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Empfehlungen

Horror-Geheimtipps – Empfehlungen aus der Redaktion

Heute widmen wir uns neun Horrorgeheimtipps, die ihr wahrscheinlich noch nicht kennt. Zwei unserer Autorinnen haben ihre Sammlungen durchwühlt und präsentieren euch ihre persönlichen Empfehlungen.

 


Florians Empfehlungen

Kotoko (2011)
R: Tsukamoto Shinya

Tsukamoto Shinya hat sich mit seinem Cyberpunk-Bodyhorror-Meisterwerk Tetsuo einen festen Platz in den Ruhmeshallen der Filmgeschichte gesichert und das sollte schon Anreiz genug sein, weiter in das Œuvre des talentierten Japaners einzutauchen. Besonders empfehlenswert ist das bei uns fast gänzlich unbekannte Horror-Drama Kotoko, das sich um eine alleinerziehende Mutter mit schrecklichen Wahnvorstellungen dreht. Sie sieht Menschen doppelt und kann nicht unterscheiden, was real ist, und ob von einer der Doppelungen womöglich eine Gefahr für sich oder ihren Sohn ausgeht.

Bei Kotoko handelt es sich um eine Kooperation zwischen Tsukamoto und der japanischen Singer-Songwriterin Cocco, welche die Protagonistin mimt. Die Künstlerin leidet selbst an psychischen Erkrankungen, ganz ähnlich den im Film geschilderten. So zeichnet sie für die ursprüngliche Story verantwortlich und Tsukamoto entwickelte aus ihrer Vorarbeit in ständiger Absprache mit Cocco das endgültige Skript.

Das Besondere an Kotoko ist, dass er wie nur wenige andere Filme über Wahnvorstellungen konsequent aus der Perspektive der Betroffenen erzählt wird. So ist auch für das Publikum nie eindeutig erkennbar, ob sich Kotoko und ihr Sohn tatsächlich in Gefahr befinden oder das Bedrohungsszenario lediglich ihrer Psyche entspringt. Tsukamoto erzeugt dadurch eine permanente Bedrohungskulisse, die am Innenleben von Kotoko teilhaben lässt. Kotoko ist somit nicht zuletzt auch ein enervierender Kampf darum, einen Fuß in der Realität zu behalten – für die junge Mutter wie auch für das Publikum.

Dabei begeht der Film nicht den Fehler, die Zuschauenden unter einer Flut an Wahnvorstellungen zu begraben, sondern interessiert sich vor allem für den Menschen hinter der Krankheit. So gehören auch wahrhaftig schöne Momente zwischen Kotoko und ihrem Sohn oder ihrer Familie zur Erzählung des Alltags, was die dramaturgische Fallhöhe, aber vor allem die emotionale Verbundenheit mit der Protagonistin erhöht. Dass der Film am Ende diese umwerfende Wirkmacht entfaltet, liegt trotz allem nicht zuletzt auch an der Präsenz von Schauspieldebütantin Cocco, die sich mit vollem Körpereinsatz ihrer Rolle hingibt.

Kotoko ist grimmig, erdrückend und doch wunderschön – und damit eine absolute Empfehlung.

Poison for the Fairies (1986)
R:
Carlos Enrique Taboada

Poison for the Fairies erzählt eine Geschichte über (Aber-)Glauben, Erziehung, (toxische) Freundschaft und Mobbing aus den Augen von Kindern und wie sich daraus eine allzu gefährliche Melange ergibt. Regisseur und Drehbuchautor Carlos Enrique Taboada geht erstaunlich differenziert an seine Themen heran und zeigt ernsthaftes Interesse am Innenleben seiner zwei jungen Protagonistinnen: auf der einen Seite das Waisenkind Veronica, das in einer heruntergekommenen Villa mit ihrer kranken Großmutter und einem abergläubigen Kindermädchen lebt, das Veronicas Geist mit Geschichten über mächtige Hexen füllt, die alles können – eventuell auch sich gegen Hänseleien auf dem Schulhof zur Wehr setzen; auf der anderen die schüchterne Flavia aus einer reichen, liebevollen, atheistischen Familie, die gerade erst in die Stadt gezogen ist und Anschluss sucht.

