Benny
Kritik

Benny Loves You (2019) – Review

In seiner Horror-Komödie Benny Loves You warnt Regisseur Karl Holt Besitzer:innen vor einem respektlosen Umgang mit ihren kleinen kuscheligen Gefährten und schickt seinen glücklosen Helden durch einen mörderischen Albtraum. 

Originaltitel: Benny Loves You
Land: Großbritannien/USA
Laufzeit: 94 Minuten
Regie: Karl Holt
Drehbuch: Karl Holt
Cast: Karl Holt, Claire Cartwright, George Collie u.a.
VÖ: Ab 16.07.2021 fürs Heimkino

Inhalt

Jack (Karl Holt) ist ein engagierter, aber leider nicht sehr erfolgreicher Spielzeugdesigner, der weder von seinem Chef noch vom Kollegium großartig beachtet oder ernst genommen wird. Privat läuft es auch nicht viel besser, denn seine gelegentlichen Dates sind weniger davon begeistert, dass er mit seinen 35 Jahren noch im Hotel Mama wohnt. Nachdem seine Eltern bei einem kuriosen Unfall an seinem Geburtstag ums Leben kommen, ist Jack auf einmal auf sich selbst gestellt. Vollkommen lebensunfähig fällt es ihm schwer, sein Leben weiterhin zu meistern. Erst als Schulden sein Zuhause bedrohen, versucht er in einem Anflug von Verzweiflung erwachsen zu werden und verbannt alle Habseligkeiten aus seiner Kindheit in den Keller. Darunter auch seinen geliebten Stoffbären Benny, der ihn seit der Kindheit begleitet. Aber Benny lässt sich nicht so einfach entsorgen und erwacht mit mörderischem Appetit plötzlich zum Leben – und er bleibt nicht allein…

Kritik

Ein Mann und sein Plüschtier. Die Prämisse ist einfach, aber effektiv. Das Unheimliche, ausgelöst durch Puppen oder belebte Gegenstände, ist seit Jahrhunderten nicht nur in der Literatur präsent, sondern auch in Film und Fernsehen. Insbesondere Horror-Reihen wie Puppet Master oder Chucky – Die Mörderpuppe etablierten die Trope fest im filmischen Kanon. Benny Loves You greift die Horror-Geschichten rund um Spielzeug der 90er auf und garniert seine mit einigen liebenswerten Anspielungen aus verschiedenen Filmen der vergangenen Jahrzehnte.

Visuell und tonal kreiert er dabei eine interessante Mischung aus dem US-amerikanischen Puppenhorror seinerzeit und den britischen Horror-Komödien Holts Film wandelt somit auf vertrautem Boden, wenn er schrullige Stadtbewohner:innen, eine einfältige Hauptfigur und schwarze Situationskomik in einem Topf zusammen rührt.

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Eine nachvollziehbare Entscheidung, wenn man bedenkt, dass Regisseur und Drehbuchautor Holt mit einem kleinen Budget auskommen musste, dass er dann doch viel lieber für Benny ausgegeben hat als für ausladenden Filmkulissen oder Spezialeffekte. Denn die praktischen Effekte sind immer noch erschütternd genug, um das Publikum daran zu erinnern, dass es sich um einen Horrorfilm handelt, auch wenn dieser die Genre-Grenze zur Komödie sprengt. Bennys Horrorshow wird angemessen dargestellt, denn  der niedliche kleine Bär, auch wenn er in einigen Szenen fast schon comichaft wirkt mit seinem Elmo-ähnlichen Aussehen und der brüchigen Stimme, ist gnadenlos und zögert keinen Moment, bevor er Menschen oder Tiere tötet.

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Die Spannung zwischen Bennys mörderischen Possen und seiner augenscheinlich niedlichen Persönlichkeit ist nicht gerade neu, aber es macht ihn dreidimensionaler als die menschlichen Figuren, deren Bildschirmzeit eher schleppend verläuft. Eine Ausnahme bildet Jack, dessen Komik zwischen düster und trocken schwankt, sodass er viele der übertriebenen, nicht immer gut platzierten Witze auffangen kann. Außerdem stimmt die Chemie zwischen Jack und seinem kleinen Gefährten, denn Benny ist im Wesentlichen auch nur ein spielerischer Teil von Jack Identität, frei von sozialen Zwängen und Projektionsfläche für die dunkelsten Wünsche seines Besitzers.

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Größere Probleme gibt es hingegen im Timing und Drehbuch. Zum einen zünden leider einige der Witze, besonders in der Eröffnungsszene, überhaupt nicht und nehmen somit schnell das Tempo aus der Erzählung. Zum anderen gibt der Film nur bedingt eine überzeugende Erklärung für den mörderischen Charakter der possierlichen Plüschtiere, sondern bewegt sich lieber auf Nummer sicher im Bereich von Andeutungen. Schlussendlich geht es nicht so tief, dass es schlüssig wirkt. Benny Loves You versucht einen eigenen Kosmos zu etablieren, scheitert aber letztlich an seinen Ambitionen, wenn der Film seine eigenen Regeln nicht befolgt.

Benny

Fazit

Schon allein wegen des titelgebenden Charakters und den praktischen Effekten, lohnt sich ein Blick auf Benny Loves You, auch wenn der Film nicht ganz das halten kann, was er verspricht. Trotz des plüschigen Hauptdarstellers und der situationskomischen Interaktion mit seinem Besitzer hapert es letztendlich zu sehr an Drehbuch und Timing, sodass sich ein sorgloses Filmvergnügen nicht ganz durchsetzen will. Benny selbst ist unvergesslich, auch wenn sein Film es nicht ist.

Bewertung

Grauen Rating: 1 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte rating3_5
Unterhaltung  rating3_5
Anspruch Rating: 1 von 5
Gesamtwertung rating3_5

ab 16.07.2021 als Mediabook:

Benny

Bildquelle: Benny Loves You © Pierrot Le Fou

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?