Bruce Campbell
Abgründe

Bruce Campbell: Eine Gebrauchsanweisung

Ihr kennt noch kaum einen Film aus Bruce Campbells Filmographie, wollt das aber dringend ändern? Wir haben für euch die perfekte Gebrauchsanweisung, wo ihr anfangen und was ihr noch aufschieben solltet. Viel Spaß!

Im Bereich des Kultkinos werden nur wenige Darsteller:innen so leidenschaftlich verehrt wie Bruce Campbell. Er verkörpert all die großartigen Eigenschaften, nach denen wir in unseren Filmikonen suchen: Talent, Persönlichkeit, Witz, Charisma, Demut und Glaubwürdigkeit. Der König der B-Movies ziert seit Jahrzehnten unsere Bildschirme und bleibt seinen Wurzeln im Low-Budget-Bereich treu, auch wenn er sich gelegentlich in Fernsehserien und Mainstream-Filmen blicken lässt – mal als Hauptdarsteller, mal in Nebenrollen. Das unverwechselbare Mashup aus Comedy, übertriebenem Schauspiel und Horror hat Campbell geholfen, sich als Legende in der Horrorfilmbranche zu etablieren. Während er allgemein insbesondere für seine kultige Rolle als Ash Williams bekannt ist, ist seine Filmografie weitaus umfangreicher und Fans des erfahrenen Schauspielers werden wissen, dass Tanz der Teufel lediglich an der Oberfläche kratzt. Als solches enthält sein Œuvre eine große Vielfalt an Leckereien, die es zu entdecken gilt.

Wo soll ich anfangen?

Wenig überraschend kennzeichnet die Tanz-der-Teufel-Trilogie nicht nur Campbells Einstieg in die Welt des Horrors, sondern dient gleichzeitig auch als perfekte Eintauchhilfe in die umfangreiche Filmographie des Schauspielers. Vor knapp 40 Jahren stellte sich die von Campbell verkörperte ikonische Heldenfigur Ash Williams erstmals dämonischen Grausamkeiten und ließ damit schon erahnen, in welchen Gefilden sich der charismatische Schauspieler fortan bewegen wird. Im ersten Teil fast noch etwas zurückhaltend, entwickelt sich der Charakter Ash ab dem ersten Sequel zu der kultigen Figur, die wir heute kennen und vergöttern – tollpatschig, großmäulig und einfach liebenswert! Ash kämpft sich – mal mehr, mal weniger erfolgreich – durch Gegenwart und Vergangenheit und sorgt mit seinem ausgelassenen Schauspiel für herzhaftes Lachen. Mit einer Bandbreite von brutalem Splatter bis zu reinem Klamauk kreiert Sam Raimi mit der Tanz-der-Teufel-Trilogie eine der erfolgreichsten Horror-Reihen, deren über Jahrzehnte anhaltender Erfolg nicht nur auf die grandiose Regiearbeit zurückzuführen, sondern vor allem Campbells überragender Leistung zu verdanken ist.

Bruce Campbell als „Ash Williams“ in Sam Raimis Armee der Finsternis. © Koch Media GmbH

Wo soll ich weitermachen?

Wer sich nach der Tanz-der-Teufel-Reihe soweit mit Bruce Campbell vertraut gemacht und noch immer nicht genug hat, für den geht die Reise hier erst richtig los!

Campbells Status als Horrorikone beruht unter anderem darauf, dass er in einigen mittlerweile kultverdächtigen Filmen zusehen ist. Dazu gehören unter anderem die beiden ersten Teile der Maniac-Cop-Reihe von William Lustig, aber auch der Sci-Fi-Horror Brainslasher aus den frühen 1990er-Jahren. Campbell spielt einen Überlebenden in einer postapokalyptischen Zukunft, in der sich die verbliebenden Menschen in eine virtuelle Realität flüchten, um sich nicht mit den Schrecken der Realität befassen zu müssen. Denn diese ist nur noch ein verschmutztes Ödland, und die wenigen Menschen, die dort noch leben, sind kannibalistische Mutanten. Neben der spannenden Inszenierung der Cyberpunk-Thematik ist der kleine Genebeitrag vor allem ein herrlich gewalttätiger Spaß mit wunderbaren Darbietungen von Bruce Campbell und Angus Scrimm (Das Böse), der einfach für die Rolle des Bösewichts geborgen zu sein scheint.

Bruce Campbell
Bruce Campbell als „Stover“ in Steve Barnetts Brain Slasher. © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Weniger blutig, aber nicht minder unterhaltsam entpuppt sich Robert Dykes Science-Fiction-Film Moontrap von 1989, der auf dynamische Weise Low-Budget-Horror der 1980er-Jahre mit bekannten, wenn auch etwas klischeehaften Tropen der Science-Fiction-Ära der 1950er-Jahre kombiniert und heutzutage sicherlich für eine Extraportion Nostalgie sorgt. Neben Star-Trek-Legende Walter Koenig spielt Campbell einen von zwei erfahrenen Space-Shuttle-Piloten, die während eines Routinefluges ein außerirdisches Artefakt entdecken und dieses auf die Erde zurückbringen. Bald stellt sich allerdings heraus, dass es sich dabei um einen außerirdischen Kriegsroboter handelt, und die beiden Astronauten werden auf eine Erkundungsmission zum Mond geschickt, um das Geheimnis der Herkunft des außerirdischen Roboters aufzudecken.