Angeregt von den Geschichten ihrer Nanny stellt sich Veronica bei Flavia als Hexe vor. Zunächst skeptisch, bringen unerklärliche Vorkommnisse und sogar Todesfälle Flavia dazu, Veronica zu glauben. Letztere genießt ihre plötzliche Macht und beginnt diese zu missbrauchen. Der Beginn einer gefährlichen Eigendynamik, die im Gift für die Feen, den natürlichen Feinden von Hexen, ihren grausamen fatalistischen Höhepunkt finden soll.
Die Welt der Erwachsenen verbannt Taboadas dabei gänzlich aus dem Bild: erwachsene Figuren sind meist nur abgeschnitten oder von hinten zu sehen. So wird von vornherein klar, dass die zwei Mädchen auf sich allein gestellt sein werden.

Neben der spannenden Geschichte, für die sich Taboada viel Zeit zur Entfaltung nimmt, ist es vor allem die Inszenierung, die Poison for the Fairies so herausragend macht. Durch eine individuelle Bildsprache und einen gut eingesetzten Score gelingt es Taboada stets, das drohende Unheil wie ein Damoklesschwert über den Mädchen schweben zu lassen. Der Film zieht sein Bedrohungspotential vor allem daraus, dass nie klar ist, wann die Spiele von Veronica in Ernst umschlagen und wirklich wer zu Schaden kommt – insbesondere weil man weiß: niemand wird sie in ihrem teuflischen Treiben aufhalten.

The Boxer’s Omen (1983)
R: Kuei Chih-Hung

Nach einem folgenschweren Boxkampf, bei dem sein Bruder durch unfaire Mittel im Krankenhaus landete, schwört der Hongkonger-Gangster Chan Hung Rache an dessen Kontrahenten. Kurz nach dem Kampf wird Hung jedoch entführt und kann nur durch die Geistererscheinung eines buddhistischen Mönches gerettet werden, wonach er immer wieder religiöse Visionen hat. Als sich der Gangster für seine Vergeltung nach Thailand begibt, findet er sich jedoch plötzlich in einem alten Kampf zwischen buddhistischen Mönchen und einer Gruppe Schwarzmagier wieder…

Eine Mumie wird in ein ausgeweidetes Krokodil gebettet, das Tier danach zugenäht und die Mumie damit wieder zum Leben erweckt wird. Das Ziel dieser Prozedur: einen buddhistischen Boxer zu bekämpfen. Und nein, das ist weder die Story von The Boxer’s Omen, noch das Abgefahrenste, was euch hier erwarten wird, sondern einfach nur ein kleiner Appetitanreger für das ausladende, groteske Menü des Wahnsinns, das euch hier bevorsteht.

The Boxer’s Omen kommt aus dem altehrwürdigen Studio der Shaw Brothers, zeitweilen das größte Filmstudio der Welt, das im Westen insbesondere durch seine Martial-Arts-/Wuxia-Filme wie Das Todesduell der Tigerkralle größere Bekanntheit erlangte. Dass die Filmeschmiede mit einigen deftigen Beiträgen in den 80ern das Cat-III-Rating in Hongkong prägte, ist in unseren Gefilden weitaus weniger bekannt. Darunter eben auch The Boxer’s Omen.

The Boxer’s Omen vermengt für seinen Horror-Fantasy-Boxer-Magie-Duell-Fiebertraum fröhlich buddhistische Mythologie mit schwarzmagischem Brimborium, Martial Arts, Creature Feature und allerlei bezaubernd skurrile Einfälle mit fliegenden Köpfen, Fledermausskeletten, Maden, Laserstrahlen und ganz viel Schleim. Das Werk von Kuei Chih-hung ist eine bizarr-phantasmagorische Wundertüte der charmantesten Art. Zurücklehnen und betören lassen.

Der Rattenfänger (1986)
R: Jiří Barta

Die tschechoslowakische Adaption vonDer Rattenfänger von Hameln“ durch Jiří Barta gehört zweifelsfrei zu den spannendsten Interpretationen der überaus beliebten deutschen Sage. Da sich Barta jedoch nicht direkt auf das Original, sondern auf die Novelle von Viktor Dyk bezieht, weicht die Geschichte in einigen wesentlichen Punkten von der Vorlage ab. So tritt zwar auch hier ein mysteriöser Flötenspieler auf den Plan, um die Stadt Hameln von ihrer Rattenplage zu befreien, doch ist es weniger der nicht bezahlte Lohn, welcher den Rattenfänger zur Rache treibt, sondern wesentlich grimmigere Abgründe. Zudem fällt auch das Ende weitaus umfassender aus, aber davon dürft ihr euch gerne selbst ein Bild machen.

