Folk Horror
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13 Folk-Horror-Filme, die ihr gesehen haben solltet!

Heute widmen wir uns Horrorfilmen aus dem Subgenre des Folk Horror. Wie immer haben wir uns für euch durch eine Fülle an Filmen gewühlt und präsentieren 13 Empfehlungen, die ihr keinesfalls verpassen solltet. Viel Spaß!

Während sich andere Subgenres des Horrorfilms oft sehr leicht umreißen lassen, ist Folk Horror nur schwer greifbar – und dennoch sind unheilschwangere Landschaften, düstere vorchristliche Folklore und Menschenopfer erbringende Gemeinschaften beliebt wie nie.

In unserem Genre-Guide zum Thema Folk Horror tauchen wir tief ein in die Materie und beschäftigen uns mit der filmhistorischen Entwicklung des Genres, typischen Motiven und der Bedeutung der Elemente Landschaft, Isolation, verzerrte Glaubens- und Wertesysteme und den Kultfaktor von Ritualen.

Falls ihr also schon immer mal wissen wolltet, was sich genau hinter dem Begriff Folk Horror verbirgt, seid ihr hier bei unserem Genre-Guide genau richtig.

13. Kill List (2011)

Ein knappes Jahr nach einem traumatisierenden Einsatz in Kiew wird bei dem als Auftragskiller arbeitenden ehemaligen Soldaten Jay das Geld knapp. Wie passend, dass sein Kollege und ebenfalls Veteran Gal mit einem neuen vielversprechenden Angebot lockt: drei Menschen töten und sie haben ausgesorgt. Auf Drängen seiner Frau Shel lässt sich Jay auf diesen abenteuerlichen Auftrag ein. Was als einfacher Dienst nach Vorschrift mit einer „Kill List“ von drei Zielen beginnt, entwickelt sich für Jay schnell zu einem persönlichen Kreuzzug, bei dem sich seltsame und verstörende Vorzeichen häufen. So beginnt ein Abstieg in Wahn und Chaos…

Regisseur Ben Wheatley entfernt sich zunächst von den üblichen Motiven des Folk Horrors. Statt einnehmender Landschaften und eingeschworener Gemeinschaften zeichnet sich Kill List erstmals gerade durch deren Abwesenheit aus. Statt unheimlicher Idylle werden wir mittels schneller, rastloser Schnitte durch die abseitigen Gegenden der Urbanität gehetzt. Wheatley entfaltet zunächst ein Ehe-Drama rund um Shel und Jay, um sich dann im nächsten Akt fast vollkommen der Beziehung der zwei Veteranen und dem dreckigen Alltagsgeschäft von Profikillern zu widmen. Doch überlagern diese narrativen Schichten nur das, was tief im Kern der Geschichte verborgen liegt. Wie viele Folk-Horror-Kollegen legt Kill List mit der Zeit frei, was an heidnischem Schrecken und archaischen Ritualen im Verborgenen liegt.

Dabei geht Wheatley äußerst geschickt vor, entzieht dem Publikum durch seine Vielschichtigkeit jeglichen Halt durch Genrekonventionen und lässt es schlussendlich genauso im Dunkeln stehen wie seinen Protagonisten. Rast- und haltlos werden wir somit von einer Szene zur anderen und von einem von Jays Gewaltausbrüchen zum nächsten geschleift; wobei Letztere immer willkürlicher und intensiver werden und eine abschließende brachiale Gewalteruption unausweichlich erscheint.

Am Ende finden wir uns dann auch in Kill List in der Natur wieder. Entledigt von allen zivilisatorischen Fesseln, darf zum Ende hin eine fulminante Triebexplosion Jays Schicksal besiegeln. Und auch wenn die klammen Fesseln der archaischen Rituale sich enger und enger um Protagonist wie Zuschauende ziehen, so bleibt der Bedeutung für beide dennoch ein Geheimnis. [Heike]

12. Children of the Stones (1976)

Der junge Matthew fährt mit seinem Vater Adam in das verschlafene kleine Nest Milbury, wo der Astrophysiker die örtlichen Steinkreise untersuchen soll. Doch die seltsamen Verhaltensweisen der „Happy Ones“, wie sich die Dorfbewohner:innen selbst bezeichnen und sich obendrein ausschließlich mit „Happy Day“ begrüßen, erzeugt bei Matthew immer mehr Argwohn. Neben seinem Vater und ihm scheinen nur zwei weitere Familien, die ebenfalls erst kürzlich zugezogen sind, nicht davon betroffen zu sein. Gemeinsam versuchen sie, das Geheimnis von Milbury zu ergründen …

Children of the Stones ist ein Paradebeispiel für Folk Horror. Wir haben die prächtige britische Landschaft, die ihre mythische heidnische Vergangenheit nicht etwa vergraben im Boden versteckt, sondern hier sogar stolz in Form von allgegenwärtigen Steinkreisen zur Schau stellt. Dazu kommt eine abgeschottete Gemeinschaft mit dubios erscheinenden Traditionen und Ritualen und alles scheint auf ein übles Spektakel hinauszulaufen. Die 1977 produzierte Miniserie der BBC richtet sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche und stellt auch genau diese Zielgruppe in den Mittelpunkt der Geschichte.

