostasien hin zum Genre werden sicherlich noch weitere Filme auf Joey De Guzmans Day Zero folgen. Dieser ist trotz einiger stereotypischer Situationen und Figuren ein durchaus solider Actionhorror, der ausreichend Blut, Nervenkitzel und filmischen Ehrgeiz bietet, um Genreliebhaber*innen zufriedenzustellen.

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  rating4_5
Unterhaltung  rating3_5
Anspruch Rating: 1 von 5
Gesamtwertung rating3_5

Bildquelle: Day Zero © Reality MM Studios

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?