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Kritik

Dolls (1987) – Review

Im Horrorgenre ist Stuart Gordon den Fans vor allem aufgrund seiner beiden hervorragenden Lovecraft-Adaptionen Re-Animator und From Beyond ein Begriff. Neben einer Handvoll an weiteren freien Verfilmungen von Geschichten des Schriftstellers hat er aber auch noch einige eher unbekannte, schrullige Genre-Perlen gedreht. Dolls ist eine davon.

Originaltitel: Dolls
Land: USA
Laufzeit: 78 Minuten
Regie: Stuart Gordon
Drehbuch: Ed Naha
Cast: Stephen Lee, Hilary Mason u.a.
VÖ: Seit 08.04.2021 im Handel

Inhalt

Auf dem Weg in den gemeinsamen Urlaub werden Judy und ihre schroffen Eltern David und Rosemary von einem plötzlichen Gewitter überrascht. Das Auto bleibt liegen, heftiger Platzregen setzt ein und die Nerven liegen blank. Doch die Reisegruppe hat Glück im Unglück, denn inmitten der englischen Landschaft findet das Trio ganz in der Nähe ein altes, gotisches Landhaus, in dem es um Obdach bittet. Bewohnt wird das willkommene Asyl von einem schrulligen Rentnerpärchen, das die Gestrandeten warmherzig aufnimmt. Alsbald findet ein weiteres Dreiergespann seinen Weg in das Anwesen, das ebenfalls vom Sturm überrascht wurde und gleichermaßen willkommen geheißen wird. Doch als die Nacht einbricht, und sich die Gäste nach und nach zu Bette begeben, erwachen in dem opulenten Gebäude plötzlich ganz andere Wesen zum Leben…

Kritik

Denkt man an die gemeinsamen Produktionen von Stuart Gordon und Brian Yuzna, wobei ersterer häufig als Regisseur und letzterer als Produzent in Erscheinung trat, kommen einem als erstes der Mix aus groteskem Humor und deftigen Splattereinlagen in den Sinn. Besonders Re-Animator und From Beyond leben von diesen Antipoden. Es war außerdem immer auch ein gewisser Mut zur Hässlichkeit, der den Filmen der beiden Berufsschmutzfinken ihren unverkennbaren Charme verliehen hat.

Dolls bildet hier insofern eine Ausnahme, dass er zwar ebenfalls reichlich abgedreht daherkommt, aber zwischen einer unbekümmert heiteren und bedrohlichen Stimmung pendelt und seinen Reiz dabei vor allem der aus dem wundervollen Setting gewonnenen Atmosphäre verdankt. Ohne mit seinen Gewaltspitzen allzu kinderfreundlich zu sein, erweckt der Film bisweilen beinahe den Eindruck, er könne für ältere Kinder gemacht sein. Doch Dolls verknüpft die Reinheit von kindlicher Unschuld mit dunklen Abgründen und so dürfte die siebenjährige Judy mit ihrer sprühenden (und definitiv nicht jugendfreien) Fantasie auch für eine ältere Klientel eine perfekte Identifikationsfigur sein, durch deren Augen die wie ein düsteres Märchen anmutende Geschichte erlebt werden kann.

DollsDüster ist vor allem das viktorianisch angehauchte Landhaus, in dem der Film spielt. Der wüste Sturm verhindert mit grellen Blitzen und unermüdlichen Regenergüssen die Flucht, während das Innere dieser alten Gemäuer für Judy fast wie eine finstere Variante von Alices Kaninchenloch daherkommt. Ihre blutigen Fantasien von einem Killer-Teddybären, der ihre dauernörgelnden Eltern brutal tötet, könnten plötzlich grausige Realität werden, denn die Puppen in diesem Haus sind keineswegs zum Spielen aufgelegt. Judy jedoch ist immun gegenüber dem Zorn der mit beeindruckender Stopp-Motion-Technik animierten Puppen und so bleiben nur die ernsten, grantigen Erwachsenen, an denen Dolls ohnehin kein gutes Haar lässt. Dass sie nichts weiter als platt geschriebenes Schlachtvieh sind, ist bei dieser Herangehensweise nur konsequent und eher als Qualität denn als Schwäche des Films zu werten. Selten ist das Ableben der Arschloch-Figuren eine so große Freude wie hier.

Dolls

Fazit

Trotz all seiner Drolligkeit lässt es sich Dolls nicht nehmen, tonal zwischen schrullig-albern und bizarr-düster zu changieren. Die Reduktion der ausufernden Splatter-Highlights eines Re-Animator stehen dem Film erstaunlich gut und verleiht ihm den Touch eines finsteren (Horror-)Märchens. Die ausgefallenen Tötungen der zum Leben erwachten Puppen erfreuen in ihrer Vielfalt aber wohl eher ein erwachsenes Publikum. So sichert sich Dolls einen besonderen Platz inmitten der ausschweifenden Splatterfeste Gordons.

 

Bewertung

Grauen Rating: 3 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  Rating: 3 von 5
Unterhaltung  Rating: 4 von 5
Anspruch  rating0_5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5

Seit 08.04.2021 im Handel:

Bildquelle: Dolls © Koch Media

Horrorfilme sind für mich die beste Möglichkeit, die Grenzen des Zumutbaren und des eigenen Sehvergnügens auszuloten und neu zu definieren. Außerdem gibt es kaum ein anderes Genre, das so viele verschiedene gute Ideen, Möglichkeiten und Geschichten hervorbringen kann, da, ähnlich wie im Science-Fiction, einfach alles möglich ist. Es ist faszinierend, wie stark einen gute Horrorfilme in ihren Bann ziehen können und dabei sowohl schockieren als auch unterhalten.

...und was meinst du?