Children of the Stones wird dem Anspruch als Jugendserie zwar durchaus gerecht, ansonsten verzichtet der Mehrteiler jedoch darauf, mit irgendwelchen kindlichen Albernheiten die Stimmung aufzuhellen, nimmt sein junges Zielpublikum ernst und schlägt dementsprechend auch mitunter richtig gruselige Töne an. Dafür sorgt allein schon das rurale Setting mit seinen mystischen Steinkreisen. Wenn dieser dann auch noch mit einem chantigen Score untermalt wird, scheint das nächste Menschenopfer nicht mehr weit und Gänsehaut ist garantiert.

So entfaltet sich in den sieben kurzweiligen Episoden à 25 Minuten langsam das Mysterium rund um das Dorf, seine Steinkreise und uralte heidnische Kulte. Children of the Stones wandelt dabei seiner Zielgruppe entsprechend eher auf angenehm gruseligen Mystery-Pfaden, anstatt dem blanken Horror seinen freien Lauf zu lassen. Dies tut dem hohen Unterhaltungswert jedoch keinen Abbruch, genauso wenig wie der 70er-TV-Look, der ob der flotten Inszenierung ohnehin schon bald in den Hintergrund rückt. [Florian]

11. Hagazussa (2017)

Irgendwann im 15. Jahrhundert lebt das junge Mädchen Albrun mit ihrer Mutter allein in einer kleinen Hütte in den österreichischen Alpen. Von der nahegelegenen Dorfgemeinschaft als Hexen verteufelt, fristen die beiden ein Dasein zwischen wortkarger Zweisamkeit und den ständigen Anfeindungen ihrer Mitmenschen. Eines Tages erkrankt Albruns Mutter an der Pest und verstirbt kurz darauf. Jahre später sieht sich die mittlerweile junge Erwachsene Albrun, sie hat mittlerweile selbst ein Kind, mit denselben Anfeindungen und Ausgrenzungen der Gemeinde konfrontiert. Mit ihren düsteren Gedanken und den Narben der Vergangenheit im Stich gelassen, flüchtet sie sich in die Tiefe der umliegenden Wälder, doch eine dunkle Macht scheint dort zu hausen…

Mit seinem Spielfilmdebüt Hagazussa schuf der Österreicher Lukas Feigelfeld einen der wohl finstersten Beiträge auf dieser Liste. Inmitten der österreichischen Berge zeichnet er das Bild einer von heidnischem Aberglauben zutiefst zerrütteten Gemeinschaft, deren Aberglaube Albrun zu einer kategorischen Außenseiterin degradiert. Gebrandmarkt von jahrelanger Ausgrenzung und der üblen Nachrede, die auf dem Volksglauben der Gemeinschaft fußt, versinkt die junge Frau immer mehr in psychotischen Wahnvorstellungen, die ihre Wahrnehmung nachhaltig verzerren. Ganz im Sinne dieses Volksglaubens ist es die verhängnisvolle Ahnung von einer übernatürlichen Beseeltheit ihrer Umwelt, die Albrun in grausamer Konsequenz als psychisch Gebeutelte ein furchtbares Menschenopfer abverlangt.

Lukas Feigenfeld inszeniert Albruns paranoide Schizophrenie in Hagazussa mit wahrlich beeindruckenden filmischen Mitteln. Die ruhige Kamera bietet uns in langen Natureinstellungen genügend Raum, um die besagte Beseeltheit von Pflanzen, Pilzen und Steinen selbst zu erfahren, der permanent bedrohlich wummernde Score bohrt sich tief in den Gehörgang ein. Hagazussa beschwört das Bild einer archaischen Gemeinschaft, in deren umliegenden Wäldern finstere Dämonen ihr Unwesen treiben – befeuert nicht durch tatsächliche satanistische Praktiken, sondern durch den reinen Volksglauben, der sie im Kopf einer psychisch zerbrochenen Seele zum Leben erweckt und ihre unheilvolle Präsenz bis in die Realität projiziert. [Robert]

10. Penda’s Fen (1974)

Penda’s Fen gehört mit Sicherheit zu einem der abstraktesten Beiträge auf dieser Liste und des Folk Horrors allgemein und verhandelt in sehr außergewöhnlicher bis experimenteller Weise Englands heidnische Vergangenheit anhand seines jugendlichen Protagonisten Stephen.

