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13 Horror-Geheimtipps, die ihr wahrscheinlich noch nicht kennt

Heute widmen wir uns Horrorperlen, die etwas unter dem Radar fliegen und denen in unseren Augen viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Wie immer haben wir uns für euch durch eine Fülle an Filmen gewühlt und präsentieren 13 Empfehlungen, die ihr keinesfalls verpassen solltet. Viel Spaß!

13. Hexenjagd (1970)

Mähren im späten 17. Jahrhundert. Eine alte Frau wird dabei erwischt, wie sie nach der heiligen Messe die Hostie einpackt, statt sie zu essen. Zur Rede gestellt gibt sie zu, die heilige Oblate der Kuh der örtlichen Hebamme geben zu wollen, um ihren Milchfluss anzuregen. Der übereifrige Pfarrer vermutet hinter diesem Aberglauben eine größere Blasphemie, überzeugt die Gräfin von Galle, dass ein Teufelsbund dahinter steckt und lässt den pensionierten berüchtigten Inquisitoren Boblig von Edelstadt (Vladimír Smeral) engagieren. Dieser hat jedoch ganz eigene, sehr weltliche Pläne. Er setzt eine folterinduzierte Spirale an Denunziantentum in Gang, die auch vor dem angesehenen Dekan Lautner (Elo Romancik) nicht Halt macht.

Die auf wahren Begebenheiten basierende Inszenierung von Otakar Vávra besticht vor allem mit ihrer simplen und klaren Darstellung. Große Schockmomente erwartet man vergeblich, wenngleich die gezielt eingesetzten Bilder der Foltermethoden keinen Zweifel an deren Wirkung lassen. Weder Moral noch Gottesfürchtigkeit lindern die Qualen, bis am Ende eine gebrochene Person nach der anderen apathisch den Juroren „beichtet“, was diese hören wollen. Das wahre Grauen offenbart Hexenjagd in seiner zunehmenden Ausweglosigkeit. Gewalt verstärkt die Angst um das eigene Leben und das Abgründige verselbstständigt sich zunehmend, bis sogar die Gräfin und der Bischof sich dem Spinnennetz der Lügen ergeben. Vladimír Smerals Boblig Von Edelstadt hält die Fäden in der Hand, zieht und lenkt seine Umgebung wie ein ruchloser Puppenspieler. Er und Elo Romancik versinnbildlichen ihre gegensätzlichen Charaktere in ergreifender Weise, wodurch das emotionale Dilemma geradezu greifbar wird.

Hexenjagd ist in seiner nüchternen Darbietung menschenverachtender Kaltblütigkeit ein kleines Juwel des tschechischen Horrorfilms, das auch heute noch zu überzeugen weiß. [Heike]

12. Das weiße Rentier (1952)

Das finnische Horror-Märchen aus den 1950er-Jahren handelt von der frisch verheirateten Pirita, die ihren Ehemann gerne öfters zu Hause hätte. Dies gedenkt sie mittels eines Liebestrankes zu bewerkstelligen, wofür sie den lokalen Schamanen aufsucht. Dass dies nicht gut ausgehen wird, kann man sich an dieser Stelle schon denken und so findet sich Pirita verflucht in der Gestalt eines weißen Rentieres wieder.

Das weiße Rentier war der erste Spielfilm von Naturfilmer Erik Blomberg, der zuvor für seine Dokumentarfilme über das finnische Lappland einige Preise gewinnen konnte. Es sollte daher nicht groß verwundern, dass auch hier die pittoresken Schneelandschaften Nordeuropas eine wichtige Rolle einnehmen, ebenso wie das Leben und die Bräuche der Samen, einer indigenen Bevölkerungsgruppe im Norden Fennoskandinaviens.

Neben dem eindrucksvoll eingefangenen, friedlich anmutenden Setting, das einen in trügerischer Sicherheit wiegt, sind es vor allem die samische Mythologie, die gezielt eingesetzten Horrorelemente und das Schauspiel von Co-Autorin und Hauptdarstellerin Mirjami Kuosmanen, die diese finnische Produktion so sehenswert machen.

Das weiße Rentier ist ein Horror-Märchen, das ich insbesondere Freund:innen von ruhigeren Tönen sehr ans Herz legen möchte: Das optisch atemberaubend in Szene gesetzte Lappland wartet schon auf euch. [Florian]

11. Baby Blood (1990)

Ein prähistorischer Parasit wird im Inneren eines Tigers aus dem Dschungel in einen Zirkus verfrachtet. Dort sorgt die unbekannte Lebensform dafür, dass das Tier in seinem Käfig explodiert und macht sich im Anschluss direkt auf den Weg, es sich zwischen den Beinen der nächstgelegenen Frau gemütlich zu machen. Dort eingenistet, zwingt er seine Wirtin unter Androhung von Schmerzen, ihn reichlich zu nähren. Und was würde sich dafür besser eignen als menschliches Blut von vorzugsweise Männern, die der Dame an die Wäsche wollen?

