Spell
Kritik

Spell (2020) – Review

In den abgelegenen Winkeln der östlichen Mittelgebirge der USA treibt eine undurchschaubare Hoodoo-Gemeinschaft ihr Unwesen. Wir haben an einem ihrer Ritual teilgenommen und verraten euch, ob Spell uns verzaubern konnte.

Originaltitel: Spell
Land: USA/Südafrika
Laufzeit: 91 Minuten
Regie: Mark Tonderai
Drehbuch: Kurt Wimmer
Cast: Omari Hardwick, Loretta Devine, Lorraine Burroughs u.a.
VÖ: Ab 16.09.2021 als Download und ab 23.09.2021 als Blu-ray, DVD und VoD

Inhalt

Der erfolgreiche Anwalt Marquis (Omari Hardwick, Army of the Dead) führt ein zufriedenes Leben: Er hat einen gut bezahlten Job, ein großartiges Haus und eine liebevolle Familie. Als er erfährt, dass sein Vater verstorben ist, macht er sich mit seiner Familie im Privatflugzeug auf in die dichtbewaldeten Appalachen, wo in einem Dorf die Beerdigung stattfinden soll. Ein höllischer Sturm unterbricht jedoch die Reise und Marquis verliert die Kontrolle über das Flugzeug. Kurz darauf wird ihm schwarz vor Augen und er erwacht allein auf dem Dachboden eines Farmhauses. Eloise (Loretta Devine, Düstere Legenden), eine Hoodoo-Schamanin, die dort abseits der Zivilisation einen bizarren Kult um sich versammelt hat, verspricht ihn zu heilen. Doch Marquis merkt schnell, dass die freundliche alte Dame alles andere als gute Absichten hat. Er muss seine Familie finden und sie retten, bevor es zu spät ist.

Kritik

Der Plot von Drehbuchautor Kurt Wimmer (Equilibrium, Gesetz der Rache) stützt sich vor allem auf die Dynamik zwischen einer starken Antagonistin und einem ebenbürtigen Protagonisten, der niemals in die Opferrolle verfällt, sondern von der ersten Sekunde an nach Möglichkeiten sucht, seiner Widersacherin zu entkommen. So liefern sich Marquis  und Eloise immer wieder psychologische Spielchen, in deren Verlauf Eloise stark an eine Hoodoo-Version von Annie Wilkes in Misery erinnert. Auch ihre Performance während der bizarren Rituale, die von der Herstellung jener gefürchteten Puppen, die magische Auswirkungen auf ihre Opfer haben, bis hin zu Tiertötungen reichen, wirkt stets getränkt von Wahnsinn.

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Besonders intensiv sind auch ruhige Momente wie jene, in denen das Publikum Marquis bei einem Fluchtversuch begleitet. Das verfallene Farmhaus, dem er zu entrinnen versucht, erinnert stark an das Setting eines Survival-Horror-Spiels. Hier scheint alles reparaturbedürftig. Morsches Holz, alte Dielen und Fenster sowie eine minimalistische Beleuchtung sorgen für ordentliches Unwohlsein. Im Hintergrund wird Marquis dabei von einem Soundtrack aus tiefen Synthies und Trommeln begleitet, die mit ihrem bedrohlichen Rhythmus für Spannung sorgen. Mit praktischen Effekten hält der Film sich zurück, die wenigen vorhandenen Effekte sind dafür handwerklich sehr gut umgesetzt, so sehen Knochenflüssigkeit, Eiter, Blut, entfernte Augen und Zungen sowie einige andere Dinge, die eigentlich in den tierischen oder menschlichen Körper gehören, erschreckend realistisch aus.

Spell

Leider wirkt Spell trotz einiger atmosphärischer und spannender Momente oft gehetzt, bleibt oberflächlich und lässt zahlreiche Fragen unbeantwortet. Das schlägt sich auch im Timing nieder, das den starken Szenen keinen Raum lässt, um zu wirken, sondern gleich weiter rauscht.  Die Figuren haben dadurch keinerlei Möglichkeit, sich glaubwürdig zu entwickeln oder irgendeinen Tiefgang bekommen. So lernt Marquis quasi über Nacht und ohne weitere Erklärung, wie man Hoodoo einsetzt und eine der verzauberten Puppen herstellt. Vor allem die Antagonisten leiden unter der fehlenden Tiefe der Figurenzeichnung. Sie tun das, was man als Gegenspieler eben macht: böse sein. Ihre Motivation oder eine Hintergrundgeschichte dazu erfährt man nicht. Was beeinflusste Eloise dazu, sich zum Hoodoo-Glauben zu bekennen? Woher hat sie ihre Fähigkeiten?  Hier hätte man sich etwas mehr Raum für die Charakterzeichnung nehmen dürfen – der Geschichte hätte es gut getan.

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Das gilt auch für die Darstellung des aus den Südstaaten stammenden Hoodoo-Glaubens, der nicht zu verwechseln ist mit der Voodoo-Religion. Spell macht keine Versuche, den überaus facettenreichen Fundus magischer Rituale dieser Glaubensrichtung abzubilden, sondern arbeitet nur mit einigen Schlafpulvern, plakativen Predigten sowie Wunderheilungen und natürlich der obligatorischen Zauberpuppe. An Hoodoo scheint die Macher nur der Exotik-Bonus zu interessieren, ohne dass sie sich näher damit auseinandersetzen.

Fazit

Spell bleibt trotz einiger Höhepunkte ein viel zu gehetzter Film, der zu komprimiert wirkt und seinen Figuren keine Möglichkeit lässt, um zu wirken. Was bleibt, ist ein zusammengeraffter Sekten-Horrorfilm, der trotz starker Optik und einigen atmosphärischen Momenten nicht komplett zu überzeugen vermag.

 

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  Rating: 2 von 5
Unterhaltung  rating3_5
Anspruch  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5

Ab 23.09.2021 im Handel:

Spell Spell

Bildquelle: Spell © Paramount Pictures Germany

Horrorfilme… sind für mich ein Ventil. Ich schaue Horrorfilme, um mich kurz in eine andere Welt zu flüchten. Ich kann mich sehr gut in Situationen hinein versetzen. Deshalb stehen bei mir Geschichte, Atmosphäre und Charaktere im Vordergrund. Mit Jumpscares kann ich meistens nichts anfangen. Meine Favoriten kommen meist aus den 70ern oder 80ern. Natürlich ist es auch möglich über Subgenres Grenzen abzuchecken. Genau diese Vielfalt ist es, was ich am Horror mag. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

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