Kritik

Uncle Peckerhead (2020) – Review

In Matthew John Lawrences neuer Horror-Komödie Uncle Peckerhead trifft eine erfolglose Punkrockband auf einen mittellosen Herumtreiber, der die Menschen in seiner Umgebung zum Fressen gern hat. Wir sagen euch, ob sich der Blick in die Speisekarte lohnt!

Originaltitel: Uncle Peckerhead
Land: USA
Laufzeit: 97 Minuten
Regie: Matthew John Lawrence
Drehbuch: Matthew John Lawrence
Cast: Chet Siegel, Jeff Riddle, Ruby McCollister u.a.
VÖ: ab 03.12.2021 auf DVD, Blu-ray und als Mediabook

Inhalt

Die Welt ist grausam und erbarmungslos, bemerkt Schlagzeugerin Mel (Ruby McCollister) und sagt damit genau das, was ihre beiden Bandkolleg:innen Judy (Chet Siegel) und Max (Jeff Riddle) gerade fühlen. Eigentlich wollten die Newcomer schon bald mit ihrer Band „Duh“ ihre erste Tour antreten, aber wegen Geldproblemen wird ihnen kurzerhand das Auto gepfändet und auch sonst scheint der Traum von einer Musikkarriere unter keinem guten Stern zu stehen. Unerwartete Hilfe bekommen die drei von Peckerhead (David Littleton), der ihnen nicht nur seinen Wagen zur Verfügung stellt, sondern sich auch zusätzlich als Roadie anbietet. Schnell wird den Musiker:innen jedoch bewusst, dass „Peck“ nicht einfach nur der hilfsbereite, musikbegeisterte Kerl ist, der er vorgibt zu sein. Denn hinter der liebenswerten Fassade versteckt sich ein menschenfressender Dämon, in den sich Peck jede Nacht verwandelt.

Kritik

Drehbuchautor und Regisseur Matthew John Lawrence (Two Pints Lighter) gelingt es mit seinem zweiten abendfüllenden Film, die Balance zwischen blutigem Horror und skurriler Komödie zu finden, ohne eines der beiden Genres vollkommen aus den Augen zu verlieren. Uncle Peckerhead ist ein augenzwinkernder, blutgetränkter musikalischer Roadtrip mit charmanter B-Movie-Atmosphäre und vollgepackt mit unangenehm-bizarren Szenarien, die für so einige Schmunzler sorgen. Mit einer sympathischen Besetzung, den wunderbar authentischen Locations und einem überraschend soliden Soundtrack, der nicht nur Fans von Punkrock zu überzeugen weiß, vermag sich Uncle Peckerhead im überfüllten Genrefeld von anderen Produktionen abzuheben.

Dabei verlässt sich Lawrence auf eine einfache Geschichte, überfrachtet diese nicht und lässt viel Platz für bissige Dialoge und klare Statements in Bezug auf die Independent-Musikszene, ohne diese zu verspotten. Die Band „Duh“ erscheint wie eine Ergänzung der Punk-Ästhetik der 1990er-Jahre, die diesen Film durchdringt. Mit Musik, irgendwo zwischen Black Flag, Youth Brigade und Social Distortion und einem spürbaren Mangel an Mobiltelefonen und sonstiger moderner Technik reflektiert Uncle Peckerhead den Sound und die Geisteshaltung einer Generation. Dementsprechend liegt der Fokus neben feministischen Untertönen innerhalb einer toxischen männlichen Musikbranche und der faust´schen Übereinkunft auf der moralischen Diskrepanz innerhalb der Band. Die drei sind in einer misslichen Lage und bereit, das kleinere von zwei Übeln zu ertragen. Seltsamerweise ist es besser, ein mörderisches Ding als Roadie zu haben, als seine Träume aufzugeben, wenn sie in Reichweite scheinen. Gleichzeitig profitiert die Band, wenn auch unabsichtlich, von den mörderischen Aktionen Peckerheads. Dieser verschlingt nicht nur Fleisch, sondern auch Vernunft und Moral, was ihn zu einem überzeugenden Bösewicht macht.

Uncle Peckerhead

Insofern erweist sich die Besetzung des unbekannten Schauspielers David Littleton als Peckerhead als wahrer Glücksgriff. Littleton spielt Peckerhead lustig und liebenswert, immer mit einem gewissen Grad an Naivität und Unschuld, sodass weder Band noch ich ihm seine schlechten Angewohnheiten lange nachtragen können. Die fehlende Erklärung für seinen zeitweise veränderten Zustand mindert unterdessen nicht das Seherlebnis, denn schlussendlich ist es vollkommen irrelevant, wieso und warum diese Verwandlung gerade bei ihm zutage tritt. Einerseits geht es vielmehr um die Interaktionen mit der Band, und andererseits bietet seine dämonische Verwandlung die notwendigen Horrorversatzstücke, die sich gut in die Gesamtkonstruktion der Geschichte einfügen. Sobald das geschieht, darf sich das Publikum an ausufernder praktischer Effektarbeit erfreuen, die für Gorehounds keine Wünsche offenlässt – Köpfe werden gefressen, Wirbelsäulen rausgerissen und immer wieder spritzt es Blutfontänen und Eingeweide.

Uncle Peckerhead

Peckerhead mit seinen exzessiven Gewaltausbrüchen wird von den skurrilen Einlagen der drei Bandmitglieder:innen perfekt ergänzt. Uncle Peckerhead nimmt sich Zeit, um die drei dem Publikum vorzustellen, noch bevor Peckerhead selbst überhaupt auf der Bildfläche erscheint. Judy, Mel und Max bilden als fiktive Band eine eindrucksvolle, eng verbundene Einheit und von Anfang an gibt es viele unbeschwerte Momente zwischen ihnen, die die ganze Dynamik zwischen ihnen preisgibt. Lawrence stellt eine glaubwürdige Besetzung mit jeweils eigenen Stärken und Schwächen zusammen. Insbesondere Chet Siegel gibt eine überzeugende Leistung als Judy, die nicht nur immer wieder ihre Bandkolleg:innen zusammenbringt, sondern auch Uncle Peckerhead mit ihrer musikalisch-obsessiven „Do-or-Die“-Mentalität durchdringt.

Uncle Peckerhead

Abgesehen von einigen Abstrichen im Tempo während der zweiten Filmhälfte, ist der einzige wirkliche Minuspunkt des Films, dass der letzte Akt zu überstürzt wirkt, wodurch er sich nicht wie der verdiente Höhepunkt anfühlt, den der Film gebraucht hätte.

Fazit

Regisseur Matthew John Lawrence schöpft jeden letzten Tropfen aus seinem geringen Budget und der engagierten Besetzung, um einen liebenswerten, kleinen Genrefilm zu liefern, der sicherlich seine Fangemeinde finden wird. Von den ernsthaften Darbietungen der Haupt- und Nebendarsteller:innen bis hin zu dem hervorragenden Soundtrack und den praktischen Gore-Effekten strotzt Uncle Peckerhead nur so vor Charme und Herz. Insbesondere die Interaktionen der Figuren mit anderen Menschen aus der Musikbranche, denen sie begegnen scheinen von echten Erfahrungen inspiriert. Und wenn nicht, dann hat Lawrence sie verdammt glaubwürdig präsentiert.

Bewertung

Grauen Rating: 3 von 5
Spannung rating4_5
Härte  rating4_5
Unterhaltung rating4_5
Anspruch Rating: 1 von 5
Gesamtwertung rating4_5

ab 03.12.2021 im Handel:

Uncle Peckerhead

Bildquelle: Uncle Peckerhead © Neue Donau Film e.K.

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?