So abstrus, wie sich diese Inhaltsangabe liest, geht es von diesem Zeitpunkt aus dann auch in Baby Blood zu. Blutfontänen, wohin das Auge blickt und flapsig-freche Kommentare des Parasiten, wie man sie beispielsweise von Venom kennt, stehen ebenso auf dem Plan wie eine wunderbar schräge Geburtsszene in einem schäbigen Bahnhof. Die handgemachten Effekte überzeugen auf ganzer Linie und machen beim besten Willen keine Gefangenen. Baby Blood gelingt vom Anfang bis zum Ende die schmale Gratwanderung zwischen augenzwinkernder Überspitzung und unfreiwilliger Komik, was ihn zu einem durchweg kurzweiligen und völlig überdrehten Splatter-Spaß macht.

Dass irgendwo im Inneren von Baby Blood auch ein kritischer Kommentar über toxische männliche Missbrauchsfantasien schlummert, ist zudem eine nette Ergänzung, die den Film von anderen Splatter-Orgien wohltuend abhebt. Baby Blood bildet ohne Zweifel einen späten Höhepunkt des europäischen Genrekinos, das nicht zuletzt auch wegen seiner genialen Effekte unbedingt (wieder-)entdeckt werden sollte. [Robert]

10. The Blood Spattered Bride (1972)

Ein frisch gebackenes Ehepaar reist zu einem opulenten Landhaus an der spanischen Küste, um dort die Flitterwochen zu verbringen. Die Stimmung ist jedoch angespannt, denn die Ehefrau Susan wird von schrecklichen Visionen geplagt. In diesen erscheint ihr eine andere Frau, die ihren Ehemann vor vielen Jahren in eben jenem Landhaus erdolcht hat. Und eines Tages findet auch Susan unter ihrem Kopfkissen ein Messer…

Der in Deutschland nie erschienene The Blood Spattered Bride ist ein fantastisches Horrorjuwel, das sich inhaltlich wohl am ehesten mit italienischen giallo’esken Perlen wie Das Parfüm der Dame in Schwarz vergleichen lässt. Der Film vereint auf versierte Art und Weise Vampirismus, psychologischen Horror und feministische Ideen in sich. Sexuelle Repression mündet in ekstatische Gewaltausbrüche, die mit bizarr anmutender Vampir-Motivik angereichert sind und deswegen nicht zuletzt auch an das poetische Kino von Jean Rollin (Die eiserne Rose) erinnern.

Der Biss eines Vampirs ist auch hier traditionell ikonographisch mit dem Element der Sublimierung aufgeladen. Als Symbol der sexuellen Emanzipation steht das Bedienen des Vampir-Motivs vollkommen in der Programmatik des Films, denn nach dem Biss wählen die Frauen nach freien Belieben selbst ihre zukünftigen Oper. Das Entledigen der Fesseln der Ehe als patriarchales Machtinstrument ist dabei nur der erste der großen emanzipatorischen Schritte, die The Blood Spattered Bride mit Bravour begeht. Ein progressiver, anspruchsvoller Film, dessen Themen auch heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben. [Robert]

9. Hotel (2004)

Die junge Hotelfachfrau Irene nimmt eine neue Stelle an. Ihr zukünftiger Arbeitsort ist ein Hotel, das tief in den Wäldern der österreichischen Alpen liegt. Von Beginn an verhält sich das neue Kollegium ihr gegenüber eigentümlich, bis sie irgendwann erfährt, dass ihre Vorgängerin eines Tages spurlos verschwunden ist. Irene versucht, dieses Mysterium auf eigene Faust aufzuklären, doch die endlose Dunkelheit innerhalb des Hotels droht sie selbst zu verschlucken…

Der österreichische Film der Regisseurin Jessica Hausner ist ein ebenso sperriger wie tiefgreifender Horrorfilm, der sich am ehesten irgendwo zwischen Kubricks Shining und der erkalteten Distanz eines Michael Haneke ansiedeln lässt. Sobald man den zugegeben recht mühsamen Zugang findet, eröffnet Hotel ein nicht per se gruseliges, aber trotzdem zutiefst desorientierendes Tableau verschiedenster Verunsicherungen. Österreichische Folklore verschmilzt mit dem Geheimnis um das Verschwinden einer Hotelangestellten. Beides kulminiert in der menschlichen Urangst vor der Dunkelheit – das spürbare Böse, das in Hotel am Werk ist, bleibt form- und strukturlos. Es lauert in der völligen Finsternis, die sich über die langen Flure des Hotels und zwischen den Bäumen des umgebenden Waldes ergießt, ohne von uns eingeordnet, geschweige denn benannt werden zu können.

Genau darin liegt die große Stärke von Hotel: Die pechschwarzen Orte in den Innen- und Außenräumen sind wortwörtliche Leerstellen. Im Grunde gibt es kein klar antagonistisches Element. Erst die Imagination des Publikums, die raren Hinweise auf den Einfluss einer übernatürlichen Macht, einer nicht näher beschreibbaren Entität oder vielleicht sogar eines vollkommen irdischen Bösen können diese Leerstellen füllen. Lässt man seinen eigenen Vorstellungen von dem, was in der alles verschlingenden Finsternis lauern mag, während des Schauens freien Lauf, gelingt es Hotel nicht nur für rauchende Köpfe, sondern auch für nachhaltige Gänsehaut sorgen. [Robert]

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?