Barta inszeniert seine Version des Rattenfängers als Stop-Motion-Animation in wunderschönen, detailreichen Kulissen, die dem Deutschen Expressionismus nachempfunden sind. Der Rattenfänger von Hameln kann mit seinen grotesk anmutenden Holzfiguren glänzen, die vom Regisseur selbst designt wurden. In Kombination mit all den schiefen Häusern und verzogenen Gassen, untermalt von einer keifenden Phantasiesprache, wird rein audiovisuell bereits ein Einblick in die Verkommenheit der Stadt Hameln gewährt, deren Bewohner*innen sich in erster Linie durch ihre Kleinlichkeit und Gier auszeichnen. Im Gegensatz zu der monströs-mechanischen Erscheinung der Hamelner kommen für die Darstellung der Nager lebende Ratten zum Einsatz, was die seelenlose Darstellung der Menschen noch einmal hervorhebt. Es bleibt jedoch nicht nur bei den optischen Schrecken, auch inhaltlich wandelt Bartas Interpretation auf düsteren Pfaden, was der Dramaturgie sehr in die Hände spielt.

Bartas Der Rattenfänger von Hameln bietet dadurch einen außergewöhnlichen Blick auf eine alte deutsche Sage und lohnt sich allein schon aufgrund der herausragenden Optik.


Michaelas Empfehlungen

Die Experimente des Doktor S. (1981)
R: Michael Laughlin

Viele Namen, zu wenig Beachtung: Hierzulande ist unser Tipp sowohl als Blutige Schreie als auch als Die Experimente des Doktor S. bekannt – unbekannt wäre allerdings korrekter. Neben sammelwütigen Fans der Elektro-Pioniere Tangerine Dream dürfte die in Down Under gedrehte Mind-Control-Perle lediglich einem kleinen Publikum ein Begriff sein. Was verwundern muss, lieferte der Amerikaner Michael Laughlin doch einen Slasher ab, der glänzend unterhält, indem er eine brutale Mischung aus Serienkiller-Mystery und Labor-Horror aber auch Humor im Gepäck führt. Eine Kombination, dank der Die Experimente des Doktor S. tadellos als Parodie des Horror-Kinos der 1950er Jahre funktioniert.

Ursprünglich als Trilogie entworfen, wurde noch der zweite Teil der Strange-Reihe realisiert: Das Geheimnis von Centreville (im Original: Strange Invaders). Leider blieb dieser Hommage an Sci-Fi-Klassiker, insbesondere an Die Körperfresser kommen, der Kassenerfolg verwehrt – folglich wartete man auf den dritten Spaß vergebens. Aber worum geht’s überhaupt im ersten Film?

In der Kleinstadt Galesburg, Illinois, untersucht der verwitwete Sheriff John Brandy eine Reihe rätselhafter Vorkommnisse, in deren Mittelpunkt Amok laufende Jugendliche stehen. Währenddessen begibt sich Sohn Pete freiwillig in die Fänge der undurchsichtigen Wissenschaftlerin Dr. Gwen Parkinson (schön böse frisiert: Fiona Lewis). Dass die Ethik bei ihren Experimenten günstigenfalls zweitrangig ist, liegt schnell auf der Hand. Je tiefer sie recherchieren, desto mehr nähren sich allmählich die Zweifel am Tod des genialen Dr. Le Sange…

Uns wie so viele aktuelle Filme bis zum Erbrechen mit 80er-Pop-Radio und Accessoires zu bombardieren, hat Die Experimente des Doktor S. glücklicherweise nicht nötig. Warum auch – schließlich befinden wir uns de facto gerade am Anfang der neuen Dekade. Weil sich Laughlin und sein Ko-Schreiber Zeit für die Figuren nehmen und vor allem ihre jugendlichen Charaktere verstehen, erinnert dieser wohl ausbalancierte Feel-Good-Schocker streckenweise sogar an Donnie Darko. Herausragend inszenierte Kostüm-Partys können jedenfalls beide aufweisen. All diejenigen, die da nicht derbe mitwippen, sind definitiv – eine weitere malerische Variante des Titels – Dead Kids.

Tears of Kali (2004)
R: Andreas Marschall

Der deutsche Ab-18-Kracher Tears of Kali zeigt in drei Segmenten die Auswirkungen radikaler Sekten-Experimente. Intro und Outro bilden für die nach Gottheiten benannten Geschichten Shakti, Devi und Kali eine exotisch anmutende Klammer im Semidokumentarfilm-Stil, die besonders köstlich zu verstören vermag und taumelig mit flauem Magen entlässt, als hätte man verbotene Früchte genascht.

