Shadow in the Cloud
Kritik

Shadow in the Cloud (2020) – Review

Weltkrieg, Luftgefechte und obendrein ein grimmiger Gremlin – Regisseurin Roseanne Liang wagt mit Shadow in the Cloud einen knalligen Genremix und trifft damit voll ins Schwarze. Wir haben uns für euch vorab auf die klapprige „Flying Fortress“ geschlichen!

Originaltitel: Shadow in the Cloud
Land: Neuseeland/Amerika
Laufzeit: 83 Minuten
Regie: Roseanne Liang
Drehbuch: Max Landis, Roseanne Liang
Cast: Chloë Grace Moretz, Nick Robinson u.a.

Hintergründe & Inhalt

Mitten im Zweiten Weltkrieg verschlägt es die Air-Force-Pilotin und Flugzeugmechanikerin Maude Garrett (Chloë Grace Moretz, Let Me In) auf die B-17 Flying Fortress. Als Gepäck trägt die junge Frau lediglich einen kompakten Koffer bei sich, dessen Inhalt – so ihr Auftrag – unbeschadet am Zielort abgeliefert werden soll. Die durchweg männliche Besatzung zeigt sich von ihrer Reisegefährtin wenig begeistert und verbannt Maude für die Dauer des Fluges in die Geschützkammer. Von dort aus beobachtet die toughe Soldatin, neben den feindlichen Fliegern, auch eine unheimliche Kreatur, die sich an der Flugzeugmechanik zu schaffen macht. Nachdem die Männer ihre Warnungen ignorieren, steuert die Situation schon bald auf eine Katastrophe zu.

Der Genre-Clash Shadow in the Cloud sorgte schon vor seiner Veröffentlichung für Tumult, als bekannt wurde, dass Drehbuchautor und Produzent Max Landis aufgrund von Vorwürfen wegen sexueller Belästigung vom Projekt abgezogen wurde. Daraufhin musste auch das bereits fertige Drehbuch umgeschrieben werden, wie Hauptdarstellerin Moretz berichtete. Regisseurin Roseanne Liang nahm sich der Sache persönlich an und arbeitete eine neue Version aus.

Kritik

Ob The Devil‘s Rock oder der kürzlich erschienene Ghosts of War – das triste Weltkriegsszenario mit übernatürlichen Elementen aus dem Horror-Genre zu verknüpfen, gelang in den vergangenen Jahren mal mehr und mal weniger gut. Shadow in the Cloud unterscheidet sich von den meisten dieser Filme bereits durch seine weibliche Perspektive, denn wir verfolgen die Geschichte von Maude, die sich mit einer wichtigen Mission in luftige Höhen begibt. Bereits unmittelbar nach der ersten Begegnung zwischen ihr und der Flugzeugbesatzung stellt sich heraus, dass es sich hierbei größtenteils um eine Ansammlung von Chauvinisten handelt. Sofort in die Geschützkammer des Fliegers verbannt, sieht sich Maude fortan einer Fülle an provozierenden Prollsprüchen ausgesetzt, denen sie jedoch schlagfertig entgegentritt. Regisseurin Liang schreibt die Sympathiepunkte schnell ihrer wundervollen Hauptdarstellerin zu und lässt somit keine Zweifel aufkommen, wer hier fortan das Ruder übernimmt.

Shadow in the Cloud

Shadow in the Cloud beschränkt sein Setting – bis auf wenige Minuten – voll und ganz auf das Flugzeug. Einen großen Teil der Geschichte verweilen wir sogar mit Moretz, die den Film praktisch im Alleingang trägt, direkt in der klapprigen Geschützkammer. Was außerhalb passiert, wird dem Publikum lediglich über Funksprüche mitgeteilt. Liang nutzt diese Zeit gekonnt für den emotionalen Bindungsaufbau zwischen Zuschauer:innen und Hauptcharakter. Maude entpuppt sich als ausgesprochen toughe, aber ebenso mitfühlende Heldin, die sich nicht nur den sexistischen Pöbeleien der Besatzung, sondern auch allen anderen Gefahren wacker entgegenstellt. Bereits nach kurzer Zeit stellt sich nämlich heraus, dass die überheblichen Männer nicht das einzige Problem sind, mit dem sich unsere Heldin herumschlagen muss.

Shadow in the Cloud

Denn ausgerechnet ein Gremlin, der übrigens stark an eine monströse, unfreundliche Fledermaus erinnert, hat es nicht nur auf das Flugzeug, sondern auch auf dessen Inhalt abgesehen. Maude gibt fortan alles, um neben dem wertvollen Koffer auch noch die großmäulige Besatzung vor der Kreatur zu schützen. Beginnt der Film noch als wörtlich zu nehmendes Kammerspiel, serviert uns die Regisseurin mit fortlaufender Zeit eine Fülle an verrückten Einfällen, die immer wieder zwischen Ernsthaftigkeit und Augenzwinkern chargieren. Dass zwischendrin beispielsweise mal kurz die Gesetze der Schwerkraft ad absurdum geführt werden, wirkt kein bisschen deplatziert und so sorgt Shadow in the Cloud ein ums andere Mal für hinreißend-überspitzte Momente, die die Eintönigkeit des Settings aufbrechen. Liang konstruiert einen intensiven Genrespagat, der rasante Action und Monster-Horror verschmelzen lässt und der Ernsthaftigkeit genau an den richtigen Stellen den Stecker zieht. Leerläufe gibt es in Shadow in the Cloud nicht, stattdessen erwartet die Zuschauer:innen ein höllisch-guter Trip durch die Lüfte.

Fazit

Roseane Liang gelingt ein vor Frauenpower strotzender Genremix, der mit einer bezaubernden Chloë Grace Moretz und einigen wundervollen Ideen für knackige Abendunterhaltung sorgt. Aus seinem beschränkten Setting und der schlichten Story schöpft Shadow in the Cloud ein Maximum an kurzweiligem Action-Horror.

Bewertung

Grauen Rating: 3 von 5
Spannung Rating: 4 von 5
Härte Rating: 3 von 5
Unterhaltung Rating: 5 von 5
Anspruch Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 4 von 5

Ab 30.04.2020 im Handel:

Shadow in the Cloud Shadow in the Cloud

Bildquelle: Shadow in the Cloud © capelight pictures

Als großer Fan des Horror-Kinos, insbesondere der alten Schule, diskutiere ich immer gerne mit meinen Mitmenschen über das, was mir ein Film mitgibt. Ich freue mich darauf, mich mit euch über die unendlichen Weiten des Horror-Genres auszutauschen! :)

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