Kolumne

Von objektiven Filmkritiken – Gift & Galle

In der heutigen Rant-Kolumne Gift & Galle macht sich unser Autor Gedanken darüber, warum Man-Eater objektiv der bessere Film ist als Der Exorzist.

Kürzlich habe ich Film-Rezensionen.de ein Interview zum Thema Filmkritiker*innen gegeben. Und nein, das ist natürlich nicht Thema dieses Rants hier, sondern ein tolles Projekt der lieben Kolleg*innen. Aber von einer Frage war ich dann doch schon wieder leicht genervt, in der es eben darum ging, welchen Stellenwert Objektivität bei einer Filmkritik einnimmt. Ein Streitthema, das ich leider schon viel zu oft hatte und wofür mir jegliches Verständnis fehlt. Denn die Antwort auf die Frage ist äußerst simpel: gar keinen. Auch wenn manche behaupten wollen, man könne die Qualität von Schnitt, Schauspiel oder Drehbuch objektiv messen, ist das natürlich absoluter Unfug. Ich meine, wie soll das bitteschön funktionieren? Mit welchen Instrumenten wird das Schauspiel denn objektiv gemessen – und in welchen Einheiten? Kommt da die Kritikerin mit Stoppuhr, hält die Screentime von Schauspieler X fest, dividiert diese mit der Haaranzahl der linken Augenbraue und das Ergebnis ist dann der Qualitätsquotient für das Schauspiel? Also wer auch immer meint, Filmkritik könne objektiv sein, ist herzlich eingeladen mir das zu erklären oder sollte vielleicht einfach weniger Lack saufen.

Aber es gibt ja doch Filme, bei denen man sich einig ist, dass die besser sind als andere oder willst du behaupten Der Exorzist sei nicht objektiv besser als Man-Eater – mögen jetzt manche vielleicht einwerfen. Und ja, selbstverständlich ist Der Exorzist nicht objektiv besser als Man-Eater! Sagt mal, habt ihr mir nicht zugehört? Es gibt keine objektiven Kriterien, an denen so etwas festgemacht werden könnte. Was genau sollte messbar am Exorzisten besser sein als an Man-Eater?
Nur weil sich mehrere Menschen darauf einigen, dass etwas so sei, ist das eben noch lange nicht objektiv. Die Rezeption von Kunst ist einfach per se subjektiv und eine Bewertung derselben eben auch. Ähnlich wie auf die Aussage „Grün ist schöner als Rot“ nie ein Absolutheitsanspruch erhoben werden kann, ist dies eben auch mit dem Vergleich zwischen Man-Eater und dem Exorzisten. Im Endeffekt geht es rein um Vorlieben, die wir meist nicht einmal rational begründen können, aber für Filmkritiken in hübsche Worte verpacken. Zu glauben, man könne als Filmkritiker*in einen Film auch nur ansatzweise neutral oder objektiv rezensieren, ist schlichtweg lächerlich.

Erwartet also von Filmkritiken bitte nie, dass diese objektiv sein sollen. Sie sollen euch den Film näher bringen. Sie sollen euch helfen zu entscheiden, ob ihr den Film sehen wollt oder nicht. Sie sollen euch interessante Perspektiven und Ansätze zur Interpretation liefern – oder euch einfach nur gut unterhalten. Aber im Endeffekt erklärt euch nur gerade irgendwer, wieso Grün eine wunderschöne Farbe ist.

Damit wünsche ich einen guten Start in die Woche, viele gute Filme und lasst euch nicht ärgern!

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?