Der Film startet im Indien der frühen 80er Jahre, wo sich die Taylor-Eriksson-Gruppe den dunklen Anteilen der menschlichen Seele widmet. Ihre Methoden sprengen das damals übliche Maß an Meditation oder Selbsterfahrung und ihre Anhängerschar scheint zu allem bereit. In der ersten Episode (Shakti) folgen wir einer Journalistin, die bei ihren Recherchen in einer Berliner Psychiatrie mehr über die indische Sekte und ihre Mitglieder in Erfahrung bringt als ihr lieb ist. Im zweiten Abschnitt (Devi) lernt ein Hooligan, wie schmerzhaft Sitzungen beim Therapeuten Dr. Steiner sind. Dieser hat sich einer Technik namens „biosensitive programming“ verschrieben und reagiert angesichts unehrlicher Worte wenig mitfühlend. Die dritte Story (Kali) fußt auf einem Kurzfilmprojekt, im Zuge dessen Tears of Kali realisiert wurde. Besonders zu loben ist der Einsatz von Mathieu Carrière in der Rolle des zweifelnden Heilers Edgar Cornelsen, der nolens volens gegen ein dämonisches Geschöpf antritt. Spätestens hier verbinden sich Heiko Mertens Kameraarbeit, der Hypno-Score von John Panama sowie schauspielerische Leistungen zu einem geglückten Stück Okkult-Kino.

„Have you ever looked inside yourself?“ Was Andreas Marschall anfangs an Budget fehlen mochte, macht er geschmeidig durch world building wett. Während die letzten Worte nachhallen, ist man reflexartig versucht, Eriksson und Taylor sowie ihren Sektenopfern online nachzuspüren. Demgegenüber gibt es das Konzept „Tulpa“ tatsächlich, und zwar in der Theosophie: Die Idee, kraft eigener Gedanken ein willfähriges Wesen zu erschaffen, hat ihren Ursprung in Tibet. Dass sich diese mystischen Manifestationen vorzüglich für Mystery-Zwecke eignen, haben inzwischen auch andere Kreative wie beispielsweise Federico Zampaglione (Tulpa) oder David Lynch (Twin Peaks: The Return) eindrucksvoll bewiesen. Insofern könnte man fast von einem eigenen Sub-Genre im paranormalen Horrorfilm sprechen: dem Tulpa-Grusler.

Die Falle (1968)
R: Giulio Questi

Jean-Louis Trintignant brilliert als Marco, der sich als Manager einer technisch hochgerüsteten Geflügelfabrik mit allerlei Ärgernissen herum zu schlagen hat. Seiner vermögenden aber kontrollsüchtigen Frau Anna (Gina Lollobrigida) ist Tierschutz ein Gräuel und als deren anziehende Cousine Gabrielle (Ewa Aulin) auftaucht, findet sich Marco unvermittelt in einer Ménage-à-trois wieder. Während die Industriespionage blüht und die Hühnerzucht mittels monströser Methoden optimiert werden soll, will man ihm obendrein Mord in die Schuhe schieben… Wie unschuldig ist Marco wirklich?

Die Falle ist das verrückte Huhn unter den sowieso gerne recht spleenigen Gialli. Wobei man angesichts Giulio Questis (Töte, Django) Film diskutieren könnte, ob es sich wahrhaftig um einen frühen Vertreter handelt, denn Die Falle ist eine solch wahnwitzige, da schwindelerregend stilisierte Arbeit, dass der Horror beinahe unbemerkt in den Hintergrund rückt. Allem Anschein nach handelt es sich um ein Mörderrätsel. Der (mutmaßliche) Killer wird uns jedoch gleich in Form von Marco auf dem Silbertablett präsentiert. In der Folge verliert man fast den Faden ob all der verführerischen Geheimnisse, inhumanen Experimente und der Verschwörung inmitten der Hühnerzüchter-Elite.
Wenn vor Plakaten von vermenschlicht gezeichneten Hühnern parliert wird, verdichten sich die satirischen Züge, als wäre mindestens Luis Buñuel mit an Bord gewesen. Bilder einer Spritztour plus surreal gegen geschnittenem Autounfall kommen derart stakkatohaft, dass nicht nur Epileptiker eine Warnung verdient hätten. Dazu passt der abgehackte, exzentrische Score des venezianischen Komponisten und Dirigenten Bruno Maderna. Bleibt zu erwähnen, dass das Filmposter dieses widerspenstigen Crime-Thrillers einen echten Blickfang darstellt und der Titel im Original runter geht wie Olivenöl: La morte ha fatto l’uovo… Der Tod hat das Ei gelegt.

