Cryptozoo
Kritik

Cryptozoo (2021) – Review

Der US-amerikanische Comicbuch-Autor Dash Shaw schickt in seinem neuesten Animations-Abenteuer Cryptozoo zwei mutige Frauen auf die Suche nach mythischen Kreaturen, deren Existenz durch einen skrupellosen Kapitalisten bedroht ist.

Originaltitel: Cryptozoo
Land: USA
Laufzeit: 94 Minuten
Regie: Dash Shaw
Drehbuch: Dash Shaw
Cast: Lake Bell, Angeliki Papoulia, Peter Stormare u.a.

Inhalt

Lauren Grey (Lake Bell) hat einen äußerst ungewöhnlichen Job – die mutige junge Frau hat sich der Rettung und dem Schutz mythischer Kreaturen verschrieben. Unterstützt wird sie dabei von der wohlhabenden Joan (Grace Zabriskie), die einen riesigen Park geschaffen hat, der nicht nur dem Zweck dient, den Kryptiden ein sicheres Zuhause zu bieten, sondern auch eine friedliche Koexistenz mit den Menschen zu ermöglichen. Eines Tages eröffnet sich ihr die Möglichkeit, einen sogenannten Baku vor dem skrupellosen Nicholas (Thomas Jay Ryan) und seinen Schergen zu retten, die den japanischen Traumfresser gewinnbringend verkaufen wollen. Gemeinsam mit der Gorgone Phoebe (Angeliki Papoulia) macht sich Lauren auf die abenteuerliche Reise, die sie an die Grenzen ihrer Überzeugungen bringt.

Kritik

Zeichentrickfilme, die sich speziell an ein erwachsenes Publikum richten, gibt es fast so lange wie das Medium selbst. Angefangen mit Walt Disney und Rudolf Ising über Ralph Bakshi bis hin zu animierten Kriegsdokumentationen und Zeitzeugenberichten. Und auch Cryptozoo ist ein positives Beispiel für die Vielfältigkeit des Stilmittels. So überrascht es nicht, dass die große Stärke des Films seine Bildsprache ist. Regisseur Dash Shaw entfesselt ein ganzes Bestiarium von Kryptiden, die die Möglichkeiten der Animation hervorragend nutzen. Alle Charaktere sind mit großer Sorgfalt gezeichnet, mit all der Anmut und Unvollkommenheit, die mit der liniengezogenen Ästhetik einhergeht. Anstelle der dicken Strichzeichnungen in seinem Debüt My Entire High School Sinking into the Sea entwickelt Shaw in Cryptozoo mit einfachen Bleistiftzeichnungen ein weitaus filigranes, detailliertes Charakterdesign, um die Emotionen seiner Figuren adäquat zu vermitteln. Die psychedelische Filmeröffnung mit der starken Verwendung von scharfen Farbkontrasten weicht einem Kinderbuchstil mit leuchtenden Aquarellfarben und Überlagerung von Vorder- und Hintergrundelementen.

Cryptozoo

Stilistisch wandert Shaw damit auf den Spuren von Terry Gilliam, René Laloux und den Underground Comix der 1960er- und 1970er-Jahre. So wird nicht nur das Setting von Cryptozoo in die Gegenkultur der späten 60er-Jahre eingeordnet, sondern sowohl Popkultur als auch große Themen der Zeit, die heute noch Aktualität besitzen, durchdringen die Erzählung. Mit einer ordentlichen Portion Sex und Gewalt ist es sicherlich nichts für Zartbesaitete, obwohl die Themen zu gescheiterten Utopien durch das Prisma des Aktivismus der 60er-Jahre eine gewisse kindliche Einfachheit haben und oftmals mit der Subtilität einer Brechstange vermittelt werden, um vorzugsweise alle Zuschauenden abzuholen.

Cryptozoo

Allerdings scheint Shaw seine Sorgfalt und Detailverliebtheit insbesondere in das Charakterdesign und Worldbuilding gesteckt zu haben, sodass für das Drehbuch nur noch ein Bruchteil übrig geblieben ist. Es passiert viel, aber Themen wie Kapitalismus, Arten- und Umweltschutz und Rassismus werden angesprochen, aber nie vollständig untersucht, sodass sich der Film schließlich in seinem eigenen Labyrinth von Subtexten verliert. Gleichzeitig verbringen die Zuschauenden viel Zeit mit den Figuren und Kryptiden und ihren Hintergrundgeschichten, sodass es irgendwann das Tempo stört und die Dringlichkeit der Handlung vergessen lässt. Und auch wenn der Film schlussendlich im letzten Drittel seinen Halt findet, stolpert er bis dahin durch mitunter unzusammenhängende Konzepte und das ein oder andere Klischee.

Cryptozoo

Fazit

Optisch hinreißend mit einem markanten Animationsstil kreiert Cryptozoo eine lebendige Parallelwelt voll mythischer Kreaturen und spannender Geschichten, die ihresgleichen suchen. Und trotz einiger interessanter Ansätze und Versatzstücke bleibt der Film jedoch in einem langweiligen schwarz-weißen Moralkodex, der noch dazu einiges an Potenzial der politischen und gesellschaftlichen Wirren der späten 60er-Jahre verstreichen lässt.

 

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte Rating: 2 von 5
Unterhaltung rating4_5
Anspruch Rating: 3 von 5
Gesamtwertung rating3_5

Bildquelle: Cryptozoo © Magnolia Pictures

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?