Die im ländlichen Pinvin in Worcestershire spielende Coming-of-Age-Story gleicht oftmals einem Fiebertraum. Denn der als Sohn eines Pastors strenggläubig aufwachsende Stephen bestreitet seine Identitätssuche nicht nur mit einer Vielzahl an Monologen, sondern vor allem durch Visionen und Albträume von Engeln, Dämonen und der heidnischen englischen Vergangenheit. Für Stephen bedeutet dies nicht nur religiöse und politische Normen in Frage zu stellen, sondern vor allem auch seine eigene Sexualität.
Penda’s Fen ist damit weit entfernt von klassischem Erzählkino, sondern bleibt in seiner experimentellen, elliptischen Erzählweise streng bei Stephen und seinen Gedanken. Und doch bearbeitet der Film nicht nur Stephens Werdegang, sondern verwebt ihn geschickt mit Englands Geschichte, sodass unser Protagonist schlussendlich auch auf König Penda von Mercia höchstpersönlich trifft – den letzten heidnischen König Mercias, nach dessen Tod die Christianisierung der Insel stark forciert wurde.

In dem phantasmagorischen Drama begleitet uns eine überaus beunruhigende Atmosphäre, während uns Stephen nicht nur seine eigenen Begierden und Ängste offenbart, sondern auch die Relikte der ruralen Landschaft. So begegnen wir nicht nur Dämonen, sondern bekommen es auch mit obskuren Menschenopfern zu tun. Penda’s Fen ist jedoch weit davon entfernt, ein blutrünstiger oder gar gruseliger Horrorfilm zu sein. Seine vereinzelten Gewaltspitzen sind rar gesät und in erster Linie gilt es, sich auf ein extravagantes Stück britischer TV-Geschichte einzulassen. Wenn einem das gelingt, so bietet der Film einen überschwänglichen Ideenreichtum, den es zu entschlüsseln gilt, und einen der außergewöhnlichsten Beiträge zum britischen Folk Horror der 70er zu erleben. [Florian]

9. November (2017)

Hexen, Werwölfe und Geister verwundern in der dunklen Märchenwelt von November niemanden, schließlich haben die Bewohner:innen des abgeschiedenen Dorfs genug mit dem hereinbrechenden Winter und der drohenden Pest zu tun. Um sich das harte Leben etwas zu erleichtern, zimmern die Menschen dort seit jeher aus allerlei Haushaltsgegenständen „Kratts“ – vom Teufel belebte Wesen, die von den Erbauer:innen mit deren Seelen bezahlt werden. Doch die Dörfler:innen wissen sich zu helfen, und so betrügt man schon mal den Teufel um seinen Teil oder zieht sich die Hosen über den Kopf, um die Pest (in Gestalt eines Ziegenbocks) zu narren. In dieser surrealen Welt verliebt sich die Bauerstochter Liina in den Dorfjungen Hans, der wiederum nur Augen für eine Andere hat. Wer könnte da helfen, wenn nicht ein Kratt?

Der estnische Regisseur Rainer Sarnet entführt uns in November auf eine fantastische Winterreise, die schwarzromantische Schauermotivik mit folkloristischen Mythen zu einem eigenwilligen Kosmos verwebt, der auch nach mehrmaligem Schauen viele seiner Geheimnisse bewahrt. Gedreht wurde November in kontrastreichem Schwarzweiß und orientiert sich insgesamt stilistisch wie inhaltlich eher an älteren Traditionen. Das Okkulte und das Übernatürliche herrschen hier mit einer Selbstverständlichkeit vor, die bisweilen urkomisch, bisweilen schauerlich erscheint. Auch die christliche Religion hat ihren Platz in der Dorfgemeinschaft, doch ist der Umgang mit den gepredigten Lehren eher frei und so spuckt manch ein:e Kirchgänger:in die Hostie nach dem Gottesdienst wieder aus, um daraus treffsichere Kugeln fürs Gewehr zu formen – quasi mit göttlicher Garantie.

Die Story dient in November ohnehin eher als Vorwand, um möglichst viele der faszinierenden, fremdartigen wie auch abstrusen Traditionen und Rituale zeigen zu können. So erheben sich an Allerseelen tatsächlich die weißgekleideten Ahnen aus ihren Gräbern und werden von ihren Angehörigen bereits auf dem Friedhof erwartet, um als Prozession bei Kerzenlicht nach Hause zu ziehen – wo die Verstorbenen dann erst einmal ausgiebig saunieren. In November herrschen uralte Bräuche, sagenhafte Gestalten und grausamer Realismus in trauter Einheit – ein Pantheon des Folk Horrors, das für wohlige Schauer sorgt. [Catherin]

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?