Slayed
Kritik

Slayed – Wer stirbt als nächstes? (2020) – Review

In Slayed befasst sich Regisseur John Berardo mit misogynen Mustern in Social Media und Slashern. Wir haben uns den etwas anderen Zugang zum maskierten Campusmörder einmal genauer angesehen.

Originaltitel: Initiation
Land: USA
Laufzeit: 96 Minuten
Regie: John Berardo
Drehbuch: John Berardo, Lindsay LaVanchy, Brian Frager
Cast: Isabella Gomez, Lindsay LaVanchy, Froy Gutierrez, Gattlin Griffith u.a.
VÖ: 19.08.2021 VOD | 27.08.2021 als DVD und Blu-ray

Inhalt

Nach einer verhängnisvollen Party im Verbindungshaus Sigma Nu Pi der Whiton University sind Kylies (Isabella Gomez, One Day at a Time) Erinnerungen lückenhaft, doch die Reaktionen ihrer Kommiliton*innen deuten an, dass mehr passiert sein könnte, als ihr bewusst ist. Sie sieht sich als Ziel von Spott und hässlichen Online-Kommentaren wieder – in Form eines einzelnen Ausrufezeichens, womit die Mitglieder von Sigma Nu Pi Mitstudentinnen markieren, die sie als Schlampen ansehen. Ihre Sorority-Schwestern Ellery (Lindsay LaVanchy, Serie Scream) und Shayleen (Shireen Lai, Breeder) versuchen ihr beizustehen, doch die Unsicherheit über das, was ihr vielleicht angetan wurde und die verschwommenen Erinnerungen, lassen Kylie sich immer mehr zurück ziehen. Besonders Ellery bemüht sich, die Sache aufzuklären, ist doch auf der anderen Seite der Gerüchte kein anderer als der Star-Athlet der Universität und ihr Bruder Wes (Froy Gutierrez, Teen Wolf). Und dieser hatte bereits vor nicht einmal einem Jahr einen Skandal um einen sexuellen Übergriff ausgelöst. Doch schon bald erschüttert eine Mordserie den Campus, der in engem Zusammenhang mit eben jenem Vorfall zu stehen scheint. Sowohl Polizei, Campus Security und auch Ellery bemühen sich herauszufinden, was genau in besagter Partynacht passiert ist, denn dies scheint der Schlüssel zur Aufklärung zu sein. Doch mit jeder Stunde die der Killer frei herum läuft, minimiert sich die Anzahl an Personen, die etwas darüber wissen könnten.

Kritik

Slayed ist das Spielfilm-Debüt von John Berardo (The Labyrinth) und basiert lose auf seinem Kurzfilm Dembanger. Dieser stammt noch aus Berardos Universitätszeiten und darin versuchte er sich an einem alternativen Zugang zur Thematisierung von Social Media in Filmen und der Vermeidung misogyner Slasher-Muster. Auch in Slayed bleibt er seinem Vorhaben treu. Statt leichtbekleideter junger Frauen geht es hier jungen Männern an den Kragen und das in äußerst vulnerablen Momenten ihres Alltags. Dieses Umdrehen bekannter Stereotypen setzt Berardo gekonnt in Szene. Er lässt keine Fragen dazu offen, welche Perspektive auf den Vorwurf der sexualisierten Gewalt er für die ausschlaggebende hält. Die üblichen Ausreden und Beschwichtigungen der vermeintlichen Täter und ihres Umfelds, mit denen Opfer selbiger systematisch klein und unwichtig gehalten werden, bekommen hier nur Raum, um im wahrsten Sinne des Wortes abgemetzelt zu werden. Der Einsatz und die vielgepriesene Kritik an Social Media und Mobbing bleiben dagegen ziemlich unterwältigend. Das Konzept scheint nur anfangs in den Raum geworfen zu werden, damit es überhaupt einen Platz findet.