Die Eiserne Rose (1973)
R: Jean Rollin

Ein junges, namenloses Paar verirrt sich auf einem verwunschenen Friedhof. Als die Nacht hereinbricht, scheinen dort ganz eigene Gesetze von Raum und Zeit vorzuherrschen. Womöglich sehen die beiden (als La Femme und L’homme aufgeführten) bloß Gespenster, derweil sie sich hoffnungslos im Dickicht aus Grabsteinen und Erinnerungen verwickeln. Zunehmend panisch und paranoid gerät die Suche nach dem Ausgang alsbald zum gefährlichen Spiel…

Vampirismus, spärlich bekleidete Schönheiten, Erotik und Horror sind die bevorzugten Zutaten des Auteurs Jean Rollin. Seine knapp budgetierten, für ein erwachsenes, sinnlichen Reizen gegenüber offenes Publikum produzierten Spielfilme werden – ihrerzeit damals sowohl von Kritik als auch Publikum verschmäht – mittlerweile auch außerhalb Frankreichs verehrt und gelten Cinephilen weltweit als liebenswürdige Sonderlinge.

Die eiserne Rose kommt im Gegensatz zum Großteils Rollins Filmographie weitestgehend ohne Fangzähne aus. Im Vergleich zu anderen Werken, die gerne eine satte Blutspur durchzieht (man denke beispielsweise an Lady Dracula), bleibt der Horror hier erstaunlich zahm. Statt zu spritzen oder zu provozieren, überlässt Die eiserne Rose viel der Fantasie. Insofern eignet sich der Film bestens als Einstiegsdroge für all diejenigen, die sich erst noch in der Abteilung „Horror und Erotik“ zurechtfinden (sowie eine gehörige Coulrophobie entwickeln) möchten. Jean Rollin verwöhnt und verführt mittels ausgesucht stimmungsvoller Friedhofsbilder: Gothic trifft auf feinsten französischen Surrealismus, unterdessen sich die Welt der Lebenden mit dem Reich der Toten vereint.

Einen Höhepunkt stellt sicherlich die Begegnung mit einer Clownsfigur dar, welche das Publikum seinerzeit gewiss gründlich verstörte, lange bevor Pennywise in Derry sein Unwesen trieb. Allein dieser unvergessene Auftritt verdient heute mehr Aufmerksamkeit, klingt er doch nach wie eine Nocturne des Grauens.

The Man Who Thought Life (1969)
R: Jens Ravn

Wie ein Pack Eiswürfel im Nacken wirkt dieser retrofuturistische Horrorfilm aus Dänemark. Erst kurz zuvor hatte Jean-Luc Godard mit Alphaville: une étrange aventure de Lemmy Caution einen Schlager der Nouvelle Vague rausgehauen, der hinsichtlich seiner Ästhetik als wegweisend für den Replikanten-Thriller Blade Runner gilt. Manden der tænkte ting steht dem Klassiker Alphaville im Grunde in nichts nach, trotzdem ist er deutlich unbekannter.

Arm an Action aber intellektuell verspielt entfaltet sich die Story um einen parapsychisch begabten Mann namens Steinmetz (brillant: John Price) auf leise Weise. Dieser verfügt über die Fähigkeit, Dinge und Wesen allein durch Willenskraft zu erschaffen, nur verschwinden seine Schöpfungen nach einer Weile wieder. In der Absicht dies zu ändern, konsultiert er den Star unter den Gehirnchirurgen, Max Holst. Den Mediziner plagen jedoch Skrupel angesichts des heiklen Vorhabens. Nun gehört Steinmetz allerdings nicht zu der Sorte Männer, die sich einfach abspeisen lässt, und so schmiedet er einen teuflischen Racheplan: Max soll kurzerhand ersetzt werden… von einem erdachten Ebenbild.

Das genial frostige Debüt des Regisseurs Jens Ravn lief 1969 im Hauptwettbewerb der Filmfestspiele von Cannes und hat nach über fünfzig Jahren nichts an Perfidie eingebüßt. Vielmehr stellt „Der Mann, der Dinge dachte“ einen haarsträubend bösen Höhepunkt im Doppelgänger-Horror dar. Ferner gehört der Däne zum feinen, kleinen Trupp der Tulpa-Filme wie eine meiner anderen Empfehlungen auf dieser Liste: Marschalls Erstlingswerk Tears of Kali.

Übrigens könnte sich die Anhängerschar einer gewissen Weltraum-Saga besonders an der Gestaltung der Geräuschkulisse erfreuen. Dieses schwere Keuchen mutet seltsam vertraut an, nicht wahr?


Das waren auch schon die Empfehlungen von unserer Seite. Wir hoffen es ist etwas für euch dabei!

Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?