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Bruce Campbell als „Ray Tanner“ in Robert Dykes Moon Trap. © VZ-Handelsgesellschaft mbh

Auch wenn Bruce Campbell immer mal wieder ernsthafte Rollen übernimmt, beweist er doch mit Bubba Ho-Tep ein weiteres Mal seine Affinität zu humorvollen Darstellungen. In einem kleinen Altenheim in Texas vegetiert der König des Rock ‘n‘ Roll, der bei einem Identitätstausch alles verlor, vor sich hin. Als plötzlich eine Mumie auftaucht, kommt Bewegung in den tristen Altersheimalltag. Elvis, der von der Belegschaft nach wie vor als seniler Imitator angesehen wird, schließt sich mit Freund Jack zusammen, der sich trotz dunkler Hautfarbe für den wahren John F. Kennedy hält. Gemeinsam machen es sich die beiden Rentner zum Auftrag, dem Grauen ein für alle Mal das Handwerk zu legen. Don Coscarelli gelingt eine wundervolle Fantasy-Horror-Komödie, die vor allem von einem Bruce Campbell in Hochform profitiert. Durchaus etwas langsam geraten, passt sich Bubba Ho-Tep dem Tempo seiner beiden Renter-Protagonisten an und überzeugt weniger mit imposanten Eyecatchern, sondern vielmehr aufgrund seines schon früh losgetretenen Sprüchefeuerwerks. Elvis lebt!

Bruce Campbell
Bruce Campbell als „Elvis Presley“ in Don Coscarellis Bubba Ho-Tep. © Rough Trade Distribution GmbH

Campbells Serien-Ausflüge

Abseits der zahlreichen Filmproduktionen lohnt sich für Serienfans sicherlich ein Blick in die verschiedenen Fernsehserien mit Bruce Cambell, da er genreübergreifend tätig war und somit für jede:n etwas dabei sein dürfte. Ob beispielsweise als Geheimagent in der komödiantischen Actionserie Jack of All Trades, quasselnder Navy Seal in Burn Notice oder aufgeblasener Dieb Autolycus in Hercules und Xena – Die Kriegerprinzessin, Campbell ist immer mit Leidenschaft bei der Sache.

Bruce Campbell als Autolycus © SchröderMedia HandelsgmbH

Ein Geheimtipp ist seine Rolle als titelgebender Kopfgeldjäger in der beliebten, aber leider kurzlebigen Serie Die Abenteuer des Brisco County Jr., eine der wenigen Westernserien, die in den 1990er-Jahren produziert wurden. Jede Episode dreht sich um ein anderes Szenario, die über verschiedene Elemente miteinander verbunden sind. Briscos Streben nach Gerechtigkeit ist die Motivation, die die Serie vorantreibt. In vielerlei Hinsicht klingt die Serie nach einem einfachen Western, aber neben traditionellen Markenzeichen von Cowboy-Geschichten gibt es sowohl Motive aus dem Action-, Science-Fiction- als auch Comedy-Genre.

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Bruce Campbell als Brisco County Jr. © Warner Home Video

Wo sollte ich besser nicht anfangen?

Auch wenn My Name is Bruce als Einstieg nahezu einladend wirkt, sollten „Frischlinge“ zunächst einen Bogen um das etwas andere Selbstporträt machen. Bruce Campbell hat nie einen Hehl daraus gemacht, was seine Karriere prägte, wo er und seine Werke stehen und hat in mittlerweile zwei Büchern niedergeschrieben, dass es durchaus seine Vorzüge hat, ein B-Movie-König in einer A-Movie-Welt zu sein. Und auch wenn der Schauspieler seine umfassende Karriere in dem von ihm selbst inszenierten Werk auf unnachahmliche Art reflektiert, arbeitet er gleichzeitig mit einer Fülle an Bezügen auf die größten Erfolge und die schwächsten Auftritte seiner Laufbahn, die bei Neulingen nur schwer Anklang finden dürften. My Name is Bruce, der wahrlich ein riesiger Spaß ist, sollte dementsprechend aufgeschoben werden, bis zumindest die größten Werke des US-amerikanischen Schauspielers abgearbeitet wurden.

Bruce Campbell in My Name is Bruce. © Capelight Pictures

Geheimtipp

1997 wandte sich Campbell unter der Regie von Josh Becker einem überaus interessanten Projekt zu. In dem Schwarz-Weiß-Thriller Running Time entledigt sich der König des humoristischen Horrorkinos all seiner Konventionen und kreiert ein stilistisches Unikum in seiner umfangreichen Karriere. Der farblose Heist-Thriller überzeugt, neben einem gewohnt starken Campbell, hauptsächlich aufgrund seines Verlaufes in Echtzeit. Dass Running Time zusätzlich mit nur wenigen, schwer erkennbaren Schnitten arbeitet, sorgt letztlich dafür, dass der Raubzug wie eine einzige fortlaufende Szene wirkt und die Geschichte dem Publikum so greifbar wie möglich dargeboten wird. Wer Campbell auch mal Abseits des gewohnten Umfeldes sehen möchte, der wird in dem Schwarz-Weiß-Thriller eine überaus abwechslungsreiche Darbietung der Horror-Ikone finden.

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Bruce Campbell als Carl in Josh Beckers Running Time. © Starlight Film

Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?