Slashed

Die klar strukturierte Exposition  zieht eine*n sofort in den Bann. Die Spannung steigert sich ob der vagen Andeutungen sexualisierter Übergriffe, bis dann der erste Mord in einem  kurzen, präziesen Gewaltausbruch in bester Slasher-Manier geschieht und nun im Grunde die Jagd nach dem Täter beginnen könnte. Allerdings ändert sich am Tempo des Films ab da wenig. Die Suche nach Hinweisen  zu den Vorkommnissen der bedeutungsschwangeren Partynacht, der Identität oder des Motivs des Killers gerät zunehmend in den Hintergrund der Geschichte. Mitfiebern scheint unerwünscht, denn die dargebotenen Puzzleteile bleiben vage und bestenfalls abstrakt, auf jeden Fall kaum greifbar. Es wird erwartet, dass die Zuschauenden sich das Geschehen selbst zusammenreimen, denn Klarheit bietet der Film nicht.

So saß ich noch nach einer guten Stunde da und habe mich gefragt, wann denn nun das Whodunnit beginnt und wer denn von den eingeführten Charakteren überhaupt noch in der Lage wäre, der Killer zu sein. Alle bis dahin Verdächtigen hat es nämlich inzwischen dahin gerafft, ohne dass auf ihr Ableben jemals referiert würde. Niemand sucht, vermisst oder findet sie, was deren Bedeutung für die Story grundsätzlich fraglich scheinen lässt. Wie aufregend kann eine Rätsel-Mörder-Jagd schon sein, wenn das Verfolgungsteam auf vorhandene Spuren weder stößt und demnach diese auch nicht weiter verfolgt? Da helfen auch keine großartig inszenierten Morde, wenn diese danach nicht wieder thematisiert werden. Letztendlich scheinen auch die eigentlichen Geschehnisse der Partynacht mit fortlaufendem Film keine Rolle mehr zu spielen. Ob etwas passiert ist oder nicht und wenn ja was, ist vollkommen irrelevant. Hier verliert sich Berardo bedauerlicherweise in einer scheinbaren Kontinuität, die lediglich darauf basiert, dass Zeit vergeht und nicht von der Story getragen wird. Das schlägt sich dann auch auf die schauspielerische Leistung nieder. Ich rechne es Isabella Gomez, Lindsay LaVanchy und Gattlin Griffith (Under the Bed) hoch an, dass sie es unter diesen Umständen schaffen, ihren Charakteren ein Minimum an Tiefe zu verleihen. Doch die fehlenden Bezüge unter- und aufeinander lassen die Dynamik des Casts zu sehr ins Leere laufen.

Slashed

Fazit

Alles in Allem bietet sich mit Slayed ein Bündel an guten Ideen und handwerklichem Geschick, das jedoch massiv darunter leidet, dass der rote Faden ein Faden bleibt und nicht zu einem Gewebe  fertig gesponnen wurde. Es ist klar erkennbar, wohin Berardo mit diesem Film möchte, nur schade, dass der Idee der Sprung von der Blaupause in die Umsetzung nicht gelingt. Im Vorhaben und Wollen bleibt das Knäuel an bunten Ideen liegen, das Stickbild daneben wie  ein mahnendes Abbild verschenkter Chancen.

Bewertung

Grauen Rating: 0 von 5
Spannung Rating: 1 von 5
Härte  Rating: 2 von 5
Unterhaltung  Rating: 1 von 5
Anspruch  rating0_5
Gesamtwertung Rating: 1 von 5

Ab 27.08.2021 im Handel:

Slayed Slayed

Bildquelle: Slayed © SquareOne Entertainment

Horrorfilme… sind die Spannung und das Spiel mit menschlichen Abgründen, ein Spiegel der Gesellschaft, Zeugnis namentlicher Grauslichkeiten und Erkundung grauslicher Namenslosigkeiten. Mal tief und schwer und dann gern auch mal ein bisschen Zombie-Musical oder Blutbad dazwischen. Denn Horror und Lachflash schließen sich nicht zwingend aus.

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