Hard Hit
Kritik

Hard Hit (2021) – Review

In Kim Chang-jus Regiedebüt Hard Hit wird ein Familienvater mit einer vergangenen Schuld konfrontiert und sieht sich einem kompromisslosen Erpresser gegenüber, der nichts mehr zu verlieren hat. 

Originaltitel: Balsinjehan
Land: Südkorea
Laufzeit: 94 Minuten
Regie: Kim Chang-ju
Drehbuch: Kim Chang-ju
Cast: Jo Woo-jin, Lee Jae-in, Ji Chang-wook u.a.
VÖ: seit 16.12.2021 digital und ab 21.01.2022 als DVD, Blu-ray und Mediabook erhältlich

Inhalt

Lee Seong-gyoo (Jo Woo-jin, Rampant), ein Investmentbanker in leitender Position, will auf dem Weg zur Arbeit seinen Sohn Min-joon (Kim Tae-yool, Bring Me Home) an der Schule absetzen und seine Tochter Hye-in (Lee Jae-in, Svaha: The Sixth Finger) zur Aufnahmeprüfung für die Universität fahren. Plötzlich klingelt ein Mobiltelefon, das niemanden zu gehören scheint. Als Seong-gyoo den Anruf entgegennimmt, meldet sich am anderen Ende eine unbekannte Stimme, die ihm eröffnet, dass sich unter seinem Sitz eine Bombe befindet, die explodieren wird, sobald er aus dem Auto steigt. Nach anfänglicher Skepsis merkt Seong-gyoo alsbald, dass es sich keineswegs um einen bösen Scherz handelt, und für die Familie beginnt eine albtraumhafte Fahrt durch die Innenstadt von Busan.

Kritik

Basierend auf dem spanischen Film Anrufer unbekannt von Dani de la Torre, konzipiert Regisseur Kim Chang-ju mit seinem Regiedebüt einen rasanten, actiongeladenen Thriller, wobei er die Handlung des spanischen Pendants in seinen ganz eigenen Stil einbettet.

Hard Hit beginnt stark, während Kim den Grundstein für die Handlung legt. Die Situation erscheint ungewöhnlich, aber nicht unglaubwürdig angesichts des kostspieligen Lebensstils der Protagonist:innen. Die Handlung und Charakterisierung sind nicht vor einigen Stereotypen und Genre-Tropen gefeit, Kim weiß aber damit umzugehen, so dass die Handlung nicht ins Lächerliche kippt. Außerdem beginnt das Rätseln darüber, wer die*der unbekannte Anrufer:in ist und wieso ausgerechnet Seong-gyoo als Opfer auserkoren wurde. Handelt es sich um eine Terrororganisation oder eine größere Verschwörung?

Hard Hit

Das Konzept unbekannter Anrufer:innen ist zwar nicht neu, überzeugt aber vor allem durch die Präsenz der kalten, unbarmherzigen Stimme des vorerst unbekannten Erpressers, gesprochen und gespielt von K-Drama-Liebling Ji Chan-wook (Fabricated City). Dieser besitzt als Antagonist somit von Beginn an genug Ausstrahlung und Dominanz, um Protagonist Seong-gyoo auf Trab zu halten, der zunächst mehr Chiffre als eigenständiger Charakter zu sein scheint. Allerdings erweist sich Schauspieler Jo Woo-jin schnell als brillanter Hauptdarsteller, der seiner distanzierten, blassen Investmentbanker-Figur Emotionen und Authentizität verleiht. Denn Seong-gyoo ist zwar aufmerksam, aber kein typischer Actionheld mit außergewöhnlichen körperlichen Fähigkeiten oder Talenten und wird sich ständig seiner eigenen Sterblichkeit bewusst. Insbesondere in den vielen Nahaufnahmen zeigt Jo in seiner ersten Hauptrolle eine Vielzahl von subtilen, aber spürbaren Veränderungen, die der Mentalität seiner Figur sowie dem Kontext entsprechen und kann sowohl Angst als auch Dringlichkeit glaubwürdig rüberbringen.

Hard Hit

Und gefangen in der klaustrophobischen Umgebung des Autos hat er alle Hände voll zu tun, um seine Kinder vor Panik zu bewahren. Der Film baut auf diesem eingeschränkten Setting auf und lässt sich davon keineswegs einschränken. Nahezu in Echtzeit gefilmt, wächst die Spannung, wenn lange Strecken angespannter Verhandlungen abrupt von Szenen intensiver Action unterbrochen werden. Zugleich erweist sich die Hafenstadt Busan als passender Parcours und Kameramann Kim Tae-soo (Long Live the King) jagt die Protagonist:innen durch überfüllte, verkehrsreiche Straßen bis an den Rand der Stadt zum malerischen Haeundae Beach.

Hard Hit

Regisseur Kim inszeniert scharf-geschnittene Actionsequenzen und hält den Thriller mit stetigen Beschleunigungen auf Kurs, in der zweiten Hälfte schleichen sich dann aber doch leichte Tempoprobleme ein und ziehen manche Situationen unnötig in die Länge. Als zusätzlicher Wermutstropfen erweist sich die Darstellung der lokalen Polizei, die durch ihre penetrante Inkompetenz einige Logikprobleme beisteuert, die für Stirnrunzeln sorgen. So werden wichtige Abläufe in der Polizeiarbeit einfach ignoriert und impulsive Entscheidungen getroffen.

Fazit

Regieneuling Kim Chang-ju bietet mit Hard Hit einen fesselnden Actionthriller, der insbesondere mit seiner dichten Inszenierung und dem klaustrophobischen Setting des Fahrzeugs auf Busans dichtbefahrenen Straßen zu überzeugen weiß. Die engagierte Besetzung rund um Hauptdarsteller Jo Woo-jin tröstet außerdem leicht über kleinere Temposchwächen und Logiklöcher hinweg.

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung rating4_5
Härte Rating: 0 von 5
Unterhaltung rating4_5
Anspruch Rating: 1 von 5
Gesamtwertung rating3_5

ab 21.01.2022 im Handel:

Bildquelle: Hard Hit © Capelight